Wo steht die Linux-Community politisch ?

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Neuromancer

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#16 Post by Neuromancer »

Ich glaube nicht, dass die Anwendung von Linux was über politische Auffassungen des normalen Linuxer (d.h. die kleinen Programmierer oder Users) aussagt. Ich glaube aber, dass der typische Linuxer in höchstem Maße Individualist ist.
Individualismus hat aber in unserer Gesellschaft inzwischen was mit der Ferne von Kollektiven, d.h. Gruppen, zu tun. Parteipolitik versucht, Gruppen von Menschen in ihrer Gesamtheit anzusprechen. Da (ein inzwischen krankhafter) Individualismus immer mehr um sich greift, entsteht Politikferne- und verdrossenheit. Die Gemeinschaft als solche zählt in unserer Gesellschaft nicht mehr (überlegt mal wo das Wort Politik herkommt; polis= die Stadt, im Sinne von Gemeinschaft). Das sieht man u.a. auch daran, dass immer weniger Familien gegründet werden. Insofern ist der Linuxer einer von vielen Vorreitern einer Entwicklung.

Das fatale ist, dass der Individualist inzwischen die Norm ist. Wenn aber alle Individualisten sind, ist keiner mehr was außergewöhnliches. Der Non-Konformist ist konform. Außergewöhnlich sind Leute, die ihren übersteigerten Indivdualismus, d.h. eine egozentrische Haltung, nach hinten stellen zugunsten eines Kollektivs, wie z.B. der Familie.

Wie gesagt: ein Individualist im Sinne unserer Gesellschaft wird sich nicht durch eine Partei vertreten fühlen.

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kapeka
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Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#17 Post by kapeka »

Tja, wenn es um meine Politische Sichtweise geht bin ich etwas wählerisch. Keine Partei sagt mir so zu, dass ich Stammwähler oder Mitglied werden würde. Ich bin Politisch unabhängig. Das Problem ist, dass mir aus fast allen Parteien etwas gefällt.
Der CDU/CSU traue ich Wirtschaftlich etwas zu, und mir gefällt ihrr Konservative Ethik, Moral. Ich bin in diesem Bereich nicht liberal, gebe ich ehrlich zu. Die SPD sagt mir in ihrem OS engagment zu, auch wenn es nicht ganz 100% ist. Aber Herr Tauss setzt sich sehr für OS ein. Leider traue ich denen in sonst kaum einem Bereich etwas zu und halte die 4 Jahre Schröder für eine Katastrophe.
Aber wen ich wahrscheinlich wählen werde ist die FDP. Denen traue ich wirtschaftlich ne Menge zu, ausserdem lehnen sie Softwarepatente strikt ab. Leider hat Herr Otto eine etwas merkwürdige Einstellung zu OS.
Eine Partei, die alle drei Punkte verbinden würde, wäre mein Traum.
PDS und Grüne kommen für mich überhaupt nicht in Frage.

Aber ich finde es richtig, dass Open Source Software und hier als "Vertreter" Linux in der Politik eine stärkere Rolle spielt. Das ist wichtig, denn hier tut sich für Deutschland (und die EU) eine große Chance auf. OSS hat das Potential viel zu bewegen, aber zuerst müssen sich die Dinosauerier im Reichstag bewegen. Da sind uns andere Länder in der EU und im Rest der Welt leider einiges voraus, und Deutschland hinkt wieder hinterher. Bin Gespannt was das Projekt "IT 2006" bringen wird.

linkfinger

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#18 Post by linkfinger »

Diese Frage ist ziemlich weit formuliert, so daß eine Antwort auch nur verschwommen und ungenau erfolgen kann.

Der Brockhaus gibt richtig hochtrabende Antworten. Hier ein paar Auszüge

...

Politik (griech. Die Kunst der Staatsverwaltung) ist ein vielschichtiger Begriff und umfaßt allgemein die Gesamtheit der Verfahren und Handlungen von Einzelnen, Institutionen und Organisationen, die öffentlichen Belange durch Entscheidungen zu regeln. (Brockhaus 1992, 19. Auflage) Politik definiert sich als die Gesamtheit der die öffentlichen Belange betreffenden institutionellen, prozessualen und entscheidungsinhaltl. Dimensionen des "Strebens nach Macht oder nach Beeinflussung der Machtverteilung" (M. Weber), der Herrschaftsordnung und der auf verbindlicher Regelung gesellschaftl. Konflikte über begehrte Güter gerichteten Bestrebungen.

...

