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Sa, 8. November 2003, 00:00

SuSE Linux Standard Server 8 - Erfahrungsbericht

Konfiguration

Auf dem Desktop findet sich dort ein übergroßes Icon, das auf die Standard Server Konfiguration hinweist (scheinbar hält SuSE seine Anwender für sehbehindert oder für Nutzer von 21-Zoll-Monitoren). Mit einem Mausklick öffnet sich Mozilla mit der Möglichkeit zum HTTPS-verschlüsselten Login.

Da ich wie gesagt kein Freund von KDE auf Linux-Servern bin, habe ich nur schnell einen Benutzer angelegt und daraufhin die Runlevelkonfiguration auf 3 gestellt, so daß X nicht mehr gestartet wird.

Die weitere Konfiguration habe ich dann via HTTPS über einen entfernen Rechner im Netzwerk vorgenommen.

Dazu habe ich das Konfigurationshandbuch zur Hand genommen, in dem mich schon die ersten Seiten erschreckten. Dort steht als Hinweis so etwas wie: Wählen Sie bitte als Domainname für den Server eine offizielle TLD anstatt einer .local Domain. Um sicherzugehen, daß die Domain noch nicht registriert ist, kann der Denic-Dienst genutzt werden.

Ich finde es erschreckend, daß so etwas von Linux-Distributoren empfohlen wird, wo man es doch gerade geschafft hat, den Windows-Admins einzubläuen, ihre lokale Domäne nicht »meineFirma.de« zu nennen.

Ich habe während der Grundkonfiguration natürlich eine .local Adresse gewählt und mich entschieden, trotz des guten Rates dabei zu bleiben.

Im weiteren gehe ich nur noch kurz auf die Punkte ein, die mir aufgefallen sind. Im Benutzer-Konfigurationsdialog hat man die Möglichkeit, IMAP-Ordner-»Stile« auszuwählen. Damit ist die Benennung der Ordner gemeint. Der Default-Wert legt englischsprachige Ordner wie z.B. inbox, sent ... an. Leider wird in der gesamten Konfiguration keine Möglichkeit geboten, den Default-Wert selbst zu setzen. Zu diesem Zwecke hilft ein manuelles Editieren der Konfigurationsdateien in /etc/imap VOR dem Anlegen des entsprechenden Benutzers. Eine nachträgliche Änderung ist laut SuSE nicht möglich. So bleibt einem bei einem Benutzer, der mit der Ordnerstruktur nicht zufrieden ist, nur das Löschen und Neuanlegen des gesamten Benutzeraccounts.

Desweiteren ist mir aufgefallen, daß bei einem laufenden DNS-Server die Zonendatei immer den Eintrag server.netzname.domainname enthält, obwohl das Gerät während der Konfiguration einen anderen Namen erhalten hat. Der Rechnername »server« ist in meinem Netz bereits vergeben. In den Zonendateien ist ein Hinweis enthalten, daß manuelle Änderungen netterweise überschrieben werden. Leider kann man aber eben genau diesen Eintrag nicht über das Webfrontend ändern.

Zur Abholung von Email wird das mir unbekannte Perl-Skript fetchd genutzt, was für mich nicht zur Übersichtlichkeit in der Konsole beiträgt (fetchmail läßt grüßen). Bei mehr als fünf Mailboxen, die abgerufen werden sollen, muß unter HilfmittelGlobale Konfiguration der Punkt Max Threads erhöht werden. Hier geht SuSE von Kunden mit Last Resort Postfächern oder maximal fünf Email-Adressen aus.

Der eingebaute Spamfilter muß für jeden Nutzer separat konfiguriert werden. Dazu muß sich der jeweilige Benutzer am Webfrontend anmelden, um dann entscheiden zu können ob Spams gelöscht oder in einen IMAP-Ordner geschrieben werden sollen.

In der von mir durchgeführten Installation war es mir außerdem nicht möglich, auf Samba-Shares erweiterte Benutzerrechte zu vergeben. Die Option acl ist in der Datei /etc/fstab allerdings für den entsprechenden Mountpoint aktiv. Der Zugriffsrechte-Dialog des Samba Konfigurationsfrontend gibt zwar an, daß die Rechte erfolgreich vergeben wurden, diese erscheinen aber weder unter dem Punkt »Bereits vergebene Rechte« noch werden die entsprechenden ACLs gesetzt.

In der zweiwöchigen Testzeit habe ich nicht kontrolliert, ob z.B. manuelle Änderungen an Postfix angenommen werden.

Fazit

Das aus technischer Sicht eher unbefriedigende Produkt wird durch den mangelnden Support für unbedarfte Administratoren noch uninteressanter. Der einjährige Maintenance-Vertrag enthält zertifizierte Updates für eine CPU und kostenlosen »Installationssupport« per Email. Unter Installation versteht SuSE die Anbindung an ein Firmennetzwerk, nicht aber die Konfiguration von SLSS-spezifischen Komponenten. Dazu muß zusätzlich ein erweiterter Support (Standard/Premium) ab ca. 350 EUR jährlich erworben werden. Um also die volle garantierte Laufzeit des Produktes von fünf Jahren nutzen zu können, muß zumindest jährlich ein Maintenance-Vertrag abgeschlossen werden.

Somit wird in erster Linie das Preismodell und die Supportbereitschaft für den Erfolg des Produktes ausschlaggebend sein. Für den Preis eines Maintenance-Vertrages plus Premium-Support sind mittlerweile viele Systemhäuser in der Lage, einen Netzwerkserver komplett zu installieren und ein Jahr zu warten.

Wenn wieder mehr Kommunikation zwischen SuSE und seinen Anwendern entsteht, könnte nach o.g. Verbesserungen aber ein gutes Produkt entstehen. Allerdings bin ich der Meinung, daß sich Administratoren ohne Netzwerk- und Linux-Erfahrung eher auf die Hilfe externer Dienstleister verlassen sollten.

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