KDE <------> Gnome

Post Reply
Message
Author
David+Smith

KDE <------> Gnome

#1 Post by David+Smith »

Da ich noch ein Linux-Neuling bin, kenne ich mich mit den verschiedenen Desktops nocht nicht aus. Könnt ihr mir vielleicht ein paar Vor- bzw. Nachteile der beiden nennen? Warum sollte der eine dem anderen vorgezogen werden? Welchen benutzt ihr?

Gruß

Bob Gomorrha

Re: KDE <------> Gnome

#2 Post by Bob Gomorrha »

Vorteile - Nachteile, eigentlich ist es reine Geschmachssache, welchen Desktop Du verwendest. Viele schwören auf Gnome, viele auf KDE, anderen sind beide zu aufgeblasen und nehmen IceWM oder Blackbox usw.

Am besten Du siehst Dir alle mal an und entscheidest aus dem Bauch heraus. Die Anwendungen des Einen kannst Du sowieso mit dem Anderen auch verwenden.

Die Frage an sich ist übrigens Auslöser für unzählige Flames-Wars, also wirst Du sicher noch einige Meinungen zu diesem Thema hier lesen können.

Werner

Re: KDE <------> Gnome

#3 Post by Werner »

wenn Du linux neuling bist und bisher nur mit windoze erfahrung hast, tust du dir mit kde leichter als mit gnome,
sowas wie icewm oder blackbox ist da mit sicherheit noch nix, kannste später probieren, wenn du mehr erfahrung hast.
einem eisteiger würde ich auf jeden fall zu einer der mainstream-distri wie suse,redhat,mandrake raten.

davidsmith
Posts: 7
Joined: 19. Jul 2002 8:52

Re: KDE <------> Gnome

#4 Post by davidsmith »

Ja, ich hab mir vor ein paar Tagen Redhat 7.2 bestellt, weil's das im Angebot für € 5 gab <img src="http://www.pl-forum.de/UltraBoard/Images/Happy.gif" border="0" align="middle"> Ich hoffe es kommt bald hier an *g* Vor hatte ich es sowieso mich an Gnome bzw. KDE zu halten, da die ja (nehme ich an) wesentlich größer sind als alle anderen und man da als Noob dann vielleicht doch besser Hilfe findet.
Danke schonmal für die Hilfe

Bob Gomorrha

Re: KDE <------> Gnome

#5 Post by Bob Gomorrha »

Also mit der "Grösse" hat das eigentlich überhaupt nix zu tun.

Die Desktopumgebungen verhalten sich alle gleich - klicken und Fenster geht auf. Mit den Symbolen für Minimieren, Maximieren und Schliessen (und tw.noch ein paar anderen).

Wenn Du also unter Windows bisher mit 2 Maustasten zurechtgekommen bist, wirst Du unter Linux auch mit jedem Desktop klarkommen. Der tiefere Sinn ist der, daß du bsp. mit IceWM oder XFCE auch mit nur 16MB eine von Windows gewohnte Oberfläche zusammenbekommst. Unter KDE oder Gnome wird Dir das nur mit mehrtägiger Wartezeit und viel swap gelingen.

spark
Posts: 272
Joined: 08. Jul 2000 9:00
Location: Solingen, NRW
Contact:

Re: KDE <------> Gnome

#6 Post by spark »

Red Hat ist sehr stark an der Gnome Entwicklung beteiligt, daher hat Red Hat i.d.R. eine ziemlich gute Gnome Distribution. Gnome 2 kommt allerdings erst mit Red Hat 8.0 (welches derzeit in einer ersten Betaversion existiert). 7.2 kommt noch mit Gnome 1.x, welches qualitativ mit aktuellen KDE Versionen nicht mithalten kann. Auch Ximian hat noch keine 2.0 Distribution und das wird wohl auch noch eine Weile dauern.

Ein kleiner KDE/Gnome-History-Crashkurs:
KDE wurde fast ein Jahr vor Gnome begonnen. Allerdings basierent auf einem Toolkit, welches zu dem Zeitpunkt noch unfrei war (Qt). Gnome sollte dazu eine voellig freie Alternative schaffen. Inzwischen ist Qt unter der GPL verfuegbar, allerdings hat sich Gnome nun auch zu etwas eigenem entwickelt, was viele bevorzugen (etwa 20% der GNU/Linux Benutzer sind Gnome), daher wird das Projekt natuerlich nicht eingestampft. Inzwischen kann es KDE auch in den meisten Bereichen technisch das Wasser reichen, in manchen Punkten sogar ueberfluegeln (in anderen hat wieder KDE die Nase vorn). Gnome 1 konnte mit KDE 1 gut mithalten, mit KDE 2 hat das KDE Projekt aber einen riesen Sprung nach vorne gemacht. KDE 3 ist dagegen keine radikale Neuerung mehr, so dass das Gnome mit Version 2 jetzt in etwa gleichziehen konnte (davon abgesehen, dass KDE 2/3 inzwischen viel mehr Zeit hatte zu "reifen").
Gnome wurde uebrigens auf dem Gtk Toolkit aufgebaut, welches urpsruenglich fuer das (sicher bekannte) Grafikprogramm Gimp geschrieben wurde (daher auch der Name "Gimp toolkit". Gimp steht uebrigens fuer GNU image manipulation program und GNU steht fuer GNU is not Unix (rekursiv), der aufgeloeste Name von Gtk waere damit also: "GNU is not Unix image manipulation program toolkit", aber das nur so am Rande ;)).

