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Mo, 6. Dezember 2010, 15:06

Gemeinschaft

Studie über die Organisation großer Open-Source-Projekte

Die größten Open-Source-Projekte werden alle von einer unabhängigen Organisation geleitet, und diese Projektstruktur scheint auch der Grund für ihre Größe zu sein.

Diese Feststellung macht Henrik Ingo, Autor des Buchs »Open Life: The Philosophy of Open Source« und zeitweise Mitarbeiter von MySQL und MariaDB, in seiner aktuellen Studie. Seine Studie will eine Anleitung sein, wie man sein Projekt um das Zehnfache vergrößert und das Fünffache an Umsatz daraus erzielt. Er stützt sich dabei auf die Beobachtung, dass bei einem großen Projekt, das von vielen Unternehmen gemeinsam entwickelt wird, der Marktanteil etwa proportional zu den eigenen Investitionen zunimmt.

Die Studie konzentriert sich auf die größten Open-Source-Projekte, die der Autor in vier Größenklassen einteilt. Neun Projekte sind »sehr groß«, nämlich Linux, KDE, Apache, Eclipse, Perl mit CPAN, Mozilla mit Addons, GNOME, Drupal und GNU. Es sind Projekte mit mehr als tausend aktiven Entwicklern und mehr als hundert eingecheckten Code-Änderungen pro Tag. Von den nachfolgenden »großen« Projekten erreicht kaum eines mehr als ein Zehntel der Größe der führenden. Dahinter folgen als »mittelgroß« anzusehende Projekte mit weniger als 20 aktiven Entwicklern.

Daten zur Projektgröße ermittelte Ingo aus publizierten Daten, früheren Studien (wie sie besonders zu Linux zahlreich vorhanden sind) und Daten von Ohloh. Dabei muss berücksichtigt werden, dass einige dieser Daten, besonders von Ohloh, unzuverlässig sind. Unplausible Daten wurden weggelassen oder durch bessere ersetzt. Für das GNU-Projekt waren gar keine Daten verfügbar, seine Größe konnte nur geschätzt werden.

Bei der Projektleitung gibt es bei so großen Projekten im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Entweder übernimmt eine unabhängige Organisation die Leitung, oder ein Unternehmen kontrolliert alle wesentlichen Aspekte. Interessanterweise fallen die neun größten Projekte alle in die erste Kategorie, und ihr Abstand zu den nächstkleineren Projekten ist enorm, nämlich annähernd Faktor 10. Der Autor folgert, dass von einem einzelnen Hersteller kontrollierte Projekte nur sehr begrenzt wachsen können. In dieser Hinsicht stellt OpenJDK eine Ausnahme dar, da es diesem Projekt durch die Beteiligung von IBM gelingen könnte, zu den größten neun aufzuschließen. Obwohl unter anderem auch Red Hat beteiligt ist, übt Oracle immer noch eine weitgehende Kontrolle auf OpenJDK aus.

Wäre der Linux-Kernel von einem Unternehmen, beispielsweise Red Hat, allein entwickelt worden, so wäre die Aktivität nur ein Zehntel der heutigen, und seine Bedeutung wäre vermutlich minimal. Das sieht der Autor als Bestätigung der Theorie, dass von einem einzelnen Hersteller kontrollierte Projekte um etwa einen Faktor 10 kleiner bleiben. Linux ist auch ein Beispiel, wie sich die Investitionen der beteiligten Firmen auf ihren Marktanteil auswirken. Red Hat beschäftigt über ein Drittel der aktivsten Linux-Entwickler (zeitweise waren es sogar über 50%), und deren Beiträge machen 12% der gesamten Änderungen am Kernel aus. Diese 12% Beiträge führen zu einem Marktanteil von 62% an den Unternehmens-Linux-Systemen, womit entsprechende Einnahmen verbunden sind. Bei Novell, das ungefähr 7,6% der Kernel-Änderungen beisteuert, beträgt der Marktanteil etwa 29%. Der Autor spricht von einem Verstärkungsfaktor, der dadurch zustande kommt, dass jedes Unternehmen auch von den Beiträgen der anderen profitiert und durch die gemeinsame Arbeit der Markt generell wächst. Ebenfalls beachtenswert ist, dass Red Hat über seine angestellten Entwickler einen signifikanten Einfluss auf Linux ausübt - mehr jedenfalls als jedes andere Unternehmen.

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