Login
Newsletter
Werbung

Do, 5. Mai 2011, 15:00

Ubuntu 11.04

Eine kleine Vorstellung von Ubuntu 11.04 »Natty Narwhal«

Laufender Betrieb

Das System startet, gleichgültig ob Ubuntu oder Kubuntu, schnell. Sofern kein automatisches Login konfiguriert wurde, muss man sich anmelden, was unter Ubuntu mit gdm, unter Kubuntu mit kdm geschieht. Danach wird der vollständige Desktop zügig aufgebaut.

Der Kernel wurde auf Linux 2.6.38.2 aktualisiert. Da sich die folgenden Ausführungen ausschließlich auf den Desktop beziehen, ist dies fast nur ein kleines Detail am Rande. Dabei brachten die letzten drei Kernel-Versionen jede Menge Neuerungen, unterstützen noch mehr Hardware und wurden auch weiter beschleunigt.

Wie gewohnt hat Root keinen direkten Zugang zum System. Zugang zum Root-Account ist aber über das Kommando sudo vorhanden. Damit kann man jeden beliebigen Befehl ausführen, nachdem man sein eigenes Passwort eingegeben hat. Wenn man, nachdem man als Root eingeloggt ist, ein Passwort vergibt, ist auch das direkte Einloggen als Root möglich.

Der GNOME-Desktop benötigt mit einem Terminalfenster ohne weitere offene Programme etwa 350 MB, nachdem ich in der Vorversion noch 220 MB gemessen hatte. Der Grund für diese Zunahme ist zum einen der Daemon ubuntuone-syncd, der im Testsystem mehr Speicher frisst als X11, obwohl er überhaupt nicht benötigt wird. Zum anderen ist auch der zeitgeist-daemon hinzugekommen, der auf diesem System 21 MB resident belegt. »Erschreckend« ist dabei, wie wenig dynamische Bibliotheken dabei gemeinsam benutzt werden. So belegt ubuntuone-syncd 45 MB resident, davon sind nur 11 MB dynamischen Bibliotheken zuzuordnen. Hier wäre einmal ein Aufräumen überfällig. Allerdings ist das Problem, von ubuntuone-syncd abgesehen, nicht Ubuntu-spezifisch.

KDE benötigt etwa 430 MB, die Zunahme im Vergleich zum letzten Test scheint aber auf Änderungen an der virtuellen Maschine zu beruhen, wodurch X11 mehr Speicher belegt. Das zeigt wieder einmal, dass die Angaben zum Speicherverbrauch nur Anhaltswerte darstellen, die sich je nach Hardware erheblich unterscheiden können.

Unity

Fehlende Hardware-Voraussetzungen für Unity

Hans-Joachim Baader

Fehlende Hardware-Voraussetzungen für Unity

Die größte Neuerung im Desktop-Bereich ist zweifellos Unity, das allerdings nicht als eigene Desktopumgebung gelten kann, sondern lediglich als alternative Oberfläche für GNOME. Unity entstand als Netbook-Oberfläche und feierte in der Netbook-Edition von Ubuntu 10.10 sein Debüt. Nach Differenzen zwischen Ubuntu und GNOME (GNOME 3 kam nach Ansicht von Ubuntu zu früh) wurde das Ziel ausgegeben, Unity zur Standard-Oberfläche zu machen, und nach zwischenzeitlichen Zweifeln auch erreicht. Aufgrund der Kontroversen, in die sich auch der bekannte Buchautor Michael Kofler mit einer kritischen Beurteilung einschaltete, durfte man sehr gespannt sein, wie sich Unity mittlerweile anfühlt.

Unity beruht noch ganz auf GNOME 2 (2.32.1) und Compiz, aber ein paar Komponenten von GNOME 3 sind enthalten: Die Barrierefreiheitstechnologie gnome-orca, der Client für soziale Netze Gwibber, das Online-Hilfeprogramm Yelp und interessanterweise auch der Aktivitäts-Aufzeichnungs-Dienst Zeitgeist 0.7.1. Mit Zeitgeist wird eine semantische Suche möglich; wo sie nutzbar ist, bleibt aber unklar - in die normalen GNOME-Komponenten kann sie noch nicht integriert sein.

Die Schnellauswahl (Dash)

Hans-Joachim Baader

Die Schnellauswahl (Dash)

Unity benötigt derzeit 3D-Beschleunigung in der Hardware, wohl weil es als Compiz-Plugin realisiert ist. Wo 3D nicht verfügbar ist, wird auf den klassischen GNOME-Desktop umgeschaltet. Dies kann man auch von Hand einstellen, wenn man Unity nicht verwenden will. Geplant ist aber, dass Unity künftig auch ohne 3D auskommen soll. Dieses »Unity 2D« ist jetzt schon auf der ARM-Netbook-Edition von Ubuntu zu finden und wird wohl in Ubuntu 11.10 Standard. Das klassische GNOME wird damit entfallen - eine logische Entscheidung, da GNOME 2.x dann schon alt ist und nicht mehr gewartet wird. Die Weiterentwicklung von Unity wird also auf GNOME 3 aufsetzen (müssen).

Zwei wesentliche Komponenten, den Starter und die Schnellauswahl, muss man vorweg erwähnen, damit die nachfolgenden Ausführungen klarer werden. Der markante Starter, der am linken Bildschirmrand eingeblendet wird, dient hauptsächlich zum schnellen Starten von Programmen. Durch Klick auf das Ubuntu-Symbol oben wird die Schnellauswahl (Dash) gestartet, mit der man nach Anwendungen suchen oder sich durch Kategorien klicken kann. Bei der Dash handelt es sich im Prinzip um einen Browser, doch leider kann sie nicht als solcher bedient werden. So fehlt eine einfache Möglichkeit, eine Ebene zurück zu gehen (ein Menü existiert aber), und beim Überfahren eines Icons mit dem Mauszeiger fände ich es sinnvoll, Informationen dazu anzuzeigen, so wie es Dateimanager üblicherweise schon machen. Aber vielleicht kommt das alles noch.

