Wie geht Datenübertragung zwischen zwei PCs mit Knoppix gebootet ?

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Thymian
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Wie geht Datenübertragung zwischen zwei PCs mit Knoppix gebootet ?

#1 Post by Thymian »

Hallo, Ihr alle zusammen!

Als absoluter Linux-Anfänger bitte ich Euch, mir eine Schritt für Schritt Anleitung zu geben für folgende Problemstellung, die ich mit meinem Linux (Un-)Wissen einfach (noch) nicht selbst lösen kann.

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So ist die Situation:
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1. Ich habe leider nur mehrere alte PC's, auf denen je ein zerschossenes Windows 95 B, 98 oder 98 SE läuft, aber das Windows-Netzwerk (Ethernet) leider nicht mehr, weil es auch zerschossen ist.
Pro Rechner eine ISA, bzw. PCI Ethernet Karte, nur 10 Mbit/s, alle mit 50 Ohm Koaxial-Kabel, inkl. 50 Ohm Terminatoren an den beiden Enden, miteinander verbunden.
Windows neu zu installieren sowie danach das Netzwerk neu einzurichten, um alle über Jahre angesammelten für mich persönlich sehr wertvollen Daten zu retten, traue ich mich jetzt einfach nicht.

2. Ich möchte nun komplett auf Linux umsteigen (SuSE 10.0, (K)Ubuntu 5.10, Knoppix und GNU/Debian 3.1 Sarge) auf allen meinen alten Rechnern. Weil aber noch alle ungesicherten Daten von vielen Jahren darauf verteilt vorhanden sind, muß ich diese zuerst auf den PC übertragen, in dem der CD-Brenner eingebaut ist, um sie auf CD-R oder CD-RW zu sichern - vor dem Umstieg auf Linux.

3. Ich habe leider nur einen einzigen CD-Brenner (Sony CD-RW CRX120 E), der in einem Windows 98 Rechner eingebaut ist, zusammen mit einem weiteren CD-ROM Laufwerk.

4. Um die Datensicherung per provisorischem "Not-Netzwerk" zu bewerkstelligen, will ich immer nur einen der zu sichernden PC mit demjenigen PC über Ethernet verbinden, in dem der CD-Brenner eingebaut ist. Diese beiden über Koaxial-Kabel verbundenen Rechner will ich dafür dann jeweils mit je einer Knoppix CD booten und per Knoppix-Linux "vernetzen", um die Dateien zu übertragen.


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Hier meine Fragen an Euch,

mit der großen Bitte, mir wirklich jeden einzelnen kleinen Schritt zu beschreiben,
also "Idiotensicher" zu beantworten, weil ich von Linux (noch) keine Ahnung habe
und, wenn ich vor dem KDE-Desktop oder der Konsole/Shell sitze, total hilflos bin
und leider (noch) nichts damit anzufangen weiß.
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1. Wo und wie kann ich nach dem erfolgten Booten von Knoppix in jedem der beiden Rechner die "Netzwerkkarte" konfigurieren?

Es ist entweder eine:
D-Link DE-528CT am PCI-Bus, laut Windows-Gerätemanager: Realtek RTL8029(AS) PCI Ethernet NIC,
oder eine:
D-Link DE-220P am ISA-Bus, laut Windows-Gerätemanager: D-Link DE-220P Ethernet ISA Adapter.


2. Wo und wie kann ich dann ein "Netzwerk" zwischen diesen beiden Rechnern konfigurieren?

3. Wo und wie kann ich danach nun die zu sichernden Dateien aus den Windows-Verzeichnissen von dem einen Rechner (FAT 32) in ein Backup-Verzeichnis auf die Festplatte (FAT 32) des anderen Rechners, den mit dem CD-Brenner, übertragen?


4. Die so übertragenen Dateien danach auf CD-R brennen kann ich ja wieder unter Windows 98 mit Hilfe von WinOnCD 3.6 erledigen, weil ich auch das CD-R / CD-RW Brennen unter Linux erst noch lernen will und muß. Das geht aber erst, nachdem ich alle Dateien von allen Festplatten aller Rechner gesichert habe und dann endlich auf jedem der PC's ein anderes Linux (Debian, SuSE, Ubuntu, Kubuntu, ...) installieren und einrichten kann, um Linux endlich wirklich kennenzulernen und das erste Mal im Leben auch mal praktisch zu erfahren, und nicht nur mit einer furchtbar quälend langsamen Live Linux CD anzuschauen.


