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Do, 18. Juli 2013, 15:00

Fedora 19

Multimedia im Browser und auf dem Desktop

Wegen der Softwarepatente in den USA kann Fedora, ebenso wie die meisten anderen Distributionen, nur wenige Medienformate abspielen, da es viele benötigte Codecs nicht mitliefern kann. Wenn man versucht, eine MP3- oder Videodatei abzuspielen, dann bieten die gängigen Player aber die Option an, über die Paketverwaltung nach passenden Plugins zu suchen.

Damit die Suche in der Paketverwaltung Aussicht auf Erfolg hat, muss man vorher die zusätzlichen Repositorien von RPM Fusion eintragen. Das muss man wissen oder durch Suchen im Web herausfinden. Die Repositorien kann man eintragen, indem man die Webseite von RPM Fusion besucht. Von dieser kann man Pakete installieren, die die Repositorien hinzufügen. Dies gilt für alle Desktops gleichermaßen. Die Installation funktioniert prinzipiell mit Konquerer und Firefox. Bei ersterem fiel auf, dass viel zu oft das Root-Passwort verlangt wurde und am Ende eine Fehlermeldung scheinbar den Fehlschlag der Aktion verkündete. Doch trotz dieser Meldung war alles installiert. Nicht viel besser war es unter Cinnamon mit Firefox. Dort wurde nach der Eingabe des Passwortes trotz korrekter Eingabe in der Dialogbox die Zeile »Entschuldigung, das hat nicht geklappt« angezeigt, nur um dann fortzusetzen und die Pakete korrekt zu installieren. Ob es vielleicht nach Jahren einmal irgendjemanden juckt, dass diese Fehler, die eigentlich ein absolutes Unding sind, endlich korrigiert werden?

Abspielen von WebM-Videos mit Firefox in Mate

Hans-Joachim Baader

Abspielen von WebM-Videos mit Firefox in Mate

Keinerlei Probleme machte die Installation dagegen unter Mate. Nur eine Passworteingabe, einmal bestätigen und das Paket war installiert, ohne dass reale oder tatsächlich gar nicht existierende Fehler gemeldet wurden.

Danach ist es ratsam, gleich die benötigten Softwarepakete zu installieren. Das erspart mögliche Probleme, bei denen die Anwendungen die nötigen Plugins doch nicht finden, falsch installieren oder ähnliches, wie es zumindest bis Fedora 18 durchaus vorkam. Zudem muss man die Anwendungen meist neu starten, nachdem ein Plugin installiert wurde. Am schnellsten und einfachsten ist somit eine manuelle Installation der GStreamer-Plugins, insbesondere gstreamer1-plugins-ugly und gstreamer1-libav (gstreamer-plugins-ugly und gstreamer-ffmpeg für die ältere Version 0.10 von GStreamer).

Standard-Player für Audio und Video ist unter Cinnamon der Gnome-Player »Videos«, früher »Totem« genannt. Unter KDE sind es Amarok und Dragonplayer. Während Amarok funktionierte, stoppte Dragonplayer das Abspielen jedes Videos nach wenigen Sekunden und funktionierte danach nicht mehr richtig oder stürzte ab. Nunja, Dragonplayer war, wie alle anderen von KDE mitgelieferten Player vor ihm, noch nie ernsthaft zu gebrauchen. Man installiert eben ein bewährtes Programm wie (S)MPlayer, VLC oder Xine. Oder besser alle drei.

Unter Mate trübten zwei kleine Probleme den bis dahin guten Eindruck. Es stellte sich heraus, dass kein Audio- und kein Videoplayer installiert war, jedenfalls war auch bei gründlicher Suche keiner zu finden. Man muss also einen Player in der Paketverwaltung, die in dieser Hinsicht alles andere als komfortabel ist, suchen und installieren. Auswahl gibt es dabei genug - seltsam ist allerdings, dass keine Version von Totem für Gnome 2.32 bzw. Mate vorhanden ist. Beim Abspielen selbst gab es dann keine Problem mehr. Lediglich der Dateimanager Caja stürzte bei einer Aktion ab. Solange so etwas nur beim Abspielen von Mediendateien passiert, ist es lediglich ein kleines Ärgernis, und vielleicht steht schon bald ein Update zur Verfügung.

Nachdem das Flash-Plugin für Firefox eingestellt wurde, gestaltet sich die Situation beim Abspielen von Flash-Videos aus dem Web etwas schwieriger. Eine Alternative ist natürlich Google Chrome, der den Flash-Code von Adobe eingebaut hat. Wer den unfreien Browser nicht nutzen will, hat immer noch einige Möglichkeiten. So ist das Videoformat WebM inzwischen recht verbreitet und funktioniert einwandfrei, beispielsweise bei der Tagesschau. Auf Youtube und anderen Videoseiten wird man dagegen nicht jedes Video im WebM-Format finden. In manchen Fällen hilft die freie Flash-Implementation Lightspark, die in Version 0.7.2, also nur geringfügig verbessert gegenüber Fedora 18, vorliegt, und leider nach wie vor unzuverlässig ist. Teilweise war sie nicht in der Lage, die Audiospur eines Videos wiederzugeben, obwohl das Video selbst sichtbar war. Funktioniert das alles nicht, kann man immer noch das Video herunterladen und in einem externen Player öffnen.

Paketverwaltung und Updates

Wenig hat sich bei der Paketverwaltung getan. Installation bzw. Deinstallation und das Aktualisieren von Paketen sind weiterhin separate Anwendungen, die aber auch von der Paketverwaltung aus aufgerufen werden können. Sie funktionieren normalerweise reibungslos und die Updates, wenn sie auch zahlreich sind, sind dank Delta-RPMs oft erstaunlich klein und schnell installiert.

