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Mo, 13. April 2009, 00:00

Die Vorgeschichte von Linux

Leonard Kleinrock, den Roberts noch von der Universität kannte, entwickelte die Idee, die Informationen in Pakete zu zerlegen und einzeln zu verschicken. Auf der Empfängerseite sollten sie dann wieder zusammengebaut werden. Diese Methode wäre deutlich flexibler und sicherer als eine dedizierte Leitung, da die einzelnen Pakete so unterschiedliche Routen nehmen können und dennoch das Ziel erreichen[16]. Zudem bestand damit keine Gefahr, dass ein Leitungsausfall die Kommunikation unmöglich macht. 1965 wurden dann die ersten beiden Computer - einer in Berkeley, einer am MIT - via Telefonleitung vernetzt. Das war das erste Wide-Area-Network (WAN) der Welt.

Zwei Jahre später wurde ein Plan für ein Computernetzwerk veröffentlicht, genannt Arpanet. Mit Hilfe eines Interface-Message-Processors (IMP, erstellt von Honeywell) wurden die ersten Netze aufgebaut. Die IMPs stellten die Vernetzung dar, die eigentlichen zu vernetzenden Computer kommunizierten mit den IMPs, die dann die Daten über das Netzwerk sendeten bzw. empfingen. Dadurch musste lediglich die Kommunikation zwischen diesen beiden Systemen für jeden neuen Computertyp angepasst werden, der Netzwerkbereich war unabhängig davon und konnte zentral verwaltet werden[17].

Ein wichtiger Aspekt dabei war, dass es eine offene Architektur sein sollte. Lickliders ursprüngliche Idee:

  • Jedes Netzwerk sollte in der Lage sein, unabhängig arbeiten zu können.
  • Innerhalb von jedem Netzwerk gibt es ein Gateway, das das Netzwerk mit der Außenwelt verbindet.
  • Dieses Gateway würde keinerlei Informationen über den passierenden Datenverkehr aufbewahren.
  • Pakete werden durch die schnellsten Verbindungen geroutet.
  • Die Gateways zwischen Netzen sollten immer offen sein und würden alles routen.
  • Die Informationen für den Betrieb sollten frei verfügbar sein.

1972 wurde versucht das Arpanet an AT&T zu übertragen, der Konzern hatte allerdings kein Interesse daran. Er war im Telefongeschäft tätig und nicht in der digitalen Nachrichtenübermittlung. Daher waren solche Aspekte wie eine auf einzelne Pakete zerstückelte Übermittlung von Daten mehr als weltfremd. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum Paul Baran und später in England Donald Davies mit ihren paketbasierten Netzwerkkonzepten scheiterten.

Stattdessen übernahm das DCA, die Defence Communication Agency, die Kontrolle über das Internet. Das war aber eine militärische Behörde, der das offene Konzept des Arpanets zuwider war. Als Folge wurden stärkere Reglementierungen auferlegt und man musste sich mit Namen und Passwort am Netz anmelden. Das war dann ein starker Rückschritt hinsichtlich der Expansion des Netzes.

Auf der anderen Seite hatte das aber auch einen mehr als positiv zu bezeichnenden Effekt: Bis zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Kommunikation im Arpanet über NCP, dem Network Control Program. Dieses war aber nicht geeignet, unterschiedliche Netze zu verbinden. Daher wurde ein neues Protokoll benötigt: TCP.

Nun hatten die Wissenschaftler aber ihr funktionierendes Arpanet und waren glücklich damit. Ein neues Protokoll, das obendrein inkompatibel zu NCP war, zu implementieren, war mit enormem Aufwand verbunden. Demzufolge war die Bereitschaft zu migrieren sehr niedrig.

Hier kam aber zu Gute, dass eine militärische Behörde die Aufsicht übernommen hatte: Sie hat einfach angeordnet, dass binnen zwei Jahren alle Systeme auf TCP umzustellen seien. Der Stichtag war der 1. Januar 1983. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle anderen Systeme vom Netz getrennt. Effektiv zeigte sich, dass der Termin noch ein paar Mal für diverse Systeme, die die Umstellung noch nicht abgeschlossen hatten, verlängert wurde. Aber ab dem Sommer waren nur noch TCP-Systeme am Arpanet beteiligt.

Die enge Verknüpfung des Militärs mit dem Arpanet wurde erst aufgehoben, als das MILNET abgespalten wurde. In diesem Netz waren dann nur noch militärische Systeme zu finden. Jetzt wurde aber auch schon das Jahr 1983 geschrieben.

Zu diesem Zeitpunkt wurde auch IP abgespalten: TCP war ein recht aufwändiges Protokoll. Für Router auf dem Weg zum Ziel war es aber ein großer Aufwand, TCP zu implementieren. Genau genommen war die Funktionalität von TCP hier nicht notwendig: Das war nur für das Ziel- und Quellsystem, also den Endpunkten, von Bedeutung. Daher wurde IP für das Routing abgespalten und fortan wurde von TCP/IP gesprochen, wenn das Internet gemeint war.

Da der militärische Teil abgespalten war, konnte der nicht-militärische Rest der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Arpanet diente als Backbone und diverse andere existierende Netzwerke wurden nach und nach daran angeschlossen. Als Folge entstand aus dem Arpanet das Internet, welches ein Zusammenschluss vieler Netzwerke war.

Dadurch, dass nicht mehr Regierungsstellen für das neu entstandene Internet zuständig waren, sondern kommerzielle Provider für den Netzbetrieb sorgten, entfielen auch die Einschränkungen auf reine Forschung. Nun war es auch möglich, das Internet kommerziell zu nutzen.

Zusammen mit der Entstehung des World Wide Webs Anfang der 90er Jahre entstand ein System, dass auch Nicht-Wissenschaftler anlockte, wodurch eine Vermarktung wirklich sinnvoll gestaltet werden konnte. Als Folge nahm die Zahl der Teilnehmer am Internet drastisch zu, auch außerhalb von Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Für die Entstehung von Linux hat auch dieser Abschnitt Bedeutung. Denn nach und nach wurde das Internet aufgebaut, anfangs hauptsächlich zwischen Universitäten. Wurden die klassischen Unix-Versionen gewöhnlich auf teuren Magnetbändern verkauft, so konnte Linux Anfang der 90er Jahre das Internet als Medium nutzen. Torvalds hätte wohl kaum die Ressourcen gehabt, um Linux via Magnetbänder oder Floppys zu vertreiben. Insbesondere die schnelle Entwicklung spielte hier eine Rolle, die Versionen kamen anfangs in sehr schneller Folge.

So erschienen Ende 1993 innerhalb eines Monats ganze zwölf Versionen des Kernels - das war die Zeit, als Linus die Versionsnummern ausgingen. Die Kernel hießen dann zum Beispiel 0.99pl13 (pl: Patchlevel. Das war übrigens der erste Kernel, den ich verwendet hatte). Der Grund dafür war, dass Torvalds recht optimistisch war, die Version 1.0 herauszubringen. Daher gab es einen Sprung in den Versionsnummern von 0.12 auf 0.95.

Die Voraussetzung für die Versionsnummer 1.0 war allerdings ein einwandfrei funktionierendes TCP/IP im Kernel. Daher gab es auch in dieser Zeit so viele pl-Versionen, die Implementierung war doch nicht so einfach wie ursprünglich gedacht. Erst am 13. März 1994 erschien Version 1.0. Beachtenswert ist, dass Linux zwar im Internet groß wurde, aber sehr lange gar nicht in der Lage war, das globale Netzwerk zu verwenden[18].

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