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Di, 16. September 2008, 11:43

Software::Kernel

Linux Kernel Summit: Kein Linux 3.0

Der Linux-Entwicklungsprozess wird sich wohl nicht wesentlich ändern - ein kurzer Bericht vom ersten Tag des Linux Kernel Summit.

Zum Linux Kernel Summit, der am 15. und 16. September in Portland stattfindet, fanden sich 80 Kernel-Entwickler ein, um über eine Vielzahl von Themen zu diskutieren und neue Entwicklungen vorzustellen. Die erste Sitzung war dem Kernel-Entwicklungsprozess selbst gewidmet. Linus Torvalds, Initiator des Kernels, erteilte Ideen, ein Linux 3.0 herauszugeben und dabei obsolete Funktionen zu entfernen, eine Absage. Auch das Entfernen von alten Treibern lehnte er ab, denn zum einen seien die Kosten für deren Wartung sehr gering, zum anderen zwängen sie die Entwickler dazu, bei Änderungen mehr nachzudenken, und eventuelle Sicherheitslücken würden so wenige Anwender betreffen, dass sie für Angreifer kein lohnendes Ziel darstellen.

Eine wahrscheinliche Änderung ist, dass die Verwendung von veralteten Funktionen keine Einträge mehr in den Logdateien verursacht, sondern bereits den Entwicklern mit Tools wie »checkpatch« angezeigt wird. Die Schnittstelle zu den Anwenderprogrammen wird stabil bleiben, eine inkompatible Version 3.0 von Linux wird es also nicht geben. Die Frage, ob sich bei den Versionsnummern überhaupt etwas ändern wird, wurde aber nicht endgültig beantwortet. Torvalds selbst hatte sich vor Kurzem unzufrieden mit der immer größer werdenden »kleinen« Versionsnummern geäußert und eine Benennung nach Jahr und Monat favorisiert.

Bezüglich Energieverwaltung, WLAN und Virtualisierung mit Containern bleibt noch viel zu tun, aber es wurden Fortschritte erzielt. Die Energieverwaltung und Suspend fehlen im WLAN-Subsystem noch, werden aber kommen.

Eine Diskussion wurde geführt über den Zeitpunkt, wann neue Treiber in den Kernel integriert werden sollen. Torvalds vertritt die Ansicht, dass Treiber möglichst früh aufgenommen werden sollen, da sie dort am meisten von Tests und Weiterentwicklung profitieren. Treiber, die bekannte Fehler aufweisen oder unvollständig sind, könnten künftig das »Taint«-Flag setzen. Der Bereich der Dateisysteme sieht eine stetige Weiterentwicklung. Neue Dateisysteme bringen manchmal auch neue Anforderungen an Kernel-Funktionen, die nach und nach bereitgestellt werden. Linus Torvalds warnte die Dateisystem-Entwickler, keine Funktionen in die Dateisysteme einzubauen, die in einem Jahr vielleicht im Kernel allgemein zur Verfügung stehen. Gerade die Solid-State-Laufwerke seien im Moment noch zu sehr im Fluss, um jetzt schon alle gewünschten Funktionen bereitstellen zu können.

Weitere Punkte, die zur Diskussion standen, waren die Zusammenarbeit von Entwicklern bei Änderungen, die mehrere getrennte Subsysteme betreffen, Tools wie das Programm »Patchwork« zur Patchverwaltung (das weitere Tests in größerem Maßstab benötigt) und der Code der Initial Ramdisk. Die Ramdisk, die im Wesentlichen dazu dient, die Laufwerke mit dem Root-Dateisystem zu identifizieren und das Dateisystem zu mounten, wird von jeder Distribution selbst verwaltet und ist in der Regel voll von kompliziertem Code und Workarounds. Einige Entwickler streben an, dies zu vereinheitlichen und eine Variante der Initial Ramdisk zusammen mit dem Kernel auszuliefern.

Die letzte Diskussionsrunde des Tages widmete sich dem Kernel-Entwicklungsprozess und Qualitätssicherung. Arjan van de Ven stellte Daten aus dem Kerneloops-Projekt vor. Etwa zehn Fehler machen zu jeder Zeit 60% der eingetroffenen Fehlermeldungen aus. Daran haben proprietäre Treiber einen signifikanten Anteil. Torvalds forderte die Entwickler auf, sich die Berichte von Kerneloops regelmäßig schicken zu lassen, um Fehler schneller zu beheben. Auch über Regressionen wurde diskutiert. Diese sollen künftig effektiver gehandhabt werden. So kommt es gelegentlich vor, dass eine Korrektur existiert, aber nur im Kernelbaum eines Subsystems zu finden ist. Solche Korrekturen sollten direkt an den offiziellen Kernel gerichtet werden.

Eine Verkürzung des Kernel-Entwicklungsprozesses auf sechs Wochen statt der momentanen 12 Wochen wurde von den meisten Entwicklern als nicht hilfreich empfunden. Es würde die Zeit für Tests zu sehr reduzieren und die Arbeit der Tester erhöhen. Daher wird es auch diesbezüglich wohl keine Änderung geben. Es soll aber künftig verstärkt darauf geachtet werden, dass Patches und neue Treiber zuerst im passenden Subsystem-Kernel getestet werden und nicht direkt in den offiziellen Kernel wandern.

Die Zusammenfassung des ersten Tages des Linux Kernel Summit auf LWN.net ist zunächst nur Abonnenten zugänglich. Ab 29. September sollte sie in voller Pracht allen Lesern zur Verfügung stehen.

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