Kommen wir zu den Unterschieden (ich verwende seit einer Weile nur noch Gnome2, daher sei etwas kritisch mit allem was ich ueber KDE sage, es koennte von meiner persoenlichen Meinung beeinflusst sein). Zum einen natuerlich die Toolkits. Technisch geben sich beide nicht viel. Manche sagen Qt waere "sauberer" oder "eleganter", andere sagen Gtk sei schneller oder "solider", was auch immer, technisch besteht da kein grosser Unterschied. Gtk2 bietet so ziemlich alles was auch Qt3 hat und umgekehrt. Qt ist komplett in C++ geschrieben, Gtk dagegen in C. Der Unterschied ist minimal, allerdings schwoeren daher viele C++ Entwickler auf Qt, da die C++ Bindings fuer Gtk nicht ganz an Qt rankommen sollen (und C++ ist eine sehr geeignete Sprache fuer GUI Anwendungen). Gtk war dafuer von Anfang an darauf ausgelegt Bindings fuer moeglichst viele verschiedene Sprachen anzubieten, so ist z.B. mein favorisierter Texteditor in Python geschrieben und Mandrake's erste Konfigurationstools waren in Gtk geschrieben, da Gtk Perl Bindings hatte und Perl sich sehr gut fuer Konfigurationstools eignet. Das ist aussergewoehnlich, da Mandrake damals entstanden ist als Red Hat Clone mit KDE (Red Hat hat sich geweigert KDE zu vertreiben, als Qt noch unfrei war, daher hat sich Red Hat vermutlich auch so fuer Gnome engagiert).

Ein weiteres Detail ist, dass Qt unter der GPL und der QPL steht. Damit ist es moeglich Qt Anwendungen zu schreiben die unter der GPL oder einer anderen Open Source Lizenz (QPL erlaubt das) stehen. Um proprietaere Anwendungen zu schreiben, muss man eine Lizenzgebuehrt an Trolltech zahlen. Trolltech ist die sympathische Firma die Qt entwickelt hat. Dadurch haben sie natuerlich ein Interesse daran Firmen dazu zu bewegen, unfreie Anwendungen fuer Qt zu schreiben.
Gtk dagegen steht unter der LGPL und diese Lizenz erlaubt das linken der Library mit jeder beliebigen Lizenz, so dass du auch problemlos unfreie Programme fuer Gtk schreiben kannst ohne Lizenzgebuehren zu zahlen. Erstaunlicherweise werden dennoch die meisten unfreien Programme fuer Qt (z.B. Opera und Kylix oder die Programme der Kompany) und die meisten freien Programme fuer Gtk geschrieben.

Nun zu den Vorteilen von KDE:
- Vor allem die Integritaet ist ein grosser Vorteil. Die meisten KDE Programme sind auch ein Teil des KDE Projektes, daher arbeiten alle Anwendungen wunderbar zusammen (drag and drop, Clipboard, etc) und sind vor allem sehr einheitlich. Die Bedienung unterschiedlicher KDE Anwendungen unterscheidet sich kaum.
- Technisch sehr ausgereift. Das KDE 2 Framework ist nun schon eine ziemlich lange Zeit in Verwendung und inzwischen wurden wohl die meisten Ecken und Kanten beseitigt. KParts funktioniert sehr gut und zuverlaessig, KHTML (die KDE interne HTML Engine, die z.B. von Konqueror verwendet wird) kann sich schon beinahe mit IE und Mozilla messen und ist sehr gut in KDE integriert.
- Moderner "Look". KDE 2.x und KDE 3.0 waren noch etwas kindisch mit Icons die nicht nur mich schonmal an Plastikspielzeug erinnert haben. ;) Auf neueren Screenshots sieht man aber einen neuen Look, der weitaus moderne ausschaut: http://static.kdenews.org/mirrors/qwertz/kde31alpha/
Man beachte vor allem die transparenten Menues, dazu ist Gtk AFAIK noch nicht faehig. Allerdings *hust* ist auch der neue Look wohl etwas Geschmackssache. Man koennte ihn wohl auch etwas zu ueberladen und zu bunt finden...
- Etliche Features. Es gibt kaum etwas, was KDE nicht kann. KDE kann wie ein Mac OS Clone konfiguriert werden, oder wie ein Windows Clone, oder wie etwas voellig anderes... Fast jedes Detail laesst sich einstellen.
Das ist zugleich aber auch eine der groessten Schwaechen von KDE, da man sich teilweise durch einen riesigen Einstellungsjungle kaempfen muss um zu finden wonach man sucht.

