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Erste Alphaversion von KDE 4.0 freigegeben
Über fünf Jahre nach KDE3 haben die Entwickler der freien Desktop-Umgebung die erste Alphaversion der kommenden Generation KDE 4.0 freigegeben.
KDE
KDE 4.0 Alpha1 mit Dolphin als Dateimanager
Nach
Angaben der Entwickler stellt KDE4 die nächste Evolutionsstuffe der Umgebung dar. Das Paket kommt mit zahlreichen Verbesserungen und Neuerungen und will vor allem die Nutzung des Systems erleichtern. Die wohl augenfälligste Änderung von KDE4 stellt die Integration von
Oxygen dar. Dieses Modul stellt nicht nur eine Sammlung von neuen Icons dar, sondern ist nach Angaben der Entwickler auch eine neue vereinheitlichte Methode, die grafische Gestaltung von KDE 4.0 anzugehen.
Oxygen, das dem Wahlspruch »eine frische Brise für den Desktop« folgt, wird auch in der stabilen Version von KDE 4 das Standard-Design sein. Hinter dem Projekt steckt ein Team von Entwicklern und Künstlern, das eine möglichst gut aussehende Gestaltung schaffen will. Abgesehen von dem schönen Schein soll KDE damit auch einheitlich und unverwechselbar aussehen. Beispielsweise haben alle Icons in Werkzeugleisten die gleichen Schatten unterhalb, was ihnen ein konsistentes Aussehen verleiht. Es wurden Farbpaletten entworfen, um sicherzustellen, dass die Elemente farblich zusammenpassen.
KDE
Eine weitere Neuerung von KDE4 stellt die verbesserte Unterstützung von Multimedia-Geräten dar. Die schlanke Abstraktionsschicht
Phonon ersetzt den mittlerweile in die Jahre gekommenen Soundserver Arts. Im Gegensatz zu Arts stellt Phonon keinen eigenständigen Server mehr dar, sondern bietet Applikationen eine Schnittstelle zu bereits existierenden Lösungen an. Die Verbindung zwischen Phonon und einem Framework geschieht mit »Engines«. Derzeit bietet das KDE-Team vier Engines an. Sie binden die Frameworks
xine,
NMM,
GStreamer und
avKode ein. Andere Engines sind in Zukunft denkbar. Die Verwendung von Phonon bringt als weiteren Vorteil die Netzwerktransparenz mit sich. Diese ist von Anfang an eingebaut. Phonon wird allerdings nicht alle Funktionen unterstützen, die anspruchsvolle Multimedia-Anwendungen wie beispielsweise Bearbeitungsprogramme benötigen. Diese Programme müssen weiterhin ein Framework direkt nutzen.
Einer besseren Hardware-Unterstützung hat sich auch Solid verschrieben. Das Projekt wurde Anfang 2006 gegründet und bietet eine Schnittstelle zur Hardware an. Das API von Solid bietet Zugriff auf Informationen über die angeschlossenen Geräte. Dabei gibt es mehrere Teilbereiche, die recht unabhängig voneinander entwickelt werden. Einer dieser Bereiche ist das Verwalten von Geräten, die nicht dauerhaft mit dem Rechner verbunden sind. Solid macht Schluss mit der vielfach noch vorhandenen Annahme, dass ein Gerät ständig vorhanden ist. Die Handhabung solcher Geräte wird über HAL abgewickelt, das das bisher einzige unterstützte Backend ist. Andere Backends sollen jedoch prinzipiell möglich sein. Geplant ist, Solid noch um weitere Funktionalität wie die des NetworkManagers zu erweitern.
KDE
Krunner unter Plasma
Eine weitere große visuelle Änderung bringt
Plasma mit sich. Die Neuentwicklung ähnelt in mancher Hinsicht
SuperKaramba. Es bestimmt das Aussehen des Desktops und Applets und unterstützt mehrere Programmiersprachen. Das primäre Ziel der Erweiterung ist, besonders »schöne« Desktops zu ermöglichen, ähnlich wie heutige SuperKaramba-Themes. Gegenüber SuperKaramba soll aber besonders Wert auf Funktionalität und Benutzbarkeit gelegt werden. Auch in Umgebungen mit eingeschränkter Anzahl von Farben, bei Arbeit übers Netz oder für Personen mit Behinderungen soll Plasma gut benutzbar bleiben.
Neben Änderungen an Bibliotheken und der Grundstruktur der Umgebung bringt KDE4 auch neue Applikationen mit sich. So kommt die aktuelle Alpha-Version bereits mit dem schlanken Dateimanager Dolphin. Die speziell an KDE4 angepasste Version der Applikation verfügt über eine verbesserte Unterstützung von KDE-Protokollen und eine neue Sidebar. Auch das Aussehen der Programms wurde gegenüber der KDE3-Variante massiv verändert.
KDE
Okular
Weitere neue Applikationen, die erstmals in KDE4 enthalten sind, sind
Okular und Ligature. Sowohl Okular als auch Ligature sind Programme zum Betrachten von Dokumenten, die aus früheren KDE-Anwendungen hervorgegangen sind. Okular ist eine Weiterentwicklung von KPDF für KDE 4, die zusätzliche Dateitypen kennt, darunter CHM, DjVu, DVI, XPS, OpenOffice.org, FictionBook, ComicBook und einige Grafikformate. Konkurrenz zu Okular entsteht in Ligature, das zuvor KViewShell hieß und bereits in KDE 3 vorhanden war. Es kennt die Formate PDF, PostScript, EPS, fax, Tiff, DjVu und TeX.
KDE 4.0 Alpha1 kann ab sofort im Quellcode vom KDE-Server heruntergeladen werden. Darüber hinaus bieten diverse Distributoren compilierte Pakete zum Download an. Wie die Entwickler allerdings warnen, ist die aktuelle Version noch nicht fertig und für den produktiven Einsatz noch ungeeignet. Viele Komponenten müssen weiter ausgebaut oder von Fehlern bereinigt werden. Unter anderem wird Plasma noch zahlreiche Änderungen erfahren. Auch manche der unter KDE3 bekannten Applikationen finden sich noch nicht in der ersten Alphaversion. Dazu zählt unter anderem KDE PIM. In den nächsten Monaten sollen deshalb die eigentlichen Applikationen an die neue Grundstruktur von KDE4 angepasst werden. Das Release-Team hat mit der Entwicklergemeinschaft die Freigabe von KDE 4.0 auf Oktober festgelegt.