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Do, 30. Juni 2016, 15:00

Linux-Distributionen im Vergleich – eine etwas andere Auswahl

In diesem Artikel werden eine Reihe von Linux-Distributionen vorgestellt, die nicht so bekannt sind wie die klassischen »großen« Distributionen oder nicht so häufig verwendet werden, weil sie entweder für spezielle Anwendungen oder für einen besonderen Benutzerkreis konzipiert sind.

Ziel dieses Artikels ist es, diese Distributionen ein bisschen näher kennenzulernen, damit man weiß, was zur Verfügung steht, wenn man einmal etwas ganz Bestimmtes braucht. Allerdings soll auch aufgezeigt werden, ob diese Distributionen ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden oder ob sie Mängel oder Probleme aufweisen, die ihre Benutzung für den gewünschten Zweck ungeeignet machen.

Alle Distributionen wurden für diesen Artikel neu in einer virtuellen Maschine installiert. Soweit es möglich war, wurde die jeweilige 64-Bit-Variante verwendet.

Die Distributionen, die betrachtet werden sollen, sind:

  • Knoppix, eine Live- oder Mini-Distribution
  • Puppy Linux, ebenfalls eine Mini-Distribution
  • Vector Linux, eine auf Slackware basierende Distribution, die auf Geschwindigkeit und Stabilität ausgerichtet ist
  • Gentoo Linux, eine sog. Meta-Distribution mit Rolling-Release-System

Knoppix – ein Rettungssystem

Knoppix ist als Rettungssystem konzipiert und wird deswegen auch direkt vom Installationsmedium gestartet. Eine Installation ist nicht notwendig, lässt sich aber dennoch durchführen. Dazu startet man Knoppix zunächst im Live-Modus und folgt dann den Anweisungen zur Installation.

Knoppix basiert auf Debian mit einer Software-Auswahl aus den »testing« und »unstable« Zweigen und kann in mehreren Varianten heruntergeladen werden: als LiveCD oder LiveDVD für Deutsch oder Englisch, in 32-bit und 64-bit. Für diesen Artikel wurden CD und DVD getestet.

Die getestete Version 7.6.1 kommt mit dem Linux Kernel 4.2.6 und ist vollständig auf Deutsch und Englisch verfügbar. Als grafische Oberfläche setzt Knoppix auf LXDE.

Vergleich der Büro-Anwendungen, links DVD, rechts CD

Alexander Blesius

Vergleich der Büro-Anwendungen, links DVD, rechts CD

Das Ziel von Knoppix ist, »komplett von CD, DVD oder USB-Stick« lauffähig zu sein, also sich vollständig im Live-Modus benutzen zu lassen.

Bemerkenswert ist die Menge an Standardsoftware, die bei der DVD mitgeliefert wird: Sie reicht von der kompletten LibreOffice-Suite über verschiedene Lernprogramme, Bild-, Ton- und Videobearbeitung, mehrere Mail-Programme und Web-Browser bis hin zu den Anwendungen, für die es eigentlich ja vorgesehen ist, nämlich den Analyse- und Datenrettungswerkzeugen.

Allein mit dieser Fülle an vorinstallierter Software eignet sich Knoppix, um es zum Beispiel auf einen USB-Stick zu installieren, um ein mobiles Linux dabei zu haben, wenn man es braucht.

Auf der CD ist natürlich eine ungleich kleinere Menge an Software vorhanden: So bringt die CD bspw. keine eigene Anwendung zum Betrachten von PDF-Dokumenten mit; stattdessen werden PDFs in der Notiz-Anwendung Xournal geöffnet.

Auf der DVD wird außerdem eine Fülle von Spielen sowie Wine zur Unterstützung von Windows-Software mitgeliefert, was auf der CD nicht enthalten ist. Da wie gesagt Knoppix hauptsächlich zur Datenrettung und Systemwiederherstellung genutzt wird, sollte die CD für diese Nutzung auch ausreichen. Somit eignet sich die DVD zusammenfassend, um Knoppix auf einem Computer fest zu installieren, weil eine Menge an Software bereits vorhanden ist, die bei der Installation von der CD erst nachinstalliert werden müsste. Die CD hat ihre Stärke dagegen gerade darin, dass sie nur eine kleine Auswahl mitbringt, die aber zum Ausprobieren, Reparieren oder Kennenlernen von Knoppix oder von Linux erst einmal ausreichend wäre. Mit nur 700 MB muss so weniger heruntergeladen werden als bei der DVD. Dies kommt Nutzern mit geringer Bandbreite zugute.

Um neue Software zu installieren, sind zwei Wege möglich: Zum einen über Synaptic, die grafische Paketverwaltung, und über die Kommandozeile, entweder über apt-get, aptitude (beides vorinstalliert) oder die etwas neuere Variante apt.

Eine Besonderheit von Knoppix ist, dass es besonders auf die Bedürfnisse von Anwendern mit Sehschwäche ausgerichtet ist. Deswegen bringt Knoppix nicht nur diverse Werkzeuge für den barrierefreien Zugang zum Web und zum Computer mit, wie einen Screenreader, Bildschirmlupe oder Viacam (Benutzung der Webcam, um die Maus durch die eigene Blickrichtung zu steuern), sondern bringt gleich ein fertig konfiguriertes System, Adriane (erreichbar durch Übergeben der Boot-Option adriane oder indem die Adriane-CD/DVD verwendet wird), mit.

Beide Installationsmedien, DVD und CD, richten einen Benutzer mit Standardrechten neben dem root-Benutzer ein, was für viele Nutzer eine Sicherheitsmaßnahme für die Benutzung als Betriebssystem ist.

Eine weitere Besonderheit von Knoppix ist, dass beim Booten eine Liste von Parametern übergeben werden kann, die sehr spezifische Einstellungen ermöglichen. So kann beispielsweise der KDE-Desktop oder der GNOME-Desktop verwendet werden, Adriane gestartet werden, Tastaturbelegung und Lokalisierungseinstellungen gesetzt werden und der Kompositor Compiz deaktiviert werden. Viele dieser Parameter funktionieren nur auf der DVD, weil etwa die anderen Desktopumgebungen auf der CD nicht mit ausgeliefert werden, sondern dort nur der Standard-Desktop, LXDE, verfügbar ist.

Knoppix lässt sich durch die vielen mitgebrachten Pakete sowohl über ein Terminal als auch grafisch gut bedienen. Es eignet sich gut, um kleine Reparaturen an einem kaputten System vorzunehmen oder Daten zu retten. Außerdem ist es für Anwender geeignet, die aus unterschiedlichen Gründen einen barrierefreien Zugang zum Internet suchen.

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