Die Paketverwaltung baut unter Gnome und KDE grundsätzlich auf PackageKit auf. Die Programme - gpk-application 3.8.2 bzw. apper 0.8.1 - sind komfortabel genug. Etwas Vergleichbares wie das Software Center von Ubuntu bietet Fedora jedoch nicht.

Paketverwaltung gpk-application in Cinnamon

Hans-Joachim Baader

Paketverwaltung gpk-application in Cinnamon

Paketverwaltung Apper in KDE

Hans-Joachim Baader

Paketverwaltung Apper in KDE

Mate verwendet die grafische Oberfläche Yumex (Yum Extender) für die Paketverwaltung und Updates. Das Programm funktioniert recht ordentlich, allerdings besitzt es eine Unart, die in anderen Programmen bereits beseitigt wurde: Es zeigt sowohl die 32- als auch die 64-Bit-Softwarepakete an, obwohl man normalerweise nur eines davon benötigt. Auch die Suche nach Anwendungen ist nicht sehr komfortabel. Interessant ist dagegen, dass man mit Yumex den Verlauf der Software-Installationen und Updates ansehen kann. Und da diese seit einiger Zeit als Transaktionen ausgeführt werden, ist es auch möglich, diese rückgängig zu machen. In den Programmen von Cinnamon/Gnome und KDE fehlt diese Möglichkeit.

DNF, ein möglicher und teilweise schnellerer Ersatz für Yum, wurde von Version 0.2 auf 0.3 aktualisiert. DNF ist zwar inoffiziell, aber wer gerne auf der Kommandozeile arbeitet, kann ruhig damit experimentieren.

Paketverwaltung YumEx in Mate

Hans-Joachim Baader

Paketverwaltung YumEx in Mate

Fazit

Es liegt in der Natur der Sache, dass man bei der Installation eines neuen Systems auf Neuerungen stößt, die man erst einmal als ärgerlich oder unverständlich empfindet. Bisweilen ist es nötig, damit Erfahrungen zu sammeln, bis man sie verstanden hat und sie akzeptiert. Manchmal, aber bei weitem nicht immer, handelt es sich um echte Fehler. Beides macht man bei Fedora jedes halbe Jahr mit. Was die Fehler betrifft, so halten sie sich in Fedora 19 in engen Grenzen, und viele anfängliche Fehler werden schnell behoben.

Insgesamt ist Fedora für die hohe Qualität zu loben, die das Projekt mit Version 19 abgeliefert hat. Obwohl einige bedeutende Neuerungen eingeflossen sind, ist die neue Version in einem ausgezeichneten Zustand. Vielleicht spiegelt das aber auch nur die allgemeine Weisheit wider, dass die neueste Version von freien Softwareprojekten fast immer die beste ist.

Bedeutende Neuerungen gegenüber Fedora 18 sind die erstmalige Aufnahme von Cinnamon als neue Desktop-Option und die erneuerte Version von Mate. Beides wird die zahlreichen Anhänger der alten Version von Gnome jubeln lassen. Wie zahlreich die Nutzer von Mate bzw. Cinnamon sind, lässt sich zwar nicht beziffern, beide Umgebungen sind jedoch, rein subjektiv gesehen, für Desktops die bessere Wahl als Gnome. Enttäuschend ist, dass es es keinen Enlightenment-Spin zu geben scheint, ja nicht einmal E17-Pakete im Repositorium, was nach dem Erscheinen von Enlightenment 17 doch wünschenswert gewesen wäre. Doch Desktopumgebungen sind ein Stück weit auch Geschmackssache, und neben den genannten stehen noch einige andere zur Nutzung bereit, so dass nahezu jedem geholfen werden kann.

Von den weiteren Neuerungen soll noch hervorgehoben werden, dass man nun ein rein auf Btrfs beruhendes System einrichten kann, was bisher zumindest nicht auf so einfache Weise möglich war. Damit können nun viel mehr Benutzer direkt von den überragenden Fähigkeiten des neuen Dateisystems profitieren.

Insgesamt hat sich an der Ausrichtung von Fedora natürlich nichts geändert. Fedora bringt reichliche und häufige Updates und ist damit immer aktuell. Doch das ist auch die größte Schwäche der Distribution: Die Basis ändert sich ständig und es gibt keine Version mit langfristigem Support. Alle sechs Monate, spätestens aber nach 13 Monaten mit dem Ende des Supports der installierten Version, ist das Update auf die neueste Version Pflicht. Das ist normalen Anwendern nicht zumutbar, nicht nur wegen des Aufwands, sondern auch weil es dabei durchaus zu unliebsamen Überraschungen kommen kann. Andere Distributionen, insbesondere Ubuntu oder Debian, bieten nicht nur wesentlich längeren Support, sondern ermöglichen auch das Update ohne Unterbrechung des Betriebs.

Für mich bleibt es dabei, dass Fedora in erster Linie für erfahrene Benutzer geeignet ist, die immer die neueste Software wollen und auch kein Problem mit den Updates haben. Andere Benutzer haben keine vollständig mit Fedora vergleichbare Alternative. Es gibt natürlich Red Hat Enterprise Linux und einige davon abgeleitete Distributionen, aber diese Distributionen sind eben nicht exakt Fedora, schon weil sie nie genauso aktuell sein können. Dennoch stellt Fedora eine der besten Optionen dar, sich den aktuellen Stand der Technik in Linux anzusehen.

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