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Do, 15. Mai 2014, 09:03

Software::Browser

Mozilla integriert DRM in Firefox

Mozilla sieht sich gezwungen, dem Beispiel von Microsoft, Google und Apple zu folgen und die umstrittene digitale Rechteverwaltung in HTML5 in Form der Encrypted Media Extensions (EME) des World Wide Web Consortiums (W3C) in Firefox zu integrieren.

Mozilla Foundation

Das erklärten sowohl die Vorstandsvorsitzende Mitchell Baker als auch der neue Technische Leiter Andreas Gal in ihren Blogs. Baker sagt, dies sei für Mozilla eine sehr schwere Entscheidung. Auf der einen Seite wollen die Anwender die im Internet dargebotenen Inhalte ohne Einschränkungen nutzen, wozu auch mit DRM versehene Inhalte gehören. Andererseits sieht Mozilla die Gefahren, die Einschränkungen von DRM für die Freiheit und die Privatsphäre darstellen.

Zunehmend wollen Inhalte-Anbieter wie etwa Netflix, Amazon Video oder Hulu sowie weitere Streaming-Anbieter Kontrolle über die Art und Weise, wie die Nutzer ihre Inhalte benutzen. So kann ein Anbieter per DRM festlegen, dass Anwender seine Inhalte zwar betrachten, aber nicht kopieren dürfen. Darüber hinaus wollen Anbieter Inhalte an bestimmte Geräte binden. Hier sieht sich Mozilla mit Firefox in der Zwickmühle, dass ohne DRM der Browser an Bedeutung verliert, da Anbieter ihre Inhalte für Firefox unzugänglich machen würden. So existiert beispielsweise ein HTML5-basierter Player von Netflix, der EME einsetzt und in Chrome und Internet Explorer 11 bereits nutzbar ist.

Bisher wurde DRM indirekt über Adobes Flash und Microsofts Silverlight implementiert. Seit einiger Zeit betreiben die Medienkonzerne allerdings die Integration von DRM als Standard in HTML5. Das W3C sieht mehrheitlich die Integration in Form der Encrypted Media Extensions (EME) als besser an als gar keine Kontrolle über DRM.

Neben der grundsätzlichen Sorge um die zukünftigen Auswirkungen auf die freie Zugänglichkeit zu Inhalten zeigt sich Baker auch besorgt über die proprietäre Art der Implementation der EME. Hierzu wird, wie Gal in seinem Blog ausführt, Mozilla mit Adobe zusammenarbeiten, wobei Mozilla das API und Adobe die Entschlüsselung in Form des proprietären Content Decryption Module (CDM) liefert.

Gal erklärt kurz auch die technischen Grundlagen, wie DRM in HTML5 funktioniert. Die in der Standardisierungsphase befindlichen EME beschreiben dabei als Spezifikation lediglich, wie die JavaScript-APIs auf das geschlossene CDM zugreifen. In der proprietären Natur dieses Moduls liegt einer der Hauptkritikpunkte an der geplanten DRM-Standardisierung durch das W3C. Hier will Mozilla mit seiner Implementation verhindern, dass beispielsweise das CDM auf Festplatten oder das Netzwerk der Anwender zugreift. Hiermit soll das sogenannte Node-Locking, das Binden an ein Gerät, eingeschränkt werden. Das CDM wird nicht in der Lage sein, zusätzliche Informationen über das Gerät oder den Anwender zu gewinnen. Dazu baut Mozilla einen Open-Source-Wrapper um das Closed-Source-Modul CDM und platziert beides in einer Sandbox. Das CDM wird nicht Teil von Firefox sein, sondern vom Browser von Adobe nachgeladen.

Bis DRM in Form von EME bei Mozilla Einzug hält, wird noch einige Zeit vergehen. Die Einführung soll nach den üblichen ausgiebigen Tests, die neue Funktionen durchlaufen werden müssen, in der Desktop-Version des Browsers für Windows, Linux und Mac OS X stattfinden. DRM wird in Firefox abschaltbar sein. Das bedeutet für die Anwender, dass sie einen Browser benutzen können, der kein DRM unterstützt. Das bedeutet aber zukünftig auch, sobald Flash und Silverlight nicht mehr als Krücke zur Durchsetzung von DRM dienen, eine Einschränkung auf DRM-freie Inhalte.

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