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Sa, 17. Juni 2006, 00:00

Fedora Core 5

Die fünfte Generation von Fedora Core im Test

Updates mit pup

Hans-Joachim Baader (hjb)

Updates mit pup

Für den Softwareupdate gibt es zwei neue grafische Frontends. Das einfachere davon heißt »pup«, es soll das aus Red Hat-Zeiten stammende rhn-applet ablösen. »pup« steht für »Package Updater«, daher ist sein einziger Zweck das Aktualisieren von bereits installierten Paketen. Das funktioniert gut, solange es fünf oder vielleicht auch mal zehn Pakete sind. Liegen sehr viele Updates vor und will man diese nicht alle installieren, dann ist »pup« zu unhandlich.

Doch es gibt auch noch das neue Paket Pirut (Package Installer, Remover, Updater Tool). Es ist in GNOME über den Menüpunkt AnwendungenSystemwerkzeugeAdd and Remove Software (auch hier ist die Übersetzung noch nicht gemacht) zugänglich und erfordert die Eingabe des Root-Passworts. Es ist ein grafisches Frontend zu yum, ähnlich wie kpackage in KDE. Es besitzt eine Auflistung von Paketen einzeln oder nach Gruppen und eine Suchfunktion. Die meisten Operationen ziehen eine gewisse Bedenkzeit nach sich, wobei ich aber keine genauen Zeitangaben machen kann, da diese zu stark vom eingesetzten Rechner abhängen.

Ich versuchte zu ermitteln, wieviele Softwarepakete es für Fedora Core 5 gibt. Standardmäßig sind drei Repositorien für yum eingetragen. Zusammen enthalten diese etwa 4500 Pakete, das ist jedenfalls das, was yum anzeigt. Im Internet gibt es noch einige Quellen für zusätzliche Pakete. Ich bin zwar kein Experte für RPM-Archive, habe aber einige interessant erscheinende im Anhang aufgelistet. Zusammen mit den inoffiziellen dürfte es ca. 8000-9000 Pakete für Fedora Core 5 (x86) geben.

Ein Feature, das ich noch bei keiner anderen Distribution gesehen habe, ist das Bereitstellen von Binärpaketen mit Debug-Info. Per Default werden sie nicht installiert, aber wer die Debug-Information einmal braucht, z.B. um ein Programm brauchbar im Debugger laufen zu lassen, hat sie zur Verfügung und muss das Paket nicht neu erstellen.

Innere Werte

GNOME ist in Version 2.14.0 enthalten, KDE in 3.5.1, X.org in Version 7.0, GCC in Version 4.1 und glibc in Version 2.4. Die ganze Distribution wurde mit dieser GCC-Version erstellt. Ein Kernel 2.6.15 ließ sich, bis auf ein paar Warnungen, problemlos compilieren. Die Warnungen haben vermutlich mit der neuen GCC-Version zu tun und werden in einer der nächsten Kernelversionen wohl verschwinden. Die Standardinstallation enthält also bereits alle grundlegenden Entwicklungswerkzeuge, was bei anderen Distributionen nicht unbedingt so ist. Auch Apache ist in der aktuellen Version 2.2.0 mit dabei.

Der Desktop enthält den Release Notes zufolge erste Ergebnisse des Fedora Rendering-Projektes mit der X11-Erweiterung AIGLX. Zu diesem Punkt habe ich keine Tests gemacht.

Den vermutlich von Trollen in Umlauf gebrachten Vorwurf, dass GNOME ein Speicherfresser sei, kann ich nicht bestätigen. Das System lief in 256 MB, ohne Swap zu benutzen. Das Basissystem mit X11, GNOME, Nautilus und Screensaver benötigte 100 MB. Eine genaue Aufschlüsselung, wieviel von diesen 100 MB auf den Kernel, X11 und den Rest verteilt ist, habe ich mir erspart.