Herzlichen Dank für Eure Mühe beim Beantworten schon im Voraus!

Thymian


.
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Lateralus
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#2 Post by Lateralus »

Hi

Ich würde dir vorschlagen, auf dem Recher mit dem CD-Brenner und der Sicherungsfestplatte (von nun an "Pingu" [wobei nicht wichtig ist, dass dein Rechner wirklich diesen Namen hat ;-) ] ) eine SSH-Server zu starten und dann die Daten damit zu transferieren. Leider weiß ich nicht all zu viel über Knoppix, aber ich denke die folgende Anleitung wird funktionieren:

1. Einrichten von Pingu
Boote dein System mit Knoppix.
Öffne ein Terminal und mache folgendes (Kommentare sind mit # markiert).

Code: Select all

bla@Pingu:~> su               # Werde zu root
Password:                  *** Hier das Root-Passwort eingeben ***
1.1. Richte die Netzwerkkarte ein
Lasse dir zunächst anzeigen, ob eine Karte erkannt wurde:

Code: Select all

root@Pingu:~# ifconfig -a
(Das "root@Pingu:~#" musst du natürlich nicht eingeben.) Taucht hier nicht etwas in der Art "eth0" auf, dann melde dich nochmal. In diesem Fall wurde deine Karte nicht erkannt und das ganze wird etwas komplizierter. Nehmen wir hier erstmal an, dass da dann "eth0" steht (was wahrscheinlich ist).

richte deine Karte ein: Wir wählen das Subnetz 192.168.33.*

Code: Select all

root@Pingu:~# ifconfig eth0 192.168.33.1 up
Jetzt hat Pingu die IP 192.168.33.1 unter der du ihn später erreichen wirst.


1.2. Starte den sshd-Server
Ich hoffe, dass Knoppix einen sshd mitbringt.
Ein

Code: Select all

root@Pingu:~# /etc/init.d/sshd start
sollte ein simples "ok" mitbringen. Falls nicht, müsstest du den sshd-Server installieren. (Das sollte mit "apt-get install sshd" möglich sein - Knoppix benutzt doch apt-get oder?)


1.3. Richte einen Benutzer "tux" ein, den du später für die Datenübertragung verwendest

Code: Select all

root@Pingu:~# adduser tux        # Füge den Benutzer tux hinzu
Lege Benutzer tux an...
Adding new group `tux' (1001).
Adding new user `tux' (1001) with group `tux'.
Erstelle Homeverzeichnis /home/tux.
Kopiere Dateien aus /etc/skel
Enter new UNIX password:       *** Hier das Passwort für "tux" eingeben ***
Retype new UNIX password:    *** Hier das Passwort für "tux" wiederholen ***
Die restlichen Fragen kannst du einfach mit Enter auslassen. Danach hast du den Benutzer tux angelegt. Merke dir das Passwort.


1.4. Binde die FAT32-Partition ein

[----
Falls Knoppix die Laufwerke automatisch einbindet, brauchst du nur herausbekommen, wo es gemountet ist und ein Verzeichnis erstellen, wo das backup hin soll.

Beispiel:

Code: Select all

mount | grep vfat
/dev/hda2 on /mnt/os_shared type vfat (rw,umask=000)
----]

Zuerst musst du herausbekommen, wo die FAT32-Partionen, die du verwenden willst, liegt. So wie es klingt, besitzt dein Rechner Pingu nur eine Partition, aber ich beschreibe es dennoch allgemein:
Schau dir zunächst an, welche Partitionen existieren. (Hier mein Beispiel):

Code: Select all

root@Pingu:~# fdisk -l /dev/hda

Platte /dev/hda: 61.4 GByte, 61475807232 Byte
255 Köpfe, 63 Sektoren/Spuren, 7474 Zylinder
Einheiten = Zylinder von 16065 × 512 = 8225280 Bytes

   Gerät  boot.     Anfang        Ende     Blöcke   Id  System
/dev/hda1   *           1        3648    29302528+   7  HPFS/NTFS
/dev/hda2            3649        4500     6843690    c  W95 FAT32 (LBA)
/dev/hda3            4501        4561      489982+   5  Erweiterte
/dev/hda4            4562        7474    23398672+  83  Linux
/dev/hda5            4501        4561      489951   82  Linux Swap / Solaris
Wie man herauslesen kann ist /dev/hda2 eine FAT32-Partition. (Falls deine Festplatte nicht am Primary Master IDE-Bus hängt, versuche es mit hdb, hdc, hdd.)
Kreiere einen Mount-Punkt, binde die Partition ein und kreiere ein backup-Verzeichnis ("remote" genannt).

