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Do, 29. September 2016, 15:00

Einführung in Gregorio 4.1.4

Projekte im Umkreis

Zwar bietet Gregorio exzellente Ergebnisse, das macht aber nur einen Teil des Reizes dieser Software aus. Beinahe genauso wichtig sind die vielen kleinen Projekte im Umkreis, die die Benutzerfreundlichkeit massiv erhöhen.

Das Beste vielleicht zu Beginn: Einen Großteil der traditionellen Hymnen, Antiphonen, Ordinarien etc. wird man gar nicht selbst setzen müssen, weil bereits riesige Datenbanken vorhanden sind. Auf der Seite »GregoBase« sind sämtliche Gesänge aus dem »Liber Usualis«, einer bekannten Sammlung gregorianischer Gesänge, und die allermeisten aus dem »Graduale Romanum« (von 1908 und 1961), also dem offiziellen römischen Buch mit den variablen Gesängen für die Messe, im GABC-Format sowie als PDF, EPS oder PNG greifbar. Das traditionelle Repertoire ist damit zu einem sehr großen Teil erfasst. Einer Weiterverwendung steht dank CC0-Lizenz nichts im Weg.

Ein ähnlich umfangreiches Projekt findet sich auf der Seite von Steven van Roode, der für verschiedene gedruckte Veröffentlichungen den Notensatz erstellt hat. Dort ist das lateinische Stundengebet in gesungener Form für alle Sonn- und Feiertage zu finden – jedoch leider nur als PDF.

Für häufige Anwendungsfälle, wie das Zusammenstellen der Gesänge für die Messe eines Sonntages, kann man sich sogar den Kontakt mit Quellcode sogar ganz ersparen. Benjamin Bloomfield hat verschiedene Browsertools entwickelt, mit denen der Code oder die PDF z.B. für einen bestimmten Sonn- oder Feiertag oder einen Psalm mit wenigen Klicks erstellt werden kann.

Daneben gibt es Online-Editoren, die eine lokale Installation von Gregorio überflüssig machen. Die Bedienung erfolgt allein über den Browser.

Für die, die Gregorio selbst und in voller Pracht bedienen wollen, bietet das Projekt Syntaxhervorhebungsdateien für Vim, Emacs, Gedit, Notepad++ und weitere Texteditoren.

Ausblick

Gregorio gehört zu den erstaunlichen Geschichten, die Freie Software mitunter schreibt. Das Projekt widmet sich einem Thema, das nicht gerade im Zentrum des Interesses der Hacker-Community steht. Aber einige wenige Enthusiasten reichten, um dem immer noch recht jungen Projekt eine erstaunliche Reife zu verleihen. Es wird weiterhin aktiv weiterentwickelt, denn auch die ältere Notenschrift der Neumen, die für wissenschaftliche Ausgaben nötig ist, soll vollständig implementiert werden.

Gregorio ist außerhalb der eigenen Community erstaunlich unbekannt – bis vor kurzem gab es keinen Wikipedia-Eintrag, es wird kaum davon berichtet. Und das, obwohl sich das Projekt in seiner Domäne durchgesetzt hat. Mehrere Orden und Klöster setzen es ein, auch die »Church Music Association of America« als eine der weltweit größten Kirchenmusik-Organisationen gehört zu den Nutzern. Sogar die Abtei von Solesmes, die die weltweit wichtigste Institution auf dem Gebiet der Gregorianik seit dem 19. Jahrhundert war und ist, verwendet für neue Publikationen Gregorio.

Sollte dieser Artikel Interesse geweckt haben, so sei noch einmal die Seite des Projektes empfohlen. Auf dieser sind, leider ein wenig verstreut, zahlreiche weitere Informationen zu finden. Es existiert auch ein kleines Wiki und bei Fragen zur Benutzung kann man sich an die entsprechende Mailingliste wenden. Auch ein IRC-Channel steht zur Verfügung. Die Community ist klein, aber aktiv und sehr hilfsbereit.

Autoreninformation

Stephan Tilch ist studierter Theologe und Physiker. Zunächst wegen eines Windows-Crashs migrierte er 2012 zu GNU/Linux und entwickelte fortan ein immer größeres Interesse und Begeisterung für freie Software.

Dieser Artikel ist in freiesMagazin 09/2016 (ISSN 1867-7991) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.

  • Das Werk darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes müssen unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden. Der Name des Autors/Rechteinhabers muss in der von ihm festgelegten Weise genannt werden.

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