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Mo, 27. Dezember 1999, 00:00

GNU/Hurd-Installation

Es existiert derzeit noch kein »fertiges« Debian GNU/Hurd, daher ist etwas Handarbeit angesagt, wenn man Hurd installieren will. Doch keine Panik, schwierig ist die Installation wirklich nicht.

Einen "Easy Guide" gibt es unter http://www.pick.ucam.org/~mcv21/hurd.html. Dieser Text hier enthält im Wesentlichen die gleichen Informationen, doch ich denke, dass eine deutsche Beschreibung kaum schaden wird. Selbstverständlich ist der Easy Guide die Quelle, auf die Sie sich im Zweifelsfall verlassen sollten.

Ich beschreibe hier die Installationsmethode über den Tarball, während der Easy Guide sowohl diese Möglichkeit als auch die Cross-Install-Methode beschreibt (letztere zwar ausführlicher, die meisten Einsteiger bevorzugen aber die Tarball-Methode). Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Wegen ist, dass man beim Tarball weniger aktuell ist, dafür geht es um einiges einfacher.

Diese Anleitung beschreibt nicht den Betrieb des Hurd unter VMWare, sondern eine "echte" Hurd-Installation. Wenn Sie GNU/Hurd unter dem proprietären Produkt VMWare einsetzen möchten, durchsuchen Sie das Mailinglisten-Archiv von Debian, dort finden Sie eine entsprechende Beschreibung.

Voraussetzungen

Auf jeden Fall benötigt man, um den Hurd zu installieren, eine freie Partition (empfehlenswert ist ca. 500 MB, es kann durchaus um einiges weniger sein, es sollte aber nicht mehr als 1 GB sein, denn damit kommt der Hurd nicht richtig klar).

Außerdem ist eine Swap-Partition dringend empfehlenswert, da der Hurd ohne Swap-Partition recht instabil ist. Als Swap-Partition können Sie Ihre Linux-Swap-Partition verwenden (sowas sollten Sie ohnehin haben).

Seit ich mich an diese »Regeln« halte, hat der Hurd kein einziges Mal ein Anzeichen von Instabilität gezeigt.

Und zuletzt benötigen Sie noch eine Diskette, auf die Sie den GRUB (Grand Unified Bootloader) kopieren können, um GNU/Hurd zu booten (GRUB ist übrigens leistungsfähiger als LILO, denn er besitzt ein Menü, kann in einen Kommandozeilen-Modus umgeschaltet werden und kann neben den »selbstverständlichen« Systemen wie Hurd, DOS/Windows und Linux auch die BSDs booten).

Ach ja, und eine lauffähige GNU/Linux-Installation zu besitzen ist auch ganz empfehlenswert, wenn Sie GNU/Hurd installieren wollen :)

Vorbereitungen

Die Partition, die Sie für den Hurd verwenden wollen, sollte ext2-formatiert sein und als Besitzer den Hurd eingetragen haben. Letzteres können Sie entweder durch Formatieren mit der Option -o hurd machen:

mke2fs -o hurd /dev/hda3

(wenn Sie den Hurd auf hda3 installieren möchten) oder Sie benutzen das e2os-Script, wenn Sie die bereits darauf liegenden Daten beibehalten wollen.

Nun laden Sie den Hurd herunter. Entweder verwenden Sie dazu die .debs (nähere Informationen dazu finden Sie im Easy Guide) oder Sie laden den (aktuellsten) Hurd-Tarball aus dem Verzeichnis alpha.gnu.org/gnu/hurd/contrib/marcus/ herunter (ca. 12 MB). Ich gehe im Folgenden davon aus, dass Sie den Tarball verwenden, weil sich erfahrungsgemäß fast alle Einsteiger ohnehin dafür entscheiden.

Mounten Sie die Hurd-Partition unter Linux ins Verzeichnis /gnu. Entpacken Sie den Tarball in dieses Verzeichnis mit --same-owner und --same-permissions.

Nun brauchen Sie nur noch GRUB. Sie bekommen ihn, wie sollte es anders sein, von ftp://alpha.gnu.org/gnu/hurd/contrib/marcus/. Laden Sie die aktuellste grub-floppy*.gz runter. Diese entpacken Sie und kopieren Sie auf eine Diskette:

dd if=grub-floppy* of=/dev/fd0 bs=512

Sie können GRUB auch gleich entsprechend konfigurieren, dann brauchen Sie beim Booten nicht die GRUB-Kommandozeile benutzen, sondern können einfach den entsprechenden Menüpunkt anwählen.

Mounten Sie dazu die GRUB-Diskette und editieren Sie die Datei /boot/grub/menu.lst. Diese ist ähnlich aufgebaut wie die /etc/lilo.conf. Nur eine Sache ist nicht so ganz einfach: Die Benennung der Partitionen.

Der Hurd hat seine eigene Partitions-Benennung, aber auch GRUB benutzt wieder eine andere. GRUB-Partitionsnamen stehen in Klammern. Dabei wird für Platten und Partitionen bei Null begonnen: (hd0,0) (hd0,1) (hd0,2) (hd1,0)...

Beim Hurd sieht es so aus: hd0s1 hd0s2 hd0s2 hd1s1... Die Platten werden also durchnumeriert, bei 0 beginnend, die Partitionen werden wie bei Linux von 1 ausgehend durchnumeriert.

Installation

Booten Sie von der GRUB-Diskette und wählen Sie »Single User Mode«. Der Hurd und GRUB beachten allerdings, was in der Partitionstabelle als Typ für eine Partition angegeben ist, Linux ignoriert diese Angabe und schaut lieber, was es denn wirklich ist (anhand der "Magic Numbers" in einer Partition). Linux kann also auch bei falscher Partitionstabelle eine Partition korrekt mounten.

Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass Partitionstabellen es scheinbar mögen, falsch zu sein. Sollte GRUB (oder der Hurd) bemängeln, dass der Typ einer Partition unbekannt sei, dann verwenden Sie fdisk, um dies zu ändern. Beispiel:

# fdisk -v
fdisk v2.9r
# fdisk /dev/hda
Command (m for help): p
[ Partitionstabelle wird angezeigt ]
Command (m for help): t
Partition number (1-5):
Hex code (type L to list codes): 83
Command (m for help): w

Das sollte im Normalfall aber nicht nötig sein.

Nach dem Booten befinden Sie sich in der Bash. Wenn Sie (wie eben) im Single-User-Mode booten, müssen Sie immer die Umgebungsvariable TERM setzen:

export TERM=mach

Nun müssen die Debian-Pakete noch konfiguriert werden, das wird vom Skript /native-install erledigt, welches Sie also jetzt starten. Das Ausführen des Skriptes nimmt einige Zeit in Anspruch. Wenn es beendet ist, starten Sie den Computer mit

reboot

neu und booten Sie wieder vom GRUB-Floppy. Wählen Sie diesmal »Multi-User«. Nun sollten Sie vor einem lauffähigen, kompletten Hurd-System sitzen :-)

Sie befinden sich zwar nun in der Shell, sind aber noch nicht eingeloggt, haben also keinerlei Benutzerrechte.

Es ist empfehlenswert, sich als nächstes als mit login root einzuloggen und eine Swap-Datei zu aktivieren (/etc/fstab editieren, diese Datei ist identisch zur entsprechenden Datei unter Linux).

Als Editor steht leider nur der ae zur Verfügung. Dieser ist intuitiv zu bedienen, aber nicht unbedingt der Editor der Wahl.

Was kommt danach?

Ein GNU/Hurd-System, schön und gut. Doch die deutsche Tastaturbelegung ist mehr als nur wünschenswert (es sei denn, Sie zählen zu den Glücklichen, die über eine US-Tastatur verfügen). Lesen Sie dazu den entsprechenden Artikel.

Außerdem ist es empfehlenswert, weitere Software zu installieren (zumindest vim :)) und sich in die (englischen) Mailinglisten einzutragen (Mails mit dem Subject "subscribe" an debian-hurd-request@lists.debian.org (dringend empfehlenswert), help-hurd-request@gnu.org (empfehlenswert) und evtl. bug-hurd-request@gnu.org (optional). Den meisten Traffic hat normalerweise die Debian-Hurd-Liste, aber auch alle drei Listen zusammen erzeugen nicht so viel Traffic, dass man mit Mails überflutet würde).

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