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Do, 27. April 2017, 15:00

Streifzug durch Ubuntu 17.04

Installation von Multimedia-Codecs und ihren Abhängigkeiten

Hans-Joachim Baader

Installation von Multimedia-Codecs und ihren Abhängigkeiten

Multimedia im Browser und auf dem Desktop

Nicht viel Neues gibt es im Multimedia-Bereich. OpenH264 ist in Firefox als Plugin vorinstalliert und aktiviert, um WebRTC zu ermöglichen. Der eigentliche Plugin-Code wird offenbar beim ersten Start heruntergeladen. Diese Vorgehensweise hat ihre Ursache darin, dass Cisco, von dem der Code stammt, nur für das binäre Plugin die angefallenen Patentlizenzen bezahlt hat. Der Quellcode des Moduls ist unter der BSD-Lizenz verfügbar, allerdings von der Patentlizenz nicht abgedeckt. Die vorinstallierte Firefox-Erweiterung Ubuntu Firefox Modifications ist bei Version 3.2 geblieben. Es ist die einzige vorinstallierte Erweiterung.

Wie immer muss man zum Abspielen der meisten Video-Formate (und diverser Audio-Formate wie MP3) zuerst das passende Plugin installieren. Über die Software-Verwaltung ist das jetzt aber nicht mehr möglich, da alle Bibliotheken daraus verbannt wurden. Viele Anwendungen sind allerdings in der Lage, die Installation selbst anzustoßen. Sie zeigen es in einer Dialogbox an, wenn ein zusätzliches Plugin benötigt wird. Diese sucht nach passenden GStreamer-Plugins, schlägt sie zur Installation vor und kann sie anschließend installieren. Das funktioniert korrekt, nach der Plugin-Installation muss man allerdings die Player-Software neu starten.

Wenn man weiß, was man benötigt, kann man die Plugins aber auch von Hand über die Paketverwaltung installieren. Benötigt werden die Pakete gstreamer1.0-plugins-ugly, gstreamer1.0-plugins-bad und gstreamer1.0-libav. GStreamer ist jetzt nur noch in Version 1.10.4 dabei. Von den vorinstallierten Programmen benötigt keines mehr die alte Version 0.10 von GStreamer.

Youtube in Firefox 53

Hans-Joachim Baader

Youtube in Firefox 53

Auch Rhythmbox verkommt nun im Zuge des Gnome-Vereinfachungswahns immer mehr zu einem Witz. So gibt es keine offensichtliche Möglichkeit mehr, eine Wiedergabe zu beenden, lediglich Pausieren ist möglich. Beendet man das Programm, während es ein Stück abspielt, lärmt dieses natürlich weiter. Doch anders als beispielsweise bei Amarok findet man kein Bedienelement in der Leiste, um es schnell zu beenden.

Das Thema Flash kann man mittlerweile ganz entspannt sehen. Neuentwicklungen mit Flash sind verpönt, und die Zahl der Webseiten, die Flash einsetzen, sinkt. Das heißt aber natürlich nicht, dass alle Flash-Videos jetzt einfach so verschwinden. Es wird sicher noch viele Jahre lang Flash-Videos im Web geben. Während die proprietären Webbrowser meist einen eingebauten Flash-Player mitbringen, liefert Ubuntu die freien Webbrowser ohne Flash-Plugin aus. Da aber zum Beispiel Firefox über GStreamer alles abspielen kann, wofür Plugins installiert sind, also auch Flash, ist es auch meist nicht nötig. Wenn eine Webseite explizit das Adobe-Flash-Plugin benötigt, kann man es mit dem Paket »flashplugin-installer« installieren. Dieses ist mittlerweile aktualisiert, so das es die aktuelle Version 25 installiert, die von Adobe zwar weiterhin als Betaversion bezeichnet wird, aber trotzdem verwendet werden sollte.

Beim Abspielen von Videos ist unter KDE die Geschwindigkeit auch weiterhin auch ohne 3D-Hardware akzeptabel. Leider werden, wenn man Audio- und Video-Player nachinstalliert, die Standardprogramme für die jeweiligen Formate durcheinandergewürfelt. Dieses Fehlverhalten ist nicht Ubuntu-spezifisch, vielmehr scheint es so, als ob jedes Programm (zumindest die von Debian bzw. Ubuntu paketierten) alle ihnen bekannten Formate in /etc/mailcap eintragen. An dieser Datei orientieren sich die Desktop-Umgebungen, wenn sie zu einer Datei ein passendes Programm finden wollen. Die Lösung ist, in die »User Section« am Beginn der Datei seine Favoriten einzutragen, was sich aber für einen Test wie diesen nicht lohnt.

Die vorinstallierten Amarok und Dragonplayer funktionieren wie in den Vorversionen schlicht nicht, wenn Plugins fehlen, die für die Wiedergabe benötigt werden. Leider scheint auch jegliche Unterstützung für die Nachinstallation zu fehlen. Es bleibt nur die Installation von Hand, wie oben bereits beschrieben.

Fazit

Was ist das Auffälligste an Ubuntu 17.04? Die zahlreichen Neuerungen? Nein, es sind die Fehler, die sich an allen Ecken und Enden zeigen, egal ob man Ubuntu Gnome oder Kubuntu einsetzt. Zwar ist davon auszugehen, dass diese Fehler zum Großteil in nächster Zeit behoben werden, aber dann steht schon wieder bald die nächste Version an. Die Qualitätssicherung ist scheinbar nicht vorhanden, oder sie funktioniert nicht. So langsam ist der Sinn der halbjährlichen Veröffentlichungen von Ubuntu nicht mehr erkennbar. Debian kommt ohne sie aus und ist trotzdem auch auf den neuesten Rechnern installierbar. Normale Anwender sollten grundsätzlich nur die LTS-Version von Ubuntu einsetzen. Die erscheint genau wie Debian zwar nur alle zwei Jahre. Bei Ubuntu ist allerdings etwas leichter und offensichtlicher, aktuellere Software zu installieren. Die Nicht-LTS-Versionen von Ubuntu, also auch 17.04, sind in allen Varianten wirklich nur Testern und Entwicklern zu empfehlen, denn effektiv sind es Betaversionen, wie ich bereits früher des öfteren geschrieben habe.

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