Win4Lin Version 5
Vorwort
Wer kennt das nicht - trotz der abertausenden Programme, die es mittlerweile für Linux gibt, fehlt auf einmal doch eine spezielle Anwendung. Oder man will ein unter Windows lieb gewonnenes Tool auch unter Linux nicht mehr missen.
Anstatt den Rechner neu unter Windows zu booten, gibt es mittlerweile einige Lösungen, um Windows-Programme unter Linux laufen zu lassen: VmWare, Wine oder Bochs seien hier stellvertretend genannt.
Bei Win4Lin von Netraverse handelt es sich um eine weitere Lösung, die hier in der Version 5 vorgestellt werden soll.
Hintergrund
Im Gegensatz zu Bochs oder VmWare emuliert Win4Lin nicht die Hardware eines x86er-PC. Es stellt lediglich einige (Kernel-) Module zur Verfügung, die das Ausführen von Windows als Linux-Applikation erlauben. Somit ist es erheblich ressourcensparender als Hardware emulierende Lösungen:
Leider ist es so nicht möglich, Windows 2000 oder Windows XP auszuführen - man ist beschränkt auf die »alten« Windows-Varianten 95, 98 und ME.
Installation
Die Installation verläuft zweigeteilt. Als Root-User werden zuerst grundlegende Dinge sowie ein neuer Kernel installiert. Dieser meldet sich unter meinem SUSE 9.0 als
Linux 2.4.26-01-NeTraverse-i686-UP-4GB
2.2er-Kernel werden nicht mehr unterstützt. GRUB wird automatisch um einen weiteren Eintrag ergänzt, so dass bei einem Neustart sowohl der alte als auch der neue Kernel zur Verfügung stehen.
Anschließend installiert man als normaler User ein Windows-Betriebssystem und kann loslegen.
Unter meinem SUSE 9.0 gab es bei der Installation keinerlei Probleme - kurz gefasst, Installation gestartet und dann getreu dem Motto »Folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm«.
Was läuft und was nicht läuft
Nach erfolgreicher Installation startet ein win
das installierte Windows-Betriebssystem als Linux-Applikation in einem eigenen Fenster. Ein fwin
startet Windows im Vollbild-Modus, so dass vom Linux-Desktop nichts mehr zu sehen ist.
Win4Lin legt automatisch das Verzeichnis ~/mydata an. Dieses wird in der Windows-Installation als eigene Festplatte/Partition angezeigt, so dass bequem Daten zwischen Windows und Linux ausgetauscht werden können. Legt man in diesem Verzeichnis symbolische Links auf andere Verzeichnisse/Partitionen/Platten an, so können auch diese von Windows genutzt werden.
Der Netzwerkzugriff ist vollkommen transparent gestaltet: Hat das Linux-System Netz- und Internet-Zugang, so hat es auch Windows und man kann sofort mit dem Internet Explorer browsen ;-)
Einige Programme, die sich problemlos installieren ließen und stabil laufen:
- XMLSpy Home Edition
- CorelDraw! Version 11
- RagTime Privat Edition
- OpenOffice 1.1.1
- Borland Delphi 5 Professional
- Simcity 2000
Ebenfalls zum Laufen bekommen habe ich PowerDVD 4.0. Allerdings ließ es sich nicht überreden, DVDs abzuspielen.
Fazit
Überrascht war ich von der Schnelligkeit - ich habe den Eindruck, dass einige Programme auf meinem 1800er Athlon mit 256 MB RAM sogar schneller laufen als unter Windows XP.
Für Multimedia-Anwendungen oder aktuelle Spiele scheint Win4Lin (noch) nicht geeignet zu sein. »Klassische« Applikationen aus dem Publishing-Bereich, Büro- und Entwickler-Software laufen dagegen einwandfrei.
Bis auf einen einzigen Absturz läuft Win4Lin stabil und ohne Probleme. Dieser eine Absturz kann seine Ursache natürlich auch in Windows gehabt haben - wer weiß...
Die Download-Version schlägt mit 92,40 EUR (inkl. Steuern) zu Buche und ist damit um einiges günstiger als VmWare.