Login
Newsletter
Werbung

Mo, 25. Februar 2013, 14:00

LibreOffice 4.0 selbst compilieren

Entpacken

Die Archive entpacken sich alle in das Verzeichnis libreoffice-4.0.0.3 unterhalb des aktuellen Verzeichnisses. Man entpackt sie mit

tar --lzma -xvf libreoffice-4.0.0.3.tar.xz
tar --lzma -xvf libreoffice-translations-4.0.0.3.tar.xz

Wer ein veraltetes tar besitzt, das noch keine Unterstützung für xz-Archive enthält, schreibt stattdessen

xzcat libreoffice-4.0.0.3.tar.xz | tar xvf

Entpackt belegen die Quellen über 2,5 GB, wobei dieser Wert je nach Dateisystem schwanken kann.

Compilieren

Das Compilieren und Ausführen von LibreOffice ist auf der Entwickler-Seite gut beschrieben. Wir halten uns an die dortige Darstellung.

Ein großes Projekt wie LibreOffice setzt einiges an externen Komponenten voraus. Diese sind in den Archiven aller größeren Linux-Distributionen vorhanden, aber nicht unbedingt installiert. Je nach Distribution kann man nun eventuell eines der folgenden Kommandos ausführen, um sie zu installieren (als Root).

Debian: apt-get build-dep libreoffice

Opensuse: zypper si -d libreoffice

Fedora: yum-builddep libreoffice

Bei Debian funktioniert das nur, wenn die passenden »source«-URIs in /etc/apt/sources.list eingetragen ist. Das sollte normalerweise der Fall sein, aber es ist ja denkbar, dass man die Zeile »wegoptimiert hat«, um die Downloads etwas zu verringern. Dann kommt es zu der folgenden Fehlermeldung, die aber für sich spricht:

E: Sie müssen einige »source«-URIs für Quellpakete in die sources.list-Datei eintragen.

Der Umfang der Abhängigkeiten ist beachtlich; je nachdem, was bereits installiert ist, können noch über 170 Pakete zusätzlich erforderlich sein.

Die nächsten Schritte sind simpel, dauern jedoch eine Weile. Diese werden natürlich nicht als Root, sondern als normaler Benutzer ausgeführt.

./autogen.sh
make
make dev-install

Das make kann durchaus eine Stunde in Anspruch nehmen. Das anschließende make dev-install installiert das Resultat nur innerhalb des Quellcode-Verzeichnisses; dies genügt aber zum Debuggen und man kann, wenn man will, LibreOffice auch permanent aus diesem Verzeichnis starten.

Die Compilierung wird fehlschlagen, wenn der Rechner währenddessen keine Internet-Verbindung hat. Denn das Generiersystem lädt eine Menge zusätzlicher Dateien herunter und compiliert sie. Dabei handelt es sich vermutlich - genaue Angaben liegen nicht vor - um die Abhängigkeiten, die auf dem System nicht oder nicht in der passenden Version vorgefunden werden. Es ist also wohl gar nicht nötig, alle mit der Paketverwaltung ermittelten Abhängigkeiten zu installieren - LibreOffice bedient sich selbst. Aus diesem Grund muss man auch die Wörterbücher und die Online-Hilfe nicht manuell herunterladen. LibreOffice holt sie sowieso, gleichgültig ob sie bereits vorhanden sind oder nicht.

Nach der Compilierung belegt das LibreOffice-Verzeichnis 8,3 GB auf der Platte (je nach Dateisystem auch mehr oder weniger). Nun hat man zwei Möglichkeiten, das Resultat zu nutzen. make install (als root) installiert die Software komplett ins System, und zwar unter /usr/local, wenn man die Optionen nicht geändert hat. Diese Möglichkeit bietet sich an, wenn man den Quellcode nicht mehr benötigt, weil man danach das ganze Quellverzeichnis löschen kann. Die andere ist, LibreOffice an Ort und Stelle zu nutzen. Wer LibreOffice im Debugger GDB starten will, gibt einfach

make debugrun

ein. Zur einfachen Nutzung kann man stattdessen

cd install/program ; . ./ooenv ; ./soffice --writer

verwenden; hier wird die Textverarbeitung Writer gestartet. Warum die Oberfläche allerdings in Englisch erscheint, ist unklar. Vielleicht muss man doch eine vollständige Installation durchführen, um in den Genuss der Übersetzungen zu kommen.

Das selbst compilierte LibreOffice mit englischsprachiger Oberfläche

Hans-Joachim Baader

Das selbst compilierte LibreOffice mit englischsprachiger Oberfläche

Der Artikel endet hier, doch der interessante Teil der Übung beginnt erst jetzt. Man kann nun den Quellcode in Augenschein nehmen, Änderungen vornehmen oder einen Fork erstellen...

Das LibreOffice-Wiki enthält einige Hinweise für Einsteiger, wie man sich an der Entwicklung beteiligen kann. Es gibt eine Liste von einfachen Aufgaben für den Anfang, und bei Fragen stehen erfahrenere Entwickler im IRC und auf den Mailinglisten bereit. Wer lieber Erweiterungen schreiben will, findet unter anderem die API-Dokumentation auf den Projektseiten.

Fazit

LibreOffice ist überraschend einfach zu compilieren. Es sind zwar einige Pakete zu installieren, ohne die das Bauen nicht möglich ist, aber das sollte keine Schwierigkeit darstellen.

Ansonsten benötigt man nur etwas Geduld - und eine Menge Plattenplatz, an die 10 GB. Fehler traten beim Compilieren erfreulicherweise nicht auf. Somit steht Interessierten an einer Beteiligung an LibreOffice nichts im Wege.

  • Das Werk darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes müssen unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden. Der Name des Autors/Rechteinhabers muss in der von ihm festgelegten Weise genannt werden.

    - Weitere Informationen
Kommentare (Insgesamt: 26 || Alle anzeigen )
Re[2]: Ist doch ganz einfach ;) (Erdie, Do, 28. Februar 2013)
Re[4]: make beschleunigen (ah, Mi, 27. Februar 2013)
Re[2]: make beschleunigen (macher, Di, 26. Februar 2013)
Re[4]: Ist doch ganz einfach ;) (openWeb, Di, 26. Februar 2013)
Re[3]: Ist doch ganz einfach ;) (lilili, Di, 26. Februar 2013)
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung