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Do, 17. Juli 2003, 00:00

Freenet

Eine kurze Zusammenfassung des Vortrages von Peter Conrad - Distributed Software Development via Freenet (Verteilte Software-Entwicklung über Freenet).

In dem Vortrag "Distributed Software Development via Freenet" zeigte Peter Conrad, wie und warum er ein Versionskontrollsystem mit Freenet kombiniert hat.

Er begann mit dem "Warum" und erläuterte anhand einiger realer Beispiele aus der Vergangenheit, mit welchen Gefahren sich Software-Entwickler auseinandersetzen müssen, allen voran der DMCA (bzw. EUCD), sowie Softwarepatente oder Trademarks.

So nannte er unter anderem den Fall von Dmitri Sklyarov, der ein in Russland legales Programm entwickelt hatte, um die Kopiersperre von Adobes eBook-Reader zu umgehen. Als dieser in die USA reiste, wurde er dort vom FBI wegen Verletzung des DMCA verhaftet.

Phil Zimmermann, Entwickler von PGP, mußte sich drei Jahre dem Vorwurf aussetzen, die US-amerikanischen Exportbestimmungen für Verschlüsselungs-Software verletzt zu haben, was ihn viel Zeit und Geld kostete.

Jon Johanssen aus Norwegen wurde angeklagt, weil er mit DeCSS ein Programm entwickelt hat, um seine gekauften DVDs unter GNU/Linux anschauen zu können.

Ein Besitzer des Sony Roboter-Hundes Aibo erweiterte die Software des Aibo um neue Funktionen und verbreitete die Erweiterungen über das Internet. Obwohl sich Sonys Aibo dadurch besser verkaufte, wurde der Entwickler von Sony gezwungen, seine Software aus dem Internet zu entfernen.

Ein möglicher Ausweg aus diesem Dilemma wäre die anonyme und verteilte Software-Entwicklung über Freenet.

Freenet ist ein P2P-Client, dessen Hauptziele die Anonymität der Benutzer und die Immunität gegen Zensur sind. Desweiteren bietet Freenet aber auch Kommunikationsmöglichkeiten wie z.B. Messageboards. Eine anonyme Authentifizierung läßt sich über SSKs erreichen, die digitale Signaturen ermöglichen.

Das Versionskontrollsystem Arch eignet sich gut zur Integration in Freenet, da es bereits vom Design her auf eine verteilte Entwicklung ausgelegt ist, so der Referent.

Unter http://www.unix-ag.uni-kl.de/~conrad/Archives/DSDiF/ finden sich die nötigen Erweiterungen für die Software, um Arch über Freenet betreiben zu können. Jeder Anwender kann damit sein Repository in Freenet einfügen.

Technisch gesehen funktioniert es, allerdings gibt es ein paar störende Faktoren. Zum einen ist die Kombination aus Freenet und Arch äußerst langsam. Zum anderen gibt es keine Verläßlichkeit, da in Freenet keine permanente Speicherung stattfindet. Letzteres kann man umgehen, wenn man in regelmäßigen Abständen das Repository wieder neu in Freenet einfügt. Außerdem beschränkt sich die maximale Dateigröße im Repository momentan noch auf 4 MB. Ein Einsatz für ernste Projekte ist daher noch nicht zu empfehlen.

Fazit: Peter Conrad machte deutlich, daß Programmierer ein gewisses Risiko eingehen, wenn sie Software entwickeln. Eine anonymisierte und vor Zensur geschützte Software-Entwicklung kann gewisse Risiken reduzieren, aber trotzdem handelt es sich nur um einen technischen Workaround für politische Probleme. Jedem Programmierer sei daher empfohlen, sich auch auf politischer Ebene für seine Freiheiten einzusetzen.

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