Wie soll ich dazu stehen? Ganz einfach. Ich wähle lieber eine heilige, transzedentale und unendliche Macht in personaler Gestalt. <img src="http://www.pl-forum.de/UltraBoard/Images/Happy.gif" border="0" align="middle"> (auch aus dem Brockhaus!) Da ist so ziemlich alles drin wofür wir immer wieder neue Worte erfinden und einen Sinn suchen müssen.

Ich denke, dass die Community so vielschichtig ist, wie ihre User. Weil eine Community gerade aus Individuen besteht, kann auch nur nach den Individuen gefragt werden. So will ich also auch antworten: Ich bin eher grün, finde Bürgerrechtler spitze und trage mein Haar (was davon noch übrig ist) trotzdem kurz, finde Glauben geil und überhaupt glaube ich an eine bessere Welt.

Was immer das auch politisch zu bedeuten hat....

Linkfinger

bephep

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#19 Post by bephep »

Hallo newromancer.
>Ich glaube aber, dass der typische Linuxer in höchstem Maße Individualist ist.
Individualismus hat aber in unserer Gesellschaft inzwischen was mit der Ferne von Kollektiven, d.h. Gruppen, zu tun.<
Einspruch Euer Ehren, Linuxer fühlen sich als Gruppe,als Community.
>Das sieht man u.a. auch daran, dass immer weniger Familien gegründet werden. Insofern ist der Linuxer einer von vielen Vorreitern einer Entwicklung.<
Da sind die Linuxer kein Vorreiter, das ist ein Gesellschaftliches Problem. Ein Facharbeiter mit 3 Kindern rutscht an das Ende der Gesellschaft und könnte meistens Sozialhilfe beantragen.
> entsteht Politikferne- und verdrossenheit>
Die Aussagen, wenigstens nicht die meisten, der Parteien sind nicht war.
Renten- Riesterrente
Arbeitslose-gestiegen
Aufbau Ost- alle gescheitert
Hamburg Schill Partei. Die Partei prangert allen bekannte Probleme an, bekommt 20%, die Wahlbeteiligung steigt um etwa den gleichen Betrag. Die FDP geht seit Jahren mit Bildung auf Stimmenfang, ohne grossen Erfolg, jetzt kommt die Pisa Studie und alle tun überrascht.Die Parteien denken in 4 Jahren, die Wähler sind noch schlimmer die denken in 4 Wochen, den sie glauben den Versprechungen und denken in 4 Wochen geht es und besser.
PS. Ich habe alle Programme der Parteien zur Bundestagswahl gelesen, habe für eine Partei Srassenwahlkampf gemacht, mir graust es.

Neuromancer

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#20 Post by Neuromancer »

@bephep: Jau, du hast Recht. Meine Äußerungen will ich so stehen lassen, nehme sie aber, was den Linuxer angeht zurück. Stimmt, der Community-Gedanke ist da wirklich gut entwickelt. Vielleicht doch etwas Hoffnung ? Wenn alle Windowser so miteinander kommunizieren würden wie wir, hätte MS kaum eine Chance.

Übrigens: ich habe drei Kinder. Und 'nen guten Job. Kann nur unterstriechen, was du da vom Facharbeiter sagst.

kommzurpunicaoase

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#21 Post by kommzurpunicaoase »

wo links und rechts bei der linux community, ist doch bitte sehr einfach zu erkennen.

also falls ihr wählen ginget, was ihr ja teilweise aus berechtigten gründen ablehnt, dann sähen die stimmzettel vergröbert ungefähr so aus:

präsidentschaftswahlen usa:

( ) bush = microsoft päppeln und bewahren
( ) clinton = microsoft in kleine überschaubare stücke zerteilen und auch bewahren
( ) nader = linux

kanzlerwahl deutschland:

( ) schröder = linux und xp in den bundestag
( ) stoiber = ausschliesslich xp in den bundestag
( ) pds = nur linux nehmen

Descartes

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#22 Post by Descartes »

d.h. ich würde Clinton oder Schröder wählen sofern Wahl wäre.
Sowohle Nader als auch PDS sagen mir obwohl ihrer politischen Grundhaltung nicht zu.

Muto

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#23 Post by Muto »

Kann man die Free Software Community in eine andere Sparte als "links"/Kommunismus einordnen?

Betrachtet man die Software-Szene, fällt doch auf, dass die FS-Bewegung, Beispiel rms, jede 'kapitalistische'/proprietäre Software verbietet. Die Ziele der fsf sind klar: keine prop. standards und offene quellen, mit denem man tun kann, was beliebt. Kann eine solche Einstellung in unserer Marktwirtschaft bestehen? Auch wenn die gpl es nicht verbietet, Geld für Software zu verlangen, hat es sich eingebürgert die Software kostenlos zu verteilen.

