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Diskussion um Banshee in der Ubuntu-Standardinstallation
Der Musikplayer Banshee, der erst in Version 11.04 von Ubuntu in die Standardinstallation aufgenommen wurde, soll in Version 12.04 offenbar wieder verschwinden. Dafür wurden verschiedene technische Gründe genannt, darunter auch die Abhängigkeit von Mono.
banshee.fm
Banshee 2.2
Der Impuls für einen entsprechenden Vorschlag, der kürzlich auf der Mailingliste
zur Diskussion gestellt wurde, ging von einer Sitzung während des
Ubuntu-Entwicklertreffens in Orlando aus. In der Mail schreibt Jason Warner, der Leiter des Gnome-Desktopbereiches bei Ubuntu, dass
Banshee bei den Benutzern offenbar nicht sehr beliebt sei. Es gebe Abstürze, die Startzeit sei zu lang und das Programm generell zu speicherhungrig. Die Oberfläche von Banshee sei den Alternativen zwar deutlich überlegen, das nütze aber wenig, wenn das Programm ständig abstürzt.
Warners Vorschlag ist, das vor einem Jahr geschasste Rhythmbox wieder in die Standardinstallation aufzunehmen. Zumindest für die anwesenden Ubuntu-Entwickler war Rhythmbox das Programm, das einfach funktioniert, wenn auch ohne Glanz. Dafür macht die Integration in Ubuntu One noch Sorgen.
Chow Loong Jin, der Banshee-Paketverwalter von Debian und Ubuntu, antwortete auf die Mail mit der Feststellung, dass die meisten Fehler wohl von einer Regression in gconf stammen, und auch Mono.Zeroconf einen Fehler hatte. Beide seien mittels Updates korrigiert worden. Zudem führte der Entwickler Messungen durch, die zeigen, dass Banshee kaum langsamer als Rhythmbox startet, nicht mehr CPU benötigt und höchstens 22 MB mehr Speicher braucht, was nicht ins Gewicht fällt.
Martin Pitt von Ubuntu schaltete sich ein, um klarzustellen, dass anders als von Warner behauptet die Banshee-Entwickler durchaus kooperativ und aktiv an der Fehlerbehebung arbeiten. Das Paket sei lediglich in Ubuntu selbst vernachlässigt worden, habe inzwischen aber Updates erhalten. Er nennt als Probleme von Banshee allerdings den großen Platzverbrauch auf der Installations-CD, die Nutzung von GTK+ 2 statt 3, Probleme mit der ARM-Portierung und die Abhängigkeit von Mono, dessen Zukunft etwas unklar sei. Offenbar will Ubuntu Mono ganz aus der Standardinstallation entfernen, was Fedora schon vor einiger Zeit getan hat.
Eine endgültige Entscheidung ist in dieser Frage noch nicht gefallen, aber zumindest für Warner ist es klar, dass Rhythmbox den Vorzug erhalten sollte. Denn Banshee wird weiterhin in den Online-Archiven zur Verfügung stehen. Möglicherweise wird die Nachinstallation von Banshee sogar zwingend erforderlich sein, um alle Funktionen der Integration mit Ubuntu One zu nutzen, denn hier scheint Rhythmbox noch einiges zu fehlen.
Die Banshee-Entwickler haben nun Anlass, sich zum zweiten Mal binnen eines Jahres von Ubuntu bitter enttäuscht zu sehen. Vor weniger als einem Jahr, als Banshee anstelle von Rhythmbox in die Standardinstallation kam, bestimmte Canonical einseitig, wie die Einnahmen aus der Anbindung an den Amazon-MP3-Store aufgeteilt werden - dabei ging es lediglich um einen Betrag von weniger als 10.000 US-Dollar jährlich, den das Projekt sicher besser gebrauchen konnte als Canonical. Nun beklagt Joseph M. Shields, einer der Banshee-Entwickler, die schlechte Informationskultur von Ubuntu. Die erwähnten ARM-Probleme existieren zudem nur auf der OMAP4-Plattform und seien nicht reproduzierbar, insbesondere weil kein Banshee-Entwickler über ein entsprechendes Testgerät verfüge. Generell funktioniere Banshee auf ARM-Systemen. Die anderen erwähnten Probleme seien behoben oder kurz vor der Behebung - aber gegen das Argument mit dem Platzbedarf oder den Unwillen von Ubuntu, Mono für die nächsten fünf Jahre zu unterstützen, könne das Banshee-Team wohl nichts machen.