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Di, 20. Mai 2014, 14:06

Software::Desktop

Garrett: Linux-Desktop muss für Entwickler attraktiver werden

Auf dem OpenStack Summit machte Matthew Garrett die unerwartete Erfahrung, dass ein großer Teil der Linux-Entwickler einen Apple-Laptop für die Entwicklung nutzt. Der Grund dafür ist, dass viele Entwickler mit diesen Rechnern produktiver arbeiten können.

Larry Ewing

Die Erkenntnis, dass viele Linux-Entwickler unter Mac OS X entwickeln, war für Garrett neu und überraschend. Wenn er den betreffenden Entwicklern allerdings zuschaute, fand er meist nur Terminals und Webbrowser im Gebrauch - die Verwendung von Mac OS X war also vordergründig nicht durch Software bedingt, die es unter Linux nicht gibt.

Ein gewichtiger Grund war jedoch für viele Entwickler, dass Apple-Laptops hochauflösende Displays, gut funktionierendes Multitouch und eine unübertroffene Akku-Laufzeit vorweisen können, und alle Treiber sind bereits vorhanden, so dass man im Prinzip das Gerät auspacken und loslegen kann. Das ist allerdings kein Wunder, da Apple alle Bestandteile des Systems kontrolliert und nicht wie im PC-Bereich mit unzähligen Varianten hantieren muss.

Da Mac OS X ein Unix-System und damit nicht zu weit von Linux entfernt ist, und zudem seine Oberfläche seit 15 Jahren nahezu unverändert ist, ist ein Macbook somit für die Entwickler sehr attraktiv, auch weil sie es beruflich wie privat und auch mobil einsetzen können. Ein weiterer Punkt ist nach Aussagen einiger Entwickler, dass sich die Oberfläche mittels Skripten sehr stark automatisieren lässt.

Gerade hier sieht Garrett neben den anderen Punkten, die teilweise nicht die Schuld von Linux sind, eine große Schwäche des Linux-Desktops. Typische Arbeitsabläufe werden nicht unterstützt und erfordern den ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Programmen. Ein Beispiel ist, dass ein Entwickler eine E-Mail von einem Bugtracking-System erhält, weil jemand einen Fehler gemeldet hat. Er muss dann auf die URL in der E-Mail klicken oder sie kopieren und im Browser öffnen, um im Bugtracker den Fehler zu akzeptieren. Vielleicht wurde der Fehler in einem anderen Zweig bereits korrigiert, dann wechselt man beispielsweise zu Github, um die zugehörige Änderung zu finden, kopiert sie und wechselt zurück zum Bugtracker, um sie dort einzufügen und den Fehler als Duplikat zu markieren. Das alles ist laut Garrett zu aufwendig und ablenkend.

Abhilfe könnte es schaffen, wenn der Desktop mehr Wissen über den Bugtracker besäße und die passenden Informationen und Optionen bereitstellen könnte. Beispielsweise könnten Änderungen in Git lokal indiziert werden, so dass sie schnell gefunden werden können. Integrierte Entwicklungsumgebungen mögen dies teilweise ermöglichen, haben aber in den Augen vieler Entwickler andere Nachteile, so dass sie nicht genutzt werden.

Probleme dieser Art gibt es nach Ansicht von Garrett viele, sie seien ziemlich weitreichend und führen zu großen Zeitverlusten. Ihre Lösung durch optimierte Arbeitsabläufe wäre wahrscheinlich der einzige Weg, Entwickler zurückzugewinnen, die zu Mac OS X gewechselt sind. Denn die Konfigurierbarkeit von Linux sei kein ausreichendes Argument, und in den anderen genannten Punkten wie Multitouch kann Linux bestenfalls mit Mac OS X gleichziehen, aber keine Entwickler zum Zurückwechseln veranlassen. Garrett ist optimistisch, dass sich einige Entwickler daran machen werden, die Probleme zu lösen.

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