Dagegen die Vorteile von Gnome:
- Viele Anwendungen. Wie schon gesagt scheinen freie Software Autoren haeufiger auf Gtk zurueckzugreifen, warum das so ist, das ist bisher ungeklaert. XMMS, Gimp, GKrellM, Evolution und XChat sind nur ein paar der Programme, die man regelmaessig sogar auf KDE Screenshots sieht. Es gibt fuer die meisten Programme allerdings auch KDE "Counterparts", lediglich ein Frontend oder eine Alternative zu Gimp fehlt noch. Der Mozilla Browser basiert auf Gtk, macht davon allerdings kaum gebrauch. Dafuer gibt es Galeon, welcher die Mozilla Rendering Engine einbindet und sich wunderbar mit dem Gnome Desktop integriert. Die Integration ist nicht perfekt (Scrollbar wird noch von Mozilla gerendert und HTML Formelemente sehen nicht aus wie Gtk Widgets, auch drag and drop ist nicht sehr ausgereift), dafuer ist Mozilla eine der maechtigsten HTML Engines ueberhaupt und fuer fast alle Plattformen verfuegbar. Galeon ist zudem eine sehr ausgereifte und komfortable Browser-Oberflaeche. Evolution ist das "Flaggschiff" von Ximian und ein sehr ausgereifter Email-Client im Stil von MS Outlook. Gnome Anwendungen sind aber so gut wie nie Teil der Gnome Distribution (mit Ausnahme einiger wichtiger Anwendungen wie der Text Editor oder der System Monitor) und werden getrennt entwickelt. Daher ist die Integration in den Desktop nicht halb so gut wie bei KDE und jede Anwendung hat einen eigenen "Stil".
- "Solider" Look. Im Gegensatz zu KDE sieht Gnome weniger modern oder bunt aus (ich wuerde sagen "fancy" wenn ich ein gutes deutsches Wort dafuer wuesste), dafuer oft klarer und ueberschaubarer. Natuerlich gibt es auch optisch sehr aufwendige Themes fuer Gtk und Gnome, aber auch diese haben meist einen ganz eigenen Stil. Schwer zu beschreiben. Aber da kannst du dir ja selbst ein Bild von machen durch die etlichen Screenshots. So sieht mein Gnome2 Desktop aus:
http://62.26.209.204/download/Screenshot.png
Andere Gnome Screenshots hier:
http://gnome.org/start/2.0/screenshots/index.html
- Usability. Das ist eigentlich der Hauptpluspunkt von Gnome. Gegen Ende der Gnome 1.x Aera haben sich einige Firmen eingeklinkt, unter anderem Sun. Sun, Red Hat und andere haben dabei einiges bewegt in Sachen Usability, Studien wurden durchgefuehrt, Styleguides entworfen, etc. Bisher wurde Usability bei freier Software immer vernachlaessigt, an erster Stelle standen die Features und Funktionen, das hat sich bei Gnome nun geaendert. Gnome 2 sieht man das auch deutlich an. Die Hauptgedanken sind folgende: Anstatt jedes neue Feature gedankenlos einzubauen (mit der Ausrede "es ist ja optional), wird ueberlegt was am meisten Sinn macht und so wird es dann auch gemacht. Optionen gibt es nur noch fuer Dinge, die wirklich Sinn machen, nicht um jedes x-beliebige Feature einbauen zu koennen. Dadurch werden die Entwickler nicht nur gezwungen viel mehr ueber Usability nachzudenken (sie koennen es ja nicht mehr auf den Benutzer "abschieben"), sondern man schafft gleichzeitig auch wesentlich aufgeraeumtere Konfigurationsdialoge. Auch beim Styleguide hat man sich einige Gedanken gemacht und auch mal mit alten Gewohnheiten aufgeraeumt. Das offensichtlichste ist wohl die neue Platzierung der Buttons in Dialogen.

