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Do, 7. Juli 2016, 15:00

Interview mit dem Musiker Daniel Schlep

-> Die Idee freier Software geht ja über reinen Code hinaus und fängt bereits beim Denken an, daher die Frage: Ist [DS] Drum-Studio frei, d.h. kann man als Lehrer die gleichen Konzepte wie Sie verwenden?

<- Jeder Mensch sollte frei sein. Ich lade Interessierte dazu ein, meine Ideen zu nutzen und weiterzuentwickeln. Meine Notation ist ein gutes Beispiel. Welche und wie viele Zeichen der jeweilige Musiker einträgt, sei ihm überlassen. Wichtig ist der Inhalt, der transportiert werden soll.

-> Was halten Ihre Musikerkollegen von freier Software? Kennen Sie noch mehr Musiker, die darauf setzen?

<- Bisher bin ich noch recht allein – zumindest offiziell. Und daher halte ich für dieses Thema die Fahne in die Luft. Viele Musiker haben nur wenig Erfahrung im Bereich Technik bzw. bewegen sich nur auf den Linien des Mainstreams. Sie nutzen oft den Firefox Browser oder den VLC Player, wissen aber nichts über deren Herkunft. Oft sind Musiker bzw. Künstler generell auch einfach froh, wenn der (wie ich ihn nenne) »Apple-Magic-Button« alle weiteren Details für sie übernimmt. An dieser Stelle werden sie zu Konsumenten. Doch dieser Weg ist für Kreative grundsätzlich falsch. Wer nur auf Lösungswege anderer setzt und selbst kein tieferes Wissen über seine Werkzeuge besitzt, verliert die eigentliche Kontrolle. Und nur mit dieser kann wirklich kreatives Arbeiten funktionieren.

-> Für Sie gehören »Freiheit« und »Kreativität« zusammen. Wie berührt diese Haltung das Thema »geistiges Eigentum« und »Copyright«? Nutzen Sie beispielsweise freie Lizenzen wie Creative Commons für Ihre Werke?

<- Ich lebe bewusst nicht von Musikverkäufen bzw. groß angelegten Verwertungssystemen. Im Zuge meiner Bildungsarbeit habe ich ein Buch geschrieben, welches von einem Verlag vertrieben wird. Und mein Workshop war von Anfang an kostenfrei verfügbar. Nachdem diese Werke veröffentlicht wurden, habe ich immer mehr über geistiges Eigentum und Copyright gelernt. Ich finde den grundsätzlichen Gedanken des Schutzes einer Idee nicht falsch, da er ursprünglich Inhalte und oft auch den kleinen Mann dahinter stärken sollte. Leider ist es gelaufen wie immer: Ein eigentlich guter Gedanke hat eine Halbwertszeit von fünf Minuten - dann kommen die Gierigen und schaffen sich ein System, um die Idee auszubeuten. Am Ende gilt: Unsere persönliche Arbeitskraft sollte immer der wichtigste Faktor bleiben. Wer z.B. live bzw. direkt mit Menschen arbeitet, bringt immer auch seine eigene Farbe ins Spiel. Und diese hat am Ende mehr Kraft als jedes Urheberrecht. Wer wirklich kreativ ist und etwas als Person, als Mensch verkörpert, kann immer neue Inhalte schaffen und braucht keine Sorge vor Kopien zu haben. Die Creative Commons halte ich für einen wichtigen kulturellen Schritt. Daher stelle ich dieses Feld in meiner aktiven Arbeit und auch in Magazinen vor. Eine eigene Veröffentlichung plane ich in diesem Bereich ebenso.

-> Was halten Sie davon, dass Musiker ihre Musik unter freien Lizenzen auf Seiten wie Jamendo oder Bandcamp anbieten? Nutzen Sie diese Dienste oder ähnliche vielleicht selbst?

<- Ich finde diese Option sehr gut. Man findet als Musiker oder Musikinteressierter so auch ganz andere Impressionen als im Radio oder im kommerziellen Download-Shop. Diesen Punkt binde ich auch aktiv in meine Bildung ein, um meinen Schülern und Lesern neue Perspektiven zu verschaffen. Ich empfehle z.B. das Free Music Archive – dort erlebt man einen breit gefächerten Einblick in verschiedene Stilistiken mit Werken von Amateuren und Profis.

-> Vielen Dank, Herr Schlep, für den Einblick in die Welt eines Musikers, der freie Software beruflich einsetzt.

Autoreninformation

Dominik Wagenführ (Webseite) spielt Keyboard, hat aber dennoch kein gutes Taktgefühl und sollte bei Daniel Schlep ggf. in Lehre gehen.

Dieser Artikel ist in freiesMagazin 06/2016 (ISSN 1867-7991) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.

  • Das Werk darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes müssen unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden. Der Name des Autors/Rechteinhabers muss in der von ihm festgelegten Weise genannt werden.

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