Code: Select all

mkdir -p /mnt/fat32
mount -t vfat -o umask 000 /dev/hda2 /mnt/fat32
mkdir /mnt/fat32/remote
Die -p Option von mkdir (make dir) dient dafür, dass das Verzeichnis /mnt gegebenfalls mit erzeugt wird, falls es noch nicht existiert. Die -t Option von mount gibt den Dateisystemtyp an (FAT32 = vfat). Die -o Option übergibt zusätzliche Optionen. In diesem Fall die Aufforderung, dass jeder Benutzer auf der Partiton schreiben kann. (Sonst könnte nur root schreiben, was den ssh-Zugriff komplizierter machen würde.)


Wir haben jetzt alles, was wir brauchen. Die Partiton ist eingebunden und uns steht ein Benutzeraccount auf dem Rechner zur Verfügung, auf den wir über das Netzwerk zugreifen können. Als nächstes kommen die Clients dran:


2. Einrichtung der Clients.
Boote Knoppix.

2.1. Einrichtung der Netzwerkkarte:
Öffne ein Terminal, werde zu root und richte wie oben die Netzwerkkarte ein:

Code: Select all

su
Password:
ifconfig -a
ifconfig eth0 192.168.33.13
(Jede IP-Addresse von 192.168.33.2 bis 192.168.33.254 ist möglich.)


2.2 Mounte die Festplatte wie oben beschrieben unter /mnt/fat32_client

2.3. Übertrage die Daten
Wir verwenden jetzt einen Trick der mal als Kurztipp auf Prolinux erschien:
http://www.pro-linux.de/news/2004/7461.html

Code: Select all

tar clf - /mnt/fat32_client/mein_zu_sicherndes_verzeichnis | ssh -l tux 192.168.33.1 tar xf - -C /mnt/fat32/remote
Was hier passiert: Es werden zwei Prozesse gestartet, die über eine Pipe verbunden sind:

tar clf - /mnt/fat32_client/mein_zu_sicherndes_verzeichnis
c kriert ein neues Tar-Archiv
l "-l, --one-file-system" Bleibt im gleichen Dateisystem, springt also nicht auf andere Dateisysteme über, wenn diese unter /mnt/fat32_client/bla gemountet sind. (Hier eigentlich nicht nötig.)
f auf f folgt die Datei, in die geschrieben wird. "-" steht für Standardausgabe (der Bildschirm).

Die Ausgabe von diesem Befehl wird nun weitergeleitet (über die Pipe "|"):

ssh -l tux 192.168.33.1 tar xf - -C /mnt/fat32/remote
== "Logge dich als tux auf 192.168.33.1 (Pingu) ein und führe den Befehl "tar xf - -C /mnt/fat32/remote" aus " ==

tar -xf -C /mnt/fat32/remote
x Entpacke das ankommende Archiv
f - aus der Standardeingabe
-C /mnt/fat32/remote und wechsle vorher ins Verzeichnis /mnt/fat32/remote.


So das war alles. Nachdem dieser Befehl durchgelaufen ist, solltest du auf dem anderen Rechner unter /mnt/fat32/remote (Das entspricht sowas wie C:\remote unter Windows) deine Daten haben.

Ich hoffe, das hilft dir.

Thymian
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#3 Post by Thymian »

Hallo Lateralus,

herzlichen Dank für Deine äußerst umfangreiche Antwort!
Von so viel Hilfsbereitschaft bin ich erstmal überwältigt und freue mich sehr :D

Es ist jetzt fast zwei Uhr morgens und ich werde daher alle Deine Vorschläge erst morgen Abend ausprobieren können, obwohl es schon sehr reizvoll wäre, die Nacht mit Linux durchzumachen ;-)

Wenn etwas wider Erwarten nicht klappen sollte, weil Du mit Knoppix ja nicht so gut bewandert bist, wie Du oben selbst schriebst, werde ich mich hier wieder melden und um weitere Unterstützung bitten.

Nochmals vielen Dank und allen eine gute Nacht!

Gruß,
Thymian

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