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Mo, 21. August 2006, 00:00

Suse Linux Enterprise Desktop 10

AppArmor - Der Wachhund

Ein wichtiger Bestandteil der Distribution ist AppArmor. Die bereits in der Version 10.0 von SUSE eingeführte und ursprünglich von Immunix entwickelte Software ermöglicht auf eine einfache Weise, das System gegen Eindringlinge zu schützen. Dadurch will Novell laut eigenen Aussagen das Bedrohungspotenzial für ein Unternehmen minimieren. AppArmor verhindert unter anderem durch definierte Regeln für populäre Applikationen die Ausführung bestimmter Funktionen durch eine Applikation. Weitere Regeln können mittels Wizards erstellt werden.

Novell verspricht durch das Vorgehen, dass selbst wenn eine noch nicht bekannte Sicherheitslücke im System aufgerissen werden sollte, die Chancen sinken sollen, dass sie ausgenutzt wird.

Der »User Profile Editor« Sabayon

Mirko Lindner (demon)

Der »User Profile Editor« Sabayon

Sabayon - User Profile Editor

Eine ebenfalls sehr interessante Applikation, die Novell für seine Distribution nutzt, ist Sabayon - ein von Red Hat initiiertes Projekt, das unter Novell »User Profile Editor« heißt. Sabayon ist der erste Schritt hin zu dem allgemeinen Ziel, die Verwaltung von GNOME unternehmensweit mit GNOME zu erledigen. Es gibt zwar noch viel zu tun, das Programm kann sich allerdings durchaus sehen lassen.

Mittels Sabayon ist es möglich, User-Profile zu erstellen und zu verwalten. Was sich auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Editor anhört, entpuppt sich bei näheren Betrachtung als ein mächtiges Werkzeug, mit dem nicht nur einzelne Nutzer, sondern auch Gruppen verwaltet werden können.

So ist es mit der Applikation möglich, User-Profile zu erstellen. Erstellte Profile können bestimmten Nutzern zugeordnet werden und so zum Beispiel den Zugriff auf Funktionalitäten oder Applikationen verhindern. Denn Sabayon hantiert nicht nur mit den Zugriffsrechten, sondern kann auch direkt die Einstellungen von Gconf verändern. Getätigte Veränderungen können in einer History angesehen werden.

Konfiguration

Die Konfiguration von Suse gehörte schon immer zu den angenehmen Aufgaben eines Administrators. Yast (Yet Another Setup Tool) bot bereits vom Hause aus so viele verschiedene Module, dass oftmals eine manuelle Anpassung diverser Konfigurationsdateien überflüssig wurde. Diese Tradition setzt auch das neue Novell-Produkt fort, auch wenn Yast im eine Reihe von Modulen, die nicht gebraucht werden, erleichtert wurde.

Kontrollzentrum des Suse Linux Enterprise Desktop 10

Mirko Lindner (demon)

Kontrollzentrum des Suse Linux Enterprise Desktop 10

So verfügt das Tool in Suse Linux Enterprise Desktop 10 über keine Serverkonfiguration mehr. Alle Module, die für die Konfiguration von Servern nötig sind, wurden entfernt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Distribution vom Hause aus keine Server mitbringt, ist das auch nicht sonderlich verwunderlich.

Neben Yast kommt SLED mit einem zweiten Konfigurationstool daher. Das Kontrollzentrum, das ebenfalls direkt vom Menü aus aufgerufen werden kann, listet ähnlich dem Applikationsbrowser in Sparten unterteilt eine Vielzahl von Applikationen und richtet sich primär an den einfachen Benutzer. Während in Yast globale Administrationsaufgaben erledigt werden können, listet das Kontrollzentrum eher Funktionen auf, die dem Anwender von Nutzen sein könnten.

Die Unterscheidung zwischen den zwei Administrationstools gelang Novell allerdings nur bedingt und verwirrt teilweise. So findet sich zum Beispiel die Einrichtung von Xgl im User-Teil, obwohl Administratorrechte dafür notwendig sind. Auch der Aufruf »Yast« ist nur bedingt glücklich gewählt. Vor allem neue Anwender werden sich unter dem Punkt nicht viel vorstellen können und unter Umständen lange suchen, bis sie das geeignete Tool für ihre Administrationsaufgaben finden. Wird das Tool gefunden, muss der gestresste Administrator darüber hinaus zwischen zwei Werkzeugen wechseln und das jeweils passende Tool für seine Aufgabe suchen.

Xgl und Multimedia

Manch ein Nutzer wird sich vielleicht die Frage nach einem möglichen Einsatzgebiet zu Hause stellen. Ist die Distribution auch für Heim-Nutzer brauchbar? Diese Frage stellten auch wir uns und untersuchten das Produkt auf seine Multimediafähigkeiten.

