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Do, 9. Mai 2019, 15:00

Zwei aktuelle Notebooks im Vergleich – Massenware gegen Kleinserie

Geöffnete Unterseite des Tuxedo InfinityBook Pro 15 v4

Ferdinand Thommes

Geöffnete Unterseite des Tuxedo InfinityBook Pro 15 v4

Schnittstellen

Bei den Verbindungen zur Außenwelt liegt das InfinityBook leicht vorne, bietet es doch mit 2 x USB 3.1 Typ-A Gen1 und einem USB Typ C inklusive Thunderbolt 3 einen Vorteil gegenüber dem ThinkPad mit lediglich einem USB 3.1 Gen.1 Typ-C mit DisplayPort- und Ladefunktion und einem 2 x USB 3.0 Typ A. Thunderbolt 3 ist hier mit der Möglichkeit, auch Daten zu transportieren, im Vorteil vor DisplayPort 1.3. Zudem ist beim Aufladen des ThinkPads der USB-C-Port belegt.

Beide Kontrahenten verfügen über Gigabit-LAN-Ports, HDMI bieten beide in Version 1.4b mit HDCP. WLAN wird beim InfinityBook über Intel Dual AC 9260 & Bluetooth als M.2-Modul bereitgestellt, während Lenovo auf einen Intel 3165AC, & Bluetooth4.1 Chip setzt. Beide funktionieren stabil unter Linux. Nicht gelungen finde ich den dem Wechsel auf das kleinere MicroSD-Format beim Speicherkarten-Lesegerät des Lenovo. Hier bietet Tuxedo weiterhin das gewohnte Format. Der Rest der Schnittstellen ist Standard

Akku und Laufzeiten

Das InfinityBook verfügt über einen austauschbaren 54 Wh Lithium-Ionen Akku. Wer das Gerät überwiegend zu Hause an der Steckdose nutzt, kann den Akku entfernen. Das ist aber nicht notwendig, da Tuxedo im BIOS mit der Option FlexiCharger die Möglichkeit bietet, festzulegen, ab und bis zu welchem Ladezustand der Akku geladen werden soll. Somit lässt sich ein vollständiges Be- und Entladen des Akkus verhindern und dieser wird automatisch geschont.

Beim ThinkPad aus China fällt der fest eingebaute Akku mit 45 Wh etwas kleiner aus. Hier fehlt die BIOS-Option zur Begrenzung der Ladezyklen. Diese lässt sich aber, wie an anderer Stelle im Blog beschrieben, unter Linux über die Software Linux Advanced Power Management (TLP) kontrollieren.

Während das Infinitybook bei gemischter Büroanwendung und mittlerer Bildschirmhelligkeit fast 10 Stunden durchhielt, kommt das ThinkPad unter Linux auf immer noch gute 7 – 8 Stunden.

Software

Kommen wir zur Software. Das Lenovo ThinkPad wird mit »Windows 10 Home Edition« ausgeliefert. Es gibt keine reguläre Möglichkeit, das E580 mit Linux oder ohne Betriebssystem zu bestellen. Bei den Bayern aus Königsbrunn wird standardmäßig das hauseigene »Tuxedo Budgie« auf Ubuntu-Basis vorinstalliert.

Tuxedo Budgie

Dabei handelt es sich um ein angepasstes Ubuntu 18.04 mit dem auf GTK3 beruhenden Budgie-Desktop von Solus. Wahlweise kann das jeweils aktuelle Ubuntu LTS oder openSUSE Leap 15 mit KDE, GNOME oder Xfce geordert werden. Windows Home oder Pro gibt es gegen Aufpreis solo, als Dualboot oder in einer virtuellen Maschine.

Tuxedo Budgie ist auf Benutzerfreundlichkeit optimiert und bietet von Haus aus Annehmlichkeiten wie Night Light und einige Applets. Der Paketbestand bietet nichts Außergewöhnliches. Neben Firefox, Thunderbird und Libre Office animiert MPV zum Anschauen von Videos. Als Editoren sind Gedit und GVim an Bord. Ich als langjähriger KDE-Nutzer hatte bei meinen Tests keine Probleme mit der Umstellung auf den neuen Desktop. Im Endeffekt wird aber jeder das Betriebssystem seiner Wahl installieren.

Tuxedo FAI

Soll auf eines der anderen von Tuxedo unterstützten Betriebssysteme gewechselt werden, so hilft hierbei ein USB-Stick, der zum Lieferumfang eines jeden Notebooks von Tuxedo gehört. Er basiert auf der Debian-Software Fully Automatic Installation (FAI). Damit wird das jeweils gewünschte Betriebssystem im Auslieferungszustand installiert.

Alles läuft

Das Konzept von Tuxedo sieht vor, dass bei Auslieferung alles ohne Nacharbeiten funktioniert. Dazu gehört unter anderem das Aufspielen der neusten Updates, Treiber-Installationen, Konfiguration der Sondertasten und TRIM-Befehle für SSDs. Das gelingt mit den unterstützten Betriebssystemen nach meinen Erfahrungen gut.

Eigeninitiative

Beim Lenovo ThinkPad E580 muss der Besitzer selbst Hand anlegen und entweder im Dualboot oder ohne Windows ein Linux seiner Wahl installieren. Ich habe zunächst aus Gründen der Vergleichbarkeit per FAI-Stick Tuxedo Budgie installiert.

Darüber hinaus wurden beiden Notebooks mit diversen Linux-Installationen bis hin zum berüchtigt zickigen Qubes OS bestückt. Wie erwartet traten bei den Kontrahenten dabei keine Probleme auf, was Hardwareunterstützung und Installation anging. Auch beim ThinkPad versetzte die Installation das Gerät in einen Zustand, bei dem auf Anhieb alles funktionierte. Mögliche Ausnahme: den Fingerabdrucksensor habe ich unter Linux nicht getestet, unter Windows funktionierte er nicht zuverlässig.

Besonderheiten

Tuxedo erlaubt im BIOS seiner Notebooks das Abschalten der berüchtigten Intel Management Engine (ME). Zudem können dort Webcam, Mikrofon, WLAN und Bluetooth deaktiviert werden. Künftig sollen die Notebooks von Tuxedo auch Coreboot unterstützen. Der Hacker Felix Singer hat Coreboot auf die Mainboards von zwei der von Tuxedo verwendeten Barebones der Firma Clevo portiert.

Da kann und will Lenovo vermutlich nicht mithalten. Auch hier ist der Anwender selbst gefragt. Viele ThinkPads lassen sich auf Coreboot umrüsten und so auch die ME größtenteils deaktivieren. Zum E580 habe ich dazu jedoch noch keine Informationen gefunden. Im BIOS des E580 lassen sich lediglich Intel Software Guard Extensions (SGX) abschalten, in denen erst kürzlich eine Lücke entdeckt wurde, die Hackern das Einspeisen von Malware erlaubt.

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