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Do, 2. April 2020, 15:00

Frei mit Android - Drei Jahre Open Source-Smartphone

Nachdem das MotoG4 und das LG G6 von LineageOS nicht mehr mit Updates versorgt werden, wurde eine andere Alternative zu Android benötigt. Der Artikel berichtet, wie die Geräte auf den aktuellen Stand gebracht werden konnten, und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

Vor ziemlich genau drei Jahren wurde hier LineageOS mit dem MotoG4 vorgestellt. Einige Monate später gab es eine ausführliche Serie von Blogs zu LineageOS und zum LG G6. Heute geht es darum, die Erfahrungen zu schildern, die Geräte auf den aktuellen Stand zu bringen und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen.

MotoG4 mit LineageOS

Urs Pfister

MotoG4 mit LineageOS

LG G6 mit LineageOS

Urs Pfister

LG G6 mit LineageOS

Sinn und Zweck eines »freien« Smartphones

Bei einem »freien« Android geht es darum, anstelle vom aufgespielten System auf dem Smartphone ein »freies«, aber doch möglichst kompatibles Android verwenden zu können. Damit dies klappt, sind die folgenden Voraussetzungen notwendig: Erstens muss das zu verwendete Smartphone entsperrt werden können. Zweitens ist nach dem Entsperren ein Mini-Sytem aufzuspielen, mit dem das »originäre« Android mit einem anderen System (CustomROM) überspielt werden kann, und drittens muss das CustomROM immer zum entsprechenden Smartphone passen.

Wie schon 2017 geschrieben, ist das Aufspielen eines CustomROMs mitunter recht trickreich. Es darf hier angemerkt werden, dass wohl weder der Suchgigant noch die Hersteller daran interessiert sein dürften, dass dies einfach ist. Denn wäre es einfach, würden sich die Konsumenten das aktuelle Marktgebaren sicher nicht so gefallen lassen, doch dazu später mehr.

Immerhin, bei einem »freien« Smartphone winkt als Lohn ein System, das ohne die Zwangsdienste des Suchriesen oder anderer Akteure läuft. Wohl wichtiger noch, freie Systeme lassen sich beliebig anpassen und lokal sichern. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn das System softwaretechnisch nicht mehr (korrekt) arbeitet. In solchen Fällen kann einfach das System neu aufgespielt werden, die gwünschten Apps inklusive. Selbst Sicherungen von Gerät A zu Gerät B sind (ohne jeden Zugriff in die Cloud) im Minutentakt möglich.

Gemischte Erfahrungen mit LineageOS

Der Entscheid, vor drei Jahren LineageOS einzusetzen, erfolgte unter der Prämisse, dass LineageOS antrat, das beste CustomROM für Android werden zu wollen. Die Aussichten dafür standen gut, da LineageOS auf dem bekanntesten CustomROM CyanogenMod aufbaute.

Leider muss heute festgestellt werden, dass LineageOS die Erwartungen nicht erfüllte. Zwar kamen im ersten Jahr viele neue Geräte hinzu, doch seit 2018 wird es immer stiller und stiller um LineageOS. Dafür dürften zwei Dinge verantwortlich sein. LineageOS wird zwar ohne die GApps von Google (zentral sind primar die Google Maps) ausgeliefert, es ist aber nicht möglich, Apps zu installieren, welche die Google-Dienste emulieren. Aktuell geht es dabei um die MicroG-Apps.

Nachdem sich LineageOS weigerte, den Usern die Möglichkeit zu geben, MicroG zu installieren, musste das MicroG-Projekt LineageOS forken (klonen), nur damit die MicroG-Apps aufgespielt werden können. Warum ist dies zentral? Wer mit einem freien OS bzw. ohne die originären GApps unterwegs ist, darf in letzter Zeit gehäuft feststellen, dass viele Apps ohne z.B. Google Maps nicht in Ansätzen laufen.

Dabei sind die OpenStreetMap-Karten deutlich aktualisierter und detailreicher als jene des Suchprimeurs. Die Karten-App von MicroG beruht auf dem OpenStreetMap-Material und bietet hier eine gute Alternative - vorausgesetzt, sie darf überhaupt aufgespielt werden. Die Haltung von LineageOS, das Aufspielen der MicroG-Apps stelle ein Sicherheitsproblem dar, überzeugt wenig.

Noch weniger überzeugt die Argumentation, dass es LineageOS nur für »gewartete« Geräte geben soll. Dies führt letztlich dazu, dass am Tag X nicht mehr nur keine neuen Updates zu einem Gerät pulbiziert werden, vielmehr werden gleich auch alle bestehenden Images entfernt. Wer am Tag X eine LineageOS-Version für ein bestimmtes Smartphone installieren möchte, muss folglich alle je bezogenen Versionen selber speichern.

So können sowohl für das Moto G4 Plus als auch für das LG G6 aktuell keine LineageOS-Versionen mehr bezogen werden. Eine gewisse Zeit lang mag dies nicht allzu tragisch sein, und doch trübt(e) es die Freude an LineageOS gewaltig.

Pro-Linux
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