Aber auch eine kostenpflichtige Software mit offenen Quellen bietet nicht die Möglichkeit, gewinnbringend Geld zu machen. Beispiel: Firma A verkauft eine hervorragende Workgroup-Lösung für Linux unter der gpl. Bisher hätte man als Firma B mit 2000 Mitarbeitern, 2000 Lizenzen kaufen müssen. Dank gpl reicht es, die Software einmal zu kaufen. Und was verdient Firma A? Ist es denn wirklich so idiotisch, Geld für ein Stück Papier(=Lizenz) auszugeben?
Laut rms kann man ja mit support geld verdienen. Wieso sollte eine kapitalistische(=gewinnorientierte,börsennotierte) Softwarefirma sich auf die Einnahmen aus dem support beschränken?
Ist "freie Software" nicht eine Kritik an unserem System? Ein Schritt in Richtung Kommunismus?

(Wobei ich erwähnen sollte, dass ich nichts gegen einen gut durchgeführten Kommunismus(!=Stalinismus) habe)

bakunin
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Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#24 Post by bakunin »

Hi!

> Kann man die Free Software Community in eine andere Sparte als "links"/Kommunismus einordnen?

Kommunismus ist Faschismus im roten Gewand. Damit will ich (als Teil der Freie Software Gemeinschaft) nichts zu tun haben, und die meisten, die ich kenne, sehen das genauso. Allerdings möchten Kommunisten anscheinend gerne die Ideale der Freie Software Bewegung in ihre eigenen Vorstellungen pressen.

> Betrachtet man die Software-Szene, fällt doch auf, dass die FS-Bewegung, Beispiel rms, jede 'kapitalistische'/proprietäre Software verbietet.

Nein, die FSF verkauft selbst Software.

>Die Ziele der fsf sind klar: keine prop. standards und offene quellen, mit denem man tun kann, was beliebt.

Was ein krasser Widerspruch zum Kommunismus ist. Kommunismus ist die Negation der Freiheit.

>Kann eine solche Einstellung in unserer Marktwirtschaft bestehen?

Frag mal Werner Koch, Bernhard Reiter und die ganzen anderen Leute, die mit Freier Software Geld verdienen. Die würden diese Frage problemos mit "ja" beantworten können.

>Auch wenn die gpl es nicht verbietet, Geld für Software zu verlangen, hat es sich eingebürgert die Software kostenlos zu verteilen.

Nur, wenn Leute es in ihrer Freizeit machen.

> Aber auch eine kostenpflichtige Software mit offenen Quellen bietet nicht die Möglichkeit, gewinnbringend Geld zu machen. Beispiel: (...)

Was wieder einmal zeigt, dass Kommunisten das System, jenes sie kritisieren, nicht einmal verstehen.

> Laut rms kann man ja mit support geld verdienen. Wieso sollte eine kapitalistische(=gewinnorientierte,börsennotierte) Softwarefirma sich auf die Einnahmen aus dem support beschränken?

Warum tun es existierende Firmen?

>Ist "freie Software" nicht eine Kritik an unserem System?

In erster Linie ist es der natürliche Zustand der Software. Aber sicher sind darüber hinaus viele Hacker naturgemäß Gegner der Unterdrückung. Schau dir mal das RMS-Zitat meines ersten Postings hier an.

>Ein Schritt in Richtung Kommunismus?

Nein, ein Stück in Richtung Freiheit.

>(Wobei ich erwähnen sollte, dass ich nichts gegen einen gut durchgeführten Kommunismus(!=Stalinismus) habe)

Dann führe halt mal einen durch. Aber sag vorher Bescheid, damit ich flüchten kann.

Cheers,
GNU/Wolfgang

bephep

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#25 Post by bephep »

(Wobei ich erwähnen sollte, dass ich nichts gegen einen gut durchgeführten Kommunismus(!=Stalinismus) habe)
Wenn der gelebte Kommunismus so Ideal wie das Programm wären würde ich morgen Kommunist. Stalin hat vorher die guten Leute, Bakunin und Trotzky ermorden lassen ( und auch noch viele andere) der Stalinismus hat dreimal mehr Opfer an Menschenleben gekostet ( russische Quellen) als der Krieg gegen Deutschland.

Laut rms kann man ja mit support geld verdienen. Wieso sollte eine kapitalistische(=gewinnorientierte,börsennotierte) Softwarefirma sich auf die Einnahmen aus dem support beschränken?
Es gibt, ich bin keiner, jede Menge EDV Berater die mit der Installation und Pflege von M$ Programmen bei kleineren und grösseren Firmen Geld verdienen.