Ebenfalls im Kontrollzentrum findet sich der Eintrag »Desktop Effects«, hinter dem sich nichts anderes verbirgt als die Einstellung von Xgl. Von Hause aus installiert Novell diese nicht, macht die Einrichtung aber zum Kinderspiel. Wählt der Nutzer die Erweiterung aus, lädt die Distribution, falls nötig, die notwendigen proprietären Treiber von ATI oder Nvidia herunter, richtet sie ein und konfiguriert Xgl automatisch.

Banshee kann unter anderem auch MP3-Dateien abspielen

Mirko Lindner (demon)

Banshee kann unter anderem auch MP3-Dateien abspielen

Eine Überraschung stellt die Unterstützung des MP3-Dateiformats dar. Hier bedient sich Novell des RealPlayers von Real Networks. Verknüpft mit der Helix-Remote-Engine spendiert der Player allen wichtigen Applikationen die Möglichkeit, MP3-Dateien abzuspielen. Unter anderem bedienen sich bei Suse Linux Enterprise Desktop Amarok und Banshee der Engine. Dadurch wird es den Applikationen möglich, neben MP3 auch AAC-, RealMedia-, Macromedia Flash 4-, Theora-, Vorbis- oder MPEG-4 Audio-Dateien abzuspielen.

Verbreitete Windows-Video-Formate oder gar CSS-geschützte Video-DVDs vermag auch die neue Novell-Entwicklung nicht abzuspielen. Dass die Funktionalität immer noch nicht verfügbar ist, liegt weniger an Novell, sondern an lizenzrechtlichen Gründen. Trotz allem wäre eine Lösung des Problems auf jeden Fall wünschenswert. Zwar lassen sich die benötigten Pakete schnell im Internet für Suse Linux 10.1 finden und problemlos installieren, Käufer der Distribution werden sich allerdings kaum auf fremde Quellen einlassen, wenn sie jährlich für Novell-Support Entgelt leisten.

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Es ist schwer, von der neuen Suse Linux Enterprise Desktop-Distribution nicht angetan zu sein. Das Produkt bietet eine Vielzahl von neuen Funktionen und macht Spass. Die Integration von Novells Änderungen kann durchaus überzeugen. Vor allem das neue Startmenü erweist sich in der täglichen Arbeit als ein sehr nützlicher Helfer.

Wer einen Server betreiben will, sei er noch so klein, ist bei SUSE Linux Enterprise Desktop 10 definitiv fehl am Platze. Der Fokus der Distribution liegt auf dem Desktop. Das macht Suse Linux Enterprise Desktop 10 durchaus gut. Den Entwicklern ist ein Desktop gelungen, das Windows im Unternehmensdesktop Paroli bieten kann und das Redmonder System in vieler Hinsicht weit übertrifft. Unternehmen, die spezielle Anwendungen unter Windows nutzen, werden mit dem neuen Produkt vielleicht nicht zufrieden sein, denn Novell denkt nicht einmal ansatzweise daran, Windows-Applikationen zu unterstützen. Die Distribution kommt weder mit Wine noch einer anderen API-Nachbildung. Im Gegensatz zu vielen anderen Distributionen, die versuchen, die Nutzer dadurch zu locken, dass sie Windows-Applikationen auch unter Linux ausführen können, verzichtet Novell bei Suse Linux Enterprise Desktop auf diese Funktionalität.

Den ansonsten recht guten Eindruck stören eher kleinere Ausrutscher und Fehler. Bei unserem Langzeittest fiel vor allem Nautilus durch seine Abstürze auf. Zwar waren sie relativ selten, störten aber. Die Suche »Beagle« verrichtete ihre Dienste auch nicht immer zufriedenstellend. Mal beanspruchte der Daemon die CPU-Leistung des Rechners für lange Zeit zu 100 Prozent für sich, mal konnte Beagle nichts finden. Auch die Internationalisierung lässt Wünsche offen. Es ist fraglich, ob ein Sachbearbeiter effizient mit einem neuen System arbeiten kann, dessen Hilfe überwiegend in einer Fremdsprache gehalten ist. Erfreulich ist dagegen, dass nun das Update-System ohne Änderungen und Anpassungen funktioniert.

Dem Unternehmen ist es gelungen, einen Desktop herzustellen, der Spaß macht, modern ist und dazu noch nur einen Bruchteil einer vergleichbaren Microsoft-Lösung kostet. Ob das ausreicht, um auf dem Unternehmensdesktop bestehen zu können, wird die Zeit zeigen.

Fakten


Hersteller: Novell
Preis: 50 US-Dollar pro Jahr

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