Java wurde zwar weitgehend in das Extras-Archiv verbannt, doch das Kernsystem enthält mit dem Eclipse Java Compiler (ecj) und GNU Classpath (die mir unbekannte Version classpathx 1.0) eine freie Alternative zu Suns Java-SDK, die zu J2SE 1.4.2 weitgehend kompatibel sein soll. Alle Java-Pakete wurden mit GCJ in nativen Code compiliert, was ihnen zu sehr guter Geschwindigkeit verhelfen soll.

Zwei neue mitgelieferte Anwendungen sind SystemTap und frysk, die von Red Hat, IBM, Intel und anderen entwickelt werden. Sie werden die Systementwickler besonders freuen, da sie die Analyse und Verbesserung der Systemleistung ermöglichen. SystemTap ermöglicht, direkt in den laufenden Kernel hineinzublicken. frysk kann dagegen laufende Programme direkt manipulieren.

Kerniges

Der Linux-Kernel läuft in dem System in Version 2.6.16 und unterstützt angeblich Software Suspend und kexec. Außerdem sind - neben SELinux - weitere Sicherheitsfeatures integriert, darunter Exec-Shield, Position Independent Executables (PIE) und ELF (Executable and Linkable Format) Data Hardening.

Die Virtualisierungssoftware Xen ist ins System integriert. Fedora Core 5 ermöglicht eine Installation als Hostsystem unter Xen, indem man die Option xen0 am Bootprompt angibt. Das weitere Vorgehen bei der Installation von Xen, auch als Gastsystem, ist im Wiki nachzulesen.

Der Kernel unterstützt SELinux und man kann somit eine sehr feinkörnige Rechtevergabe an einzelne Anwendungen erreichen. Dies ist, wenn man es von Hand installiert, eine extrem aufwendige Arbeit, daher ist es nur recht und billig, dass die Distributoren diese Arbeit übernehmen. Bei der Installation von Fedora kann man auswählen, ob SELinux aktiviert werden soll. Die Aktivierung machte bei mir keine Probleme, dies liegt möglicherweise daran, dass Fedora (momentan) auf den vollen Schutz von SELinux verzichtet und nur bestimmte Netzwerk-Daemons absichert.

Fedora Live

Eine Live-CD, mit der man Fedora ohne Installation einmal ausprobieren könnte, habe ich nicht entdeckt. Eine Möglichkeit ist, ein VMWare-Image, das eine Standardinstallation enthält, herunterzuladen und im kostenlosen VWWare Player oder in Qemu zu starten. Dieses Image ist 976 MB groß.

Dies und das

Im Installer wurde die Paketauswahl wieder aktiviert und er unterstützt nun dmraid, um das auf vielen Motherboards vorhandene RAID nutzen zu können.

Der erste Start einer KDE-Anwendung dauert sehr lang, da dabei kconf_update läuft.

Fazit

Fedora Core 5 bringt hochaktuelle Software und viele interessante Features, von denen viele neu sind. Insgesamt jedoch ist es ein System mit Stärken und Schwächen. Auch wenn dieser Test längst nicht alle Aspekte der Distribution erfassen konnte, kann man doch wohl sagen, dass Multimedia ein Schwachpunkt von Fedora Core 5 ist. Ohne eine komplette Nachinstallation von Software aus dem Internet geht da nicht viel. Eine zweite Schwäche scheint im Upgrade von Fedora Core 4 liegen. An Software ist vieles dabei, jedoch nicht alles ausgereift und perfekt aufeinander abgestimmt.

Im Vergleich mit anderen Distributionen scheint mir Fedora Core 5 eher für technisch versierte als für unbedarfte Benutzer geeignet. Insofern stellt es keine Konkurrenz für diverse andere Distributionen dar, die sich auch an Laien richten und von diesen auch tatsächlich bedient werden können. Wenn man Administratoren hat, die die anfänglichen Hürden für die Benutzer aus dem Weg räumen, ist das natürlich alles kein Thema und Fedora Core 5 genauso einsetzbar wie SUSE, Mandiva oder Ubuntu. Vielleicht hat es durch seine Unternehmensfeatures in diesem Bereich sogar Vorteile. Fedora hat im Moment einen der benutzerfreundlichsten und vielseitigsten Installer.

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