Kann man die Free Software Community in eine andere Sparte als "links"/Kommunismus einordnen?
Ja, ich halte mich für liberal und habe eine eigene Meinung mal links mal rechts. Wenn ich die Beiträgen auf PL richtig interpretiere denken auch andere genau so. Wer für Linux ist muss nicht links sein , vielleicht hat er nur etwas mehr nachgedacht.

Muto

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#26 Post by Muto »

Oho, so einfach wird man zum Kommunisten degradiert :D

>> Laut rms kann man ja mit support geld verdienen. Wieso sollte eine kapitalistische(=gewinnorientierte,börsennotierte) Softwarefirma sich auf die Einnahmen aus dem support beschränken?
>Warum tun es existierende Firmen?
Warum gibt es eine Debatte, ob der Kanzler seine Haare färbt oder nicht? Solche Fragespiele helfen mir nicht weiter.

>Es gibt, ich bin keiner, jede Menge EDV Berater die mit der Installation und Pflege von M$ Programmen bei kleineren und grösseren Firmen Geld verdienen.
Tja, genau. Und das sind alles Support-Leute, die nix/nur wenig programmieren.
Ich frage mich, wie es um Programmierer steht. Warum sollte ich als Chef eines Software Unternehmens meine Software unter der gpl verbreiten? Ich rede jetzt von dem rein finanziellen Aspekt. Wer bezahlt die Programmierer? Sollen die Support-Leute(auch ein fulltime-job) durch ihren Verdienst die Programmierer quersubventionieren?

Erstmal Danke an Wolfgang für die Namen der Leute, die mit freier Software Geld verdienen. Ich habe mir mal die Unternehmen angeschaut.Intevation nehme ich mal als Musterbeispiel. Wie zu erwarten, zeigt sich das Unternehmen support-/serviceorientiert. Was noch auffällt ist die Art der Bezahlung, meiner Meinung nach DAS Problem bei freier Software: freiwillige Basis. Man erwartet vom Kunden, dass er "Mitleid" mit den Entwicklern hat. Wenn er auch eine zukünftige Weiterentwicklung will, soll er halt Geld spenden. Kann man so viel Einsicht erwarten? Als mittelständischer Unternehmer, der auf jeden Euro angewiesen ist, würde ich mir so eine Spende überlegen: "Ich habe doch die Software, sie läuft, weiterentwickelt wird auch ohne mein Geld. Na ja, weil die ihr Brot auch bezahlen müssen, geb' ich den Entwicklern mal 10000 &euro, immerhin ein Ersparnis zu den 50.000 &euro, die ich für ein anderes Produkt ohne freie Quellen bezahlen müsste. "
Ich lasse die finanzunabhängigen Aspekte von freier Software sowie die Support-Abteilung absichtlich außer acht.
Welches Software-Unternehmen hat letztlich mehr verdient? Die Firma mit freier Software oder diejenige, die ihr Produkt mit Lizenzen verkauft? Welche Firma kann dann mehr Geld in die Weiter-/Neuentwicklung von Programmen stecken? Welches könnte auch in Zukunft Qualität liefern?

Aus diesen Gründen halte ich freie Software zwar für ein gutes Konzept, doch leider in der Realität(in der Marktwirtschaft) nicht effektiv. Letztlich kann man mit nicht-freien Produkten mehr Geld verdienen(Profitmaximierung->Ziel des Kapitalismus).

bephep

Re: Wo steht die Linux-Community politisch ?

#27 Post by bephep »

<Oho, so einfach wird man zum Kommunisten degradiert :D>
Nein, habe ich nicht. Das würde ja die anständigen Kommunisten, die kenne, beleidigen :D
<Warum gibt es eine Debatte, ob der Kanzler seine Haare färbt oder nicht? Solche Fragespiele helfen mir nicht weiter.>
Es wäre schön wenn wir in Deutschland keine anderen Probleme hätten.
<Tja, genau. Und das sind alles Support-Leute, die nix/nur wenig programmieren. >
Die meisten könnten aber programmieren, nur die haben genug zu tun NT am laufen zu halten.
<Man erwartet vom Kunden, dass er "Mitleid" mit den Entwicklern hat.>
Vielleicht beziehst Du Dich auf Mandrake, die haben aber ein bescheurtes Modell, mit den ISOs hätte ich schon 8.2 auf dem Rechner. Die Box, die ich bestellt habe, ist immer noch nicht angekommen.
Mit Support kein Geld verdienen, nehme mal Autowerkstätten, die leben vom Verkauf und vom Support.

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