Um herauszufinden, wie sich Unity anfühlt und warum es kritisiert wurde, überlegte ich mir, welche Aktionen ich üblicherweise auf dem Desktop ausführe, um Anwendungen zu starten oder zu organisieren. Sicher hat meine Arbeitsweise wenig mit dem zu tun, was für andere normal ist. Ich setze hier KDE4 ein und arbeite hauptsächlich in mehreren Firefox-Fenstern mit einer größeren Anzahl von Tabs, einer Menge von Konsolen-Fenstern, ebenfalls mit zahlreichen Tabs, und Editoren. Die meisten Aufgaben sind auf der Kommandozeile weit schneller als durch Herumklicken auf einer wie auch immer gearteten Oberfläche zu erledigen, wenn man nur einigermaßen mit den Kommandos und der Shell vertraut ist.

Der Arbeitsflächenumschalter

Hans-Joachim Baader

Der Arbeitsflächenumschalter

Da ich meine Fenster in vier virtuellen Desktops organisiert habe, gehört das Umschalten zwischen den Arbeitsflächen zu meinen häufigsten Tätigkeiten. Zufällig enthält Unity standardmäßig ebenfalls vier Arbeitsflächen, die allerdings im Quadrat angeordnet sind. Das Wechseln zwischen diesen ist über den im Starter vorhandenen Pager möglich. Klickt man diesen, sieht man die Arbeitsflächen in einer Übersicht und kann durch Doppelklick zu einer davon wechseln. Es ist klar, dass das zu umständlich ist. Glücklicherweise kann man Kurztasten definieren, mit denen man direkt zu einem der Arbeitsflächen gelangt. Diese legte ich natürlich auf STRG+F1 bis STRG+F4 wie bei KDE. Das Umschalten mittels dieser Tasten ist dann mit einer kurzen Animation verbunden. Es wäre sinnvoll, wenn diese Tasten standardmäßig definiert wären; es gibt zwar zahlreiche vordefinierte Tasten, doch genau diese fehlten.

Das Starten von Programmen per Tastatur ist mit ALT+F2 möglich. Das ist die schnellste und meine bevorzugte Methode auch unter KDE. Kennt man den Namen des Programms nicht genau, kann man die Programmauswahl öffnen, das installierte Programme anzeigt. Über das Suchfeld findet man schnell das Gewünschte. Gestartet wird das Programm dann mit einem Einzelklick. Leider ist das inkonsistent, da die meisten Aktionen ansonsten einen Doppelklick erfordern, so wie es üblicherweise in GNOME Classic eingestellt ist.

Nicht nur Programme, sondern auch Ordner, die man dann in Nautilus öffnen kann, kann man auf diese Weise suchen. Generell scheint Unity stark auf das Suchen und weniger auf das Durchstöbern von Verzeichnishierarchien ausgerichtet zu sein. Dies ist eine durchaus praktische Neuerung, die wohl durch das Verhalten von Webbrowsern inspiriert wurde (die meisten Webseiten erreicht man, indem man danach sucht).

Anwendungen lassen sich natürlich auch mit dem Starter starten; sie lassen sich aus dem Starter entfernen (durch Rechtsklick aus dem Kontextmenü oder durch Ziehen auf den Mülleimer), außer dem Arbeitsflächenumschalter und dem Mülleimer. Hinzufügen geht durch Ziehen aus dem Dashboard, oder indem man eine bereits gestartete Anwendung, deren Icon im Starter erscheint, per Kontextmenü dort fixiert.

Die Programmauswahl

Hans-Joachim Baader

Die Programmauswahl

Unity enthält auch Vertrautes: Ein Klick in ein Fenster bringt es in den Vordergrund; Alt+Tab erlaubt Wechsel zwischen Fenstern, allerdings zeigt es nicht den Namen der Anwendung an, was das Finden der richtigen Anwendung schwierig machen kann. Auch Copy & Paste funktionieren wie erwartet.

Eine weitere, ziemlich kontroverse Neuerung von Unity ist, dass die Menüleiste von Anwendungen grundsätzlich im Panel am oberen Bildschirmrand erscheint. Das heißt, immer das Menü der gerade aktiven Anwendung erscheint dort, die anderen sind nicht sichtbar und belegen damit keinen Platz. Der Vorteil der Platzersparnis ist offensichtlich, die große Entfernung zwischen Anwendungsfenster und Menü, die sich auf großen Bildschirmen ergeben kann, ist allerdings sicher ein Nachteil. Ändern kann man es leider momentan nicht. Meiner Meinung nach könnte hier eine kleine Änderung schon einen guten Kompromiss ergeben: Nur bei maximierten Anwendungen sollte die Menüleiste im Panel erscheinen. Noch besser wäre es allerdings, dies konfigurierbar zu machen, wobei eine globale Einstellung noch einmal fensterspezifisch änderbar sein sollte.

In Kombination mit dem Starter ergibt die Anordnung der Fensterknöpfe links, die zu den strittigsten Neuerungen in Ubuntu 10.04 LTS gehörte, mehr Sinn, da damit der Weg des Mauszeigers vom und zum Starter kürzer ist. Ob man sich daran gewöhnen kann oder will, ist eine andere Frage. Wer es nicht will, kann immer noch ein anderes Theme auswählen, das die Buttons rechts belässt.

Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung