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So, 1. Januar 2006, 00:00

Das Open-Source-Jahr 2005

Ein kleiner Rückblick

Viel ist passiert im letzten Jahr, Gutes wie Schlechtes. Hunderte von Themen schafften es in die Schlagzeilen von Pro-Linux. Doch wer erinnert sich noch an alles? Wir wollen einmal Rückblick halten und versuchen, die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2005 aus dem Open-Source-Blickwinkel zusammenzustellen.

Januar

FFII

Softwarepatente sind das ganze Jahr hindurch wie schon im Vorjahr ein großes Thema. Nachdem es der EU-Kommission nicht gelungen war, die Direktive noch im alten Jahr durchzudrücken, dank der Intervention von Polen, sollte es 2005 passieren. Doch es beginnt sich bereits der Widerstand zu formieren, der die Direktive letztlich zu Fall bringt. Am 11. Januar gibt es in der Sache eine neue Wendung, als IBM ankündigt, 500 Softwarepatente freizugeben, und am gleichen Tag das Projekt OpenSourcePatents angekündigt wird. Am 26. Januar folgt Sun mit 1600 Patenten für OpenSolaris und am 26. Mai Nokia. Alle bleiben nicht ohne Kritik, da es das primäre Ziel bleiben sollte, Softwarepatente erst gar nicht zuzulassen. Am 24. Januar gelingt es Polen ein zweites Mal, die Abstimmung im Rat der EU platzen zu lassen.

Bei Microsoft zeigt mal wieder einer, daß er gar nichts verstanden hat. Es soll nicht der einzige FUD dieses Jahres von Microsoft bleiben, ernster zu nehmen sind jedoch die politischen Aktivitäten dieses Unternehmens, wie man noch sehen wird.

Wienux

Mozilla Foundation

Während man in München mit der nicht so einfachen Gesamtumstellung auf Linux beschäftigt ist, macht die Stadt Wien kleinere Schritte. Sie wird vielleicht nur die Hälfte der 16.000 Rechner umstellen, das ist aber einfacher zu realisieren. Bis zum November gibt es immer mal wieder Fortschritte aus Wien zu vermelden, die eigens für die Stadt angepaßte Linux-Distribution auf Basis von Debian 3.1 gibt es sogar zum Herunterladen.

Firefox ist seit November 2004 nicht mehr aus den News wegzudenken. Schon am 5. Januar gibt es nach Irritationen um die Marken- und Namensrechte die Beobachtung, daß Firefox weitere Marktanteile gewinnt, sein Anteil bei den Zugriffen auf Pro-Linux steigt auf 36% (heute: 50%). Am 26. Januar sind bereits über 20 Millionen Downloads von Firefox zu verzeichnen.

Februar

Solaris 10

sun.com

Solaris 10

Skype

Daß Skype für Linux und Mac OS X herausgegeben wird, ist uns angesichts des VoIP-Hypes eine Meldung wert. Ob man mit VoIP tatsächlich Geld sparen kann, sei dahingestellt. Was aber im Zug dieser Entwicklung meist vergessen wird, ist, daß VoIP noch weniger Sicherheit bietet als das herkömmliche Telefon. Und das hatte schon nicht viel davon. Außerdem, wenn Telefonieren nahezu kostenlos wird, wie lange wird es wohl noch dauern, bis wir von Telefonspam so zugemüllt werden, daß VoIP unbrauchbar wird?

An diesem 1. Februar wird auch Solaris 10 zum Download bereitgestellt, womit Sun den Weg bereitet für die Freigabe des Solaris-Quellcodes unter einer freien Lizenz.

OSI

Zwei weitere Organisationen lassen Anfang Februar aufhorchen: Die Open Source Initiative organisiert sich neu, um ihre Aktivitäten auszuweiten, nimmt personelle Änderungen vor und erweitert den Vorstand auf neun Personen. Russ Nelson wird zum Präsidenten der OSI gewählt, er soll es jedoch nicht lange bleiben. Die OSI nimmt sich auch kurz darauf der zu großen Zahl von Open-Source-Lizenzen an. Das Problem ist mittlerweile bekannt und es herrscht Konsens darüber, daß etwas getan werden sollte, doch nur vereinzelt haben bisher Organisationen ihre Lizenzen zurückgezogen. Eher sind noch mehr hinzugekommen.

Außerdem wird das Software Freedom Law Center gegründet, eine durchaus wichtige Meldung, die aber wohl niemand als solche erkennt.

Am 3. Februar darf man an einen endgültigen Sieg gegen die EU-Patentdirektive glauben, da der Rechtsausschuß des Parlaments einen Neustart verlangt. Das erweist sich als Strohfeuer, als die Kommission die dieses Votum ignoriert. Auch als das gesamte Parlament kurz darauf das gleiche verlangt, bleibt die Kommission stur. Was hier vorgeht, ist für viele unfaßbar.

slackware.com

Slackware 10.1 erscheint mit Kernel 2.4.29 als Default, X.Org 6.8.1, XFCE 4.2.0 und KDE 3.3.2, aber ohne aktuelles GNOME. Über die Gründe hatte sich Slackware-Initiator Patrick Volkerding bereits zuvor ausgelassen, allen GNOME-Fans stehen aber weiterhin extern betreute GNOME-Pakete für Slackware zur Verfügung.

Wikipedia

Wikipedia ist aus dem Internet inzwischen genauso wenig wegzudenken wie Google. So können wir am 16. Februar über den zweihunderttausendsten Artikel der deutschsprachigen Wikipedia berichten. Inzwischen sind es 334.000.

Der Bundestag spricht sich mehrheitlich gegen Softwarepatente aus, in merkwürdiger Parallelität zur EU wird dieses Votum jedoch von Regierung und den zuständigen Ministerien ignoriert.

Am 24. Februar übernimmt Mandrakesoft den brasilianischen Distributor Conectiva. Eine der weitreichenden Folgen der Übernahme ist, daß Mandrake seinen Namen in Mandriva ändert. Eine Namensänderung war wegen rechtlicher Probleme sowieso nötig geworden. Später übernimmt Mandriva auch noch Lycoris und hat damit das Zeug, im Kampf um die Gunst der Desktopnutzer zu bestehen. Das Unternehmen schreibt weiter schwarze Zahlen und bringt diverse Produkte auf dem Markt.

Der diesjährige FSF-Award geht an Theo de Raadt. Er erhält den Preis für die Gründung und Leitung des OpenBSD-Projektes sowie OpenSSH. Seine Arbeit hat auch signifikant zu Linux und den anderen BSD-Projekten beigetragen. Im Rahmen des OpenBSD-Projektes leistete er unschätzbare Beiträge zur Netzwerk-Sicherheit, von denen heute die gesamte freie Software - und nicht nur die - profitiert. De Raadt setzt sich für freie Software ein mit einer Konsequenz, die manch einer nahe an Radikalität sieht. Gleiches wird auch Stallman vorgeworfen. Ob diese herausragenden Persönlichkeiten der freien Softwarewelt jedoch ohne diese Konsequenz so viel erreicht hätten, sei dahingestellt.

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