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Mo, 18. Dezember 2006, 00:00

Das OASIS Open Document Format

Erstellen und Verarbeiten von Office-Dokumenten mit verschiedenen Programmen

Drei Jahre später, am 1. Mai 2005, erblickte dann schließlich das OASIS Open Document Format das Licht der Welt. Dieser Standard war eine konsequente Weiterentwicklung des Open Office File Formats. Jedoch war es um einiges umfangreicher, so dass es auch die Anforderungen von anderen Office-Suiten abdecken konnte. Eine weitere Änderung war nicht inhaltlich, sondern strategisch: ODF war von Anfang an ein offener Standard, an dessen Entstehen nicht nur Vertreter von SUN, sondern auch Mitarbeiter von IBM und Entwickler von KOffice beitrugen.

Ein offener Standard soll möglichst breit eingesetzt werden. Dies wird erreicht, in dem die Barrieren zum Implementieren möglichst gering sind. Außerdem versucht ein offener Standard, einen größtmöglichen Konsens aller Beteiligten anzustreben.

Ein Standard ist dann ein offener Standard, wenn er von jeder Software, egal unter welcher Lizenz sie vertrieben wird, implementiert werden darf, wenn er ausreichend gut dokumentiert ist und wenn jeder an der Erstellung des Standards mitarbeiten kann.

Im Gegensatz zum offenen steht ein proprietärer Standard. Das Wort proprietär kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie Besitz. Ein proprietärer Standard ist ein Standard, der im Besitz einer oder mehrerer Firmen bzw. Organisationen ist. Dies bedeutet, dass die Besitzer entscheiden können, welche Programme den Standard nutzen können.

Eine weitere Besonderheit von Open Document Format ist die konsequente Wiederverwendung von bereits etablierten Standards. So basiert ODF auf XML und verwendet unter anderem die W3C-Standards SVG und XForms sowie den Standard für Metadaten Dublin Core. Abbildung 3 zeigt eine Übersicht der in ODF verwendeten Standards und ihre zeitliche Einordnung.

Abbildung 3: Zeitlicher Verlauf der ODF-Entwicklung

Oliver Zendel

Abbildung 3: Zeitlicher Verlauf der ODF-Entwicklung

Die konsequente Wiederverwendung von existierenden und etablierten Standards stellt einen der größten Vorteile von OASIS Open Document Format dar. Denn durch die Wiederverwendung beschleunigte sich nicht nur die Entwicklung des Standards selbst, sondern es stellt auch eine große Erleichterung für Programmierer dar, die den Standard in eigene Software integrieren möchten. Denn diese Programmierer können in der Regel ebenfalls auf schon existierende Software-Komponenten und -Werkzeuge zurückgreifen.

Aufgrund dieser einfachen Integrationsmöglichkeit verwundert es nicht, dass ODF von einer ganzen Reihe von Programmen bereits verarbeitet werden kann. So kann man unter anderem mit OpenOffice, KOffice, Abiword, Textmaker und IBM Workplaceshell Dokumente in ODF laden und speichern. Laut Wikipedia unterstützen zur Zeit über 25 Programme das OASIS Open Document Format, wobei die Nutzung nicht auf Office-Suiten beschränkt ist. Auch Contentmanagement-Programme wie beispielsweise Typo3 können ODF-Dokumente lesen und verarbeiten.

Einen Wermutstropfen in der Unterstützung von Open Document Format muss jedoch erwähnt werden. Mit Microsoft Office ist es also nicht möglich, ODF-Dokumente zu laden oder zu speichern. Den genauen Grund, warum Microsoft keine Unterstützung von ODF in das eigene Office einbaut, kennen wohl nur die Firmenstrategen aus Redmond. Jedoch ist zu vermuten, dass Microsoft befürchtet, bei zu guter Interoperabilität zwischen OpenOffice und MS Office Marktanteile zu verlieren.

Offiziell ist Microsoft der Ansicht, dass ODF nicht ausreiche, um alle Funktionen von MS Office vollständig abzubilden. Um dennoch auf den XML-Zug aufzuspringen, schickten sie kurzerhand eine eigene XML-Anwendung ins Rennen. Diese von Microsoft entwickelte XML-Anwendung Office Open XML hat mit ODF außer der Verwendung von XML nichts gemeinsam. Interessant ist jedoch, das bislang alle Argumente von Microsoft, die belegen sollten, warum ODF nicht für MS Office geeignet ist, widerlegt werden konnten. Einen Vergleich der beiden XML-Anwendungen ist in Tabelle 1 aufgeführt.

Tabelle 1: Vergleich OASIS ODF und MS Office Open XML
OASIS Open Document Format MS Office Open XML
600 Seiten Spezifikation über 4000 Seiten Spezifikation
Wiederverwendung anderer Standards wie XForms und SVG Kaum Wiederverwendung, viele proprietäre Standards
Implementiert in über 25 Programmen Bislang nur in Office 2007 implementiert

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