Es gibt natuerlich noch viel mehr Unterschiede im Detail, aber das sollte dir erstmal einen kleinen Ueberblick verschaffen.
Noch ein paar allgemeine Sachen:
KDE released i.d.R. sehr "fertige" Pakete, so dass ein KDE i.d.R. ueberall gleich aussieht. Gnome dagegen beschraenkt sich mehr auf die Bereitstellung der Software und des Developer Frameworks (das ist der Hauptteil der Desktop Umgebung, auch wenn man davon nichts sieht) und ueberlaesst es groesstenteils den Distributoren, fuer den letzten Schliff zu sorgen. Daher kann eine Red Hat Gnome Distribution schonmal voellig anders wirken als z.B. Ximian Gnome oder Mandrake's Gnome. Daher gibt es noch keine "richtige" Distribution, obwohl Gnome 2.0 bereits released wurde. Will sagen, die Pakete sind da aber man kann es nicht als "fertig" bezeichnen. Die neue Red Hat Beta ist wohl die erste richtige Gnome Distribution, allerdings natuerlich noch grob Beta.

Ausserdem, auch wenn Gnome 2.0 schon sehr weit ist, fehlen doch noch einige grundsaetzliche Dinge die fuer Gnome 2.2 geplant sind, darunter:
- Ein Editor fuer das Menue
- Ein moderner Media Player (basierent auf gstreamer)
- Editierbare Toolbars
- Ein fertiger Metacity Windowmanager. Noch ist Sawfish standard, Metacity ist aber weit besser geeignet
- Noch einige Details und jede Menge Bugfixes
- Ports vieler wichtiger Programme auf Gtk2, z.B. Evolution, Galeon, XMMS, etc. Eigentlich fast alles. Solange muss man noch die Gtk1 Version verwenden (das ist kein Problem, nur muss man auf die Vorteile von Gtk2 verzichten, z.B. Schriftenglaettung).

Also wenn du Red Hat 7.2 installierst, wuerde ich dir empfehlen sowohl KDE 2 (ich denke das ist dabei) als auch Gnome zu installieren und dir dann beides mal anzuschauen. KDE 2 wird sicherlich fuer den Anfang ausgereifter sein. Wenn dich Gnome aber prinzipiell interessiert, dann solltest du auf jeden Fall ein Auge werfen auf Red Hat 8 oder Ximian, denn die werden sicherlich als erste wirklich ausgereifte Gnome 2 Distributionen auf den Markt bringen (Gnome 2 Pakete gibt es natuerlich schon fuer fast jede Distribution, aber das sind "Vanilla" Pakete, die du dir dann groesstenteils selbst einrichten musst).


Ich habe mir jetzt mal die Zeit genommen so ausfuehrlich zu antworten, damit ich das speichern kann um es nicht jedesmal neu schreiben zu muessen. ;) Die Frage nach den Unterschieden von Gnome und KDE kommt ja immer wieder. Gluecklicherweise sorgen diese Fragen nicht mehr wie frueher grundsaetzlich zu einem Flamewar. Viele haben wohl inzwischen auch eingesehen, dass beide Desktop Umgebungen fantastisch sind und zumindest ein klein bisschen Auswahl nicht schaden kann.


Spark

davidsmith
Posts: 7
Joined: 19. Jul 2002 8:52

Re: KDE <------> Gnome

#7 Post by davidsmith »

WOW! Spark ich bin echt beeindruckt! So was hab ich ja noch nie gesehn... Danke für die ausführliche Beschreibung, es hätte nicht besser sein können. Naja, ich werde mir dann mal beide ansehen und dann entscheiden - wobei Gnome mir aus irgendeinem Grund besser gefällt *g*

Nochmals 'Danke' für die klasse Hilfe.

Dave

spark
Posts: 272
Joined: 08. Jul 2000 9:00
Location: Solingen, NRW
Contact:

Re: KDE <------> Gnome

#8 Post by spark »

Was auch noch fehlt in Gnome 2 (hab ich vergessen) ist ein anstaendiger "Filepicker" also der Dialog, mit dem man Files oeffnet und speichert. Der jetzige ist ein Witz und mehr als Platzhalter zu verstehen. Ein neuer ist in Entwicklung und wird sicherlich in 2.2 enthalten sein. Das waren dann jetzt aber auch die groessten Probleme denke ich.

bephep

Re: KDE <------> Gnome

#9 Post by bephep »

@ Hallo Spark.
Ich möchte mich David anschliesen, ein guter, fundierter und im Gegensatz zu früher, fairer Artikel.
Debian 3 ist erschienen, kannst Du auch mal einen Artikel über Knoppix, das ja deb basiert sein soll, schreiben und wie man das verdammte Ding auf die Platte bekommt. Vielleicht erst dann wenn Knoppix deb 3 entspricht.

@David
Als Umsteiger von Win würde ich KDE empfehlen denn alle Win User an meinem Computer kommen mit KDE relativ schnell zurecht. Aber ob KDE oder Gnome und welche Distri ist Gefühls und Geschmacksache. Du kannst Dir auch eine Mandrake ISO kaufen, auch nicht teuer, dann kannst Du besser vergleichen was Dir gefällt.

Post Reply