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Di, 29. April 2008, 18:24

FOSS Factory nimmt die Arbeit auf

Die FOSS Factory will Entwicklern freier Software eine Möglichkeit bieten, für ihre Arbeit bezahlt zu werden.

Entwickler freier Software für Endanwender haben es nicht leicht, ihre Arbeit zum Broterwerb zu machen. Bekanntlich sind Endanwender selten davon zu überzeugen, für »freie Software« zu zahlen, und bezahlten Support nehmen sie ebenfalls selten in Anspruch. Das haben auch die Linux-Distributoren erkannt und richten ihre Angebote mehr oder weniger stark auf Unternehmenskunden aus. Für Endanwender-Software stehen daher auch bei den Distributoren nur wenige Ressourcen bereit.

Ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma könnte sein, Spenden für konkrete Projekte zu sammeln. Idealerweise erfolgt dies zentral und sollte möglichst breite Benutzerkreise erreichen. Ein Entwickler übernimmt ein Projekt, sobald ihm die angebotenen Spenden ausreichend erscheinen. So sollten in der Theorie Projekte, die von vielen Anwendern gewünscht werden, finanziert werden können.

Auf diesem Prinzip will das Projekt FOSS Factory aufbauen, das zur Zeit im Entstehen ist. Für ein Projekt, ein Voice- und Video-Plugin für Pidgin, wurden bereits 5.000 US-Dollar angeboten. Weitere 20.000 US-Dollar sollen noch hinzukommen. Für zwei weitere Projekte sind bereits rund 1.000 US-Dollar geboten.

Das Team der in Kanada gegründeten Organisation besteht aus zwei Unternehmern und einem Studenten. In einer Hintergrundinformation machen die Initiatoren deutlich, dass sie sich ähnlicher Initiativen, die es in der Open-Source-Historie gab, durchaus bewusst sind. Alle diese Initiativen sind jedoch fehlgeschlagen. Beispiele sind die Projekte SourceXchange und Cosource.com, die beide 1999 starteten und 2001 bereits Geschichte waren. Als Gründe für den Fehlschlag führen die Initiatoren von FOSS Factory vier Punkte an: Wenn mehrere Entwickler um die Bezahlung konkurrieren, dann wird die Zusammenarbeit unter Entwicklern unmöglich gemacht. Eine exklusive Beauftragung eines Entwicklers führt genauso wenig zu mehr Zusammenarbeit. Diese Punkte wirken sich insbesondere auf größere Projekte aus, die man nicht in kurzer Zeit vollenden kann. Andererseits führt die exklusive Zuweisung zu einem Entwickler, das ist der zweite Punkt, auch zu Schwierigkeiten in der Verwaltung und Leitung des Projektes.

Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass das Produkt letztendlich frei verfügbar ist. Dadurch wird es besonders schwierig, Spender zu finden. Hat man jedoch Spender, so könnte sich ein viertes Problem dadurch ergeben, dass die Spender kontrollieren wollen, wofür ihr Geld ausgegeben wird.

FOSS Factory will alle diese Probleme vermeiden. Ein Projekt wird nie exklusiv an einen Entwickler vergeben. Stattdessen kann jeder mithelfen, das Projekt in kleinere Teilaufgaben zu zerlegen und ein anfängliches Design anzufertigen. Dies soll in den Foren diskutiert werden, wo dann die verfügbare Prämie auf die Teilaufgaben verteilt wird. Auch Teilaufgaben können noch weiter zerlegt werden. Durch die Aufteilung der Aufgaben soll Konkurrenz um die Prämie vermieden werden.

Spender sollen durch einige einfache Maßnahmen motiviert werden. Sie sollen ihre Spende flexibel verwenden können und erhalten gewisse Stimmrechte. Mit ausreichend Stimmen kann ein Projektleiter (eine Person, die hauptsächlich für den Fortschritt des Projektes verantwortlich ist), abgewählt und durch jemand anderen ersetzt werden. Regelmäßige Spender werden zudem höher gewichtet.

Das vierte Problem soll durch ein Bündel von Maßnahmen bekämpft werden. Projektvorschläge sollen kurz sein und präzise die Ziele, aber nicht den Weg dorthin beschreiben, im Grund also ein Lastenheft darstellen. Die ganze Gemeinschaft ist in den Design-Prozess einbezogen. Der Projektleiter hat nur sehr begrenzte Möglichkeiten und kann ersetzt werden. Schließlich steht es jedem Beteiligten frei, sich ohne Schaden aus einem Projekt zurückzuziehen.

Die Rollen von Projektleitern, Spendern, Unterprojekten sowie die Fertigstellung von Projekten, Auszahlung und Konfliktlösung sind in einer Übersicht nochmals präzisiert. Niemand, auch die Initiatoren selbst, weiß zur Zeit, ob das Unternehmen besser gelingen kann als seine Vorgänger und ob die Spender ausreichend motiviert werden können. Unklar ist auch, ob die Initiatoren selbst an FOSS Factory etwas verdienen wollen. Für Überweisungen stellen sie lediglich die Paypal-Gebühren in Rechnung, jedoch ist das Anlegen eines neues Projektes mit einer Gebühr verbunden. Für dauerhafte Spender scheint das Anlegen von Projekten aber kostenlos zu sein.

Inzwischen wurde zwar auch der Quellcode der Webseite veröffentlicht, doch scheint sich in den letzten Wochen bei den Projekten wenig getan zu haben. Die Zeit muss zeigen, wie sich FOSS Factory entwickelt.

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Kommentare (Insgesamt: 13 || Alle anzeigen )
Re[3]: IM Chat konverter (vicbrother, Do, 1. Mai 2008)
Na dann: Viel Erfolg! (Rufus, Mi, 30. April 2008)
Re: IM Chat konverter (Anonymer Feigling, Mi, 30. April 2008)
Re[3]: IM Chat konverter (she, Mi, 30. April 2008)
Re: Toll! (Nicolaus Millin, Mi, 30. April 2008)
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