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Mi, 25. Juli 2007, 20:14

Software::Kernel

Con Kolivas erklärt Ende seiner Linux-Kernel-Aktivitäten

In einem Interview mit APCMag.com bemängelt Con Kolivas, dass die Kernel-Entwickler die Probleme von Linux auf dem Desktop nicht verstehen.

Nach neuerlichen Querelen auf der Mailingliste des Linux-Kernels hatte Con Kolivas angekündigt, aus der Kernel-Entwicklung auszusteigen. In einem Interview erläutert er, wie es dazu kam. Im ersten Teil erklärt er, wie er zum Kernelentwickler wurde. Die Entwicklung betrieb er in all den Jahren nur in seiner Freizeit. Seine Motivation war, die Desktop-Leistung von Linux zu verbessern. Ein Weg dorthin wäre gewesen, die Anwendungen zu optimieren, doch als Nichtprogrammierer, der erst allmählich C lernte, war ihm dies kaum möglich. So wandte er sich dem Kernel zu, wo zwar keine großen Geschwindigkeitssteigerungen, aber bedeutende Verbesserungen der Interaktivität möglich schienen.

Während früher innovative Plattformen wie Amiga 500 oder Atari Erfolge feiern konnten, hat nach Kolivas Ansicht das Erscheinen des IBM-PCs und insbesondere Windows jegliche Innovation getötet. Amiga und Atari konnten ihre Hardware maßschneidern, so dass diese Systeme im Multimedia-Bereich und in der Benutzerfreundlichkeit dem PC noch jahrelang weit überlegen waren. Nachdem Windows erschienen war und jedes Betriebssystem auf dem PC notwendigerweise an dessen Hardware angepasst werden musste, lohnte sich die Entwicklung von Hardware hoher Qualität nicht mehr, wenn sie nicht Windows-kompatibel war. Amiga und Atari verschwanden vom Markt.

Nach Kolivas Ansicht sind heutige PCs zwar tausendmal schneller als die damalige Hardware, jedoch auch zehnmal langsamer in der Bedienung. Es ist, als ob die Rechner zehntausendmal mehr täten, jedoch an den falschen Stellen. Ruckelfreies Abspielen von Audio und Video sind zwar möglich, wenn man einen ausreichend schnellen Rechner hat - und auch dann nur, wenn im Hintergrund möglichst nichts anderes läuft. Zumindest als Kolivas begann, war das so.

Für Con Kolivas war das ein massives Problem, doch statt sich diesem Problem zu widmen, fügten die Entwickler dem Kernel massive Skalierbarkeit und »Unmengen von Unternehmens-Mist« hinzu, der für den Desktop nicht relevant ist. Kolivas bezweifelt, dass die Entwickler überhaupt eine Ahnung haben, wie schlecht die Leistung auf dem Desktop ist.

Im Lauf der Jahre entwickelte Kolivas eine Reihe von Patches für den Kernel. Manche wurden integriert, manche waren kontrovers und blieben außen vor. Kolivas begann, seine eigene Patchsammlung in einem separaten Archiv zu verwalten, und die Benutzer dieses Kernels waren begeistert. Mit den anderen Kernel-Entwicklern kam es jedoch immer öfter zu Missstimmigkeiten. Während Kolivas krank und sechs Wochen lang weitgehend zur Untätigkeit verdammt war, schrieben Ingo Molnar und andere Entwickler, mit denen er im Streit lag, auf Basis seines Codes einen neuen Scheduler (der in Kernel 2.6.23 enthalten sein wird), und implementierten darin auch frühere Ideen von ihm, die zuvor abgelehnt worden waren. Daraufhin beschloss er zutiefst gekränkt, die Entwicklung »für immer« zu beenden.

Hat Kolivas recht, dann sind die Kernel-Entwickler zu weit entfernt von den Problemen der realen Benutzer. Die Kernel-Mailingliste ist aufgrund des oft rüden Umgangstons für normale Benutzer keine Option, und andere Möglichkeiten, die Entwickler zu erreichen, gibt es kaum.

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