Selbst bin ich kein Computer-Experte, sondern Politologe - arbeite aber mittlerweile unter Linux und bin Fan der Open-Source-Idee. Ich teile Eure Irritation gegenüber Schäubles Schirmherrschaft des Linux-Tages. Ich empfehle Euch jedoch, nicht nur Boykott oder Protest anzukündigen. Dies dürfte wenig wirkungsvoll sein (gerade Boykott wird in einem Wachstumsbereich wie Linux kaum auffallen).

Ich empfehle Euch, zunächst zu versuchen, die Veranstalter wachzurütteln und mit ihnen zusammen geeignete Wege zu suchen, die berechtigte Kritik unmittelbar und hörbar an Schäuble - sowie seine (hoffentlich) kompetenten Mitarbeiter - heranzutragen. Protest ist hingegen nur das Mittel zweiter, Boykott das dritter Wahl.

Ich warne davor, Schäuble zum Feindbild aufzubauen - auch er ist als Mensch ernstzunehmen.

An Eurer Stelle würde ich die Energie vor allem in die Argumentation legen, warum eine Politik in richtung Überwachung und Kontrolle der Daten und Software auf dem eigenen Computer sowie auf Servern im Internet sowohl dem Geist einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft als auch dem Geist von Open Source und Linux zuwiderlaufen. Es muß klar werden, daß die zwangsläufige Einrichtung von Überwachungs-Hintertürchen (wie sie ja für viele Mailserver schon vorgeschrieben wurde) letztlich schon einen Impuls gegen (kosten)frei verfügbare Software und Open Source setzt.

Anzuschließen wäre die Kritik gegenüber Softwarepatenten, die - ähnlich wie die Privatisierung von öffentlichen Einrichtungen und kommunaler Infrastruktur - den Zugriffsbereich der Öffentlichkeit einschränkt und damit ebenfalls die Demokratie schwächt, indem ihr Verfügungsgewalt entzogen wird. Auch Softwarepatente sind damit ebenso antidemokratisch wie sie die Open-Source-Idee untergraben.

Open Source hat m.E. klar politische Implikationen. Es ist nichts anderes als die Demokratisierung von Software. Wer gegen Open Source agiert, handelt gegen die Demokratie!