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Di, 29. November 2016, 14:08

Hardware::Mobilsysteme

Welte: Rückblick auf Openmoko

Zwei Jahre vor Android begann mit dem Neo1973, aus dem Openmoko hervorging, ein Versuch, ein Smartphone mit freier und offener Software zu schaffen.

OpenMoko stellte eine Linux-Plattform für Smartphones dar, die das mobile Ökosystem so offen wie den PC machen wollte. Ziel des im Herbst 2006 angekündigten Systems war es, einen freien Kontrapunkt zu den existierenden, weitgehend proprietären Systemen. Noch bevor iOS und Android das Licht der Öffentlichkeit erblickt hatten, gab es zwar bereits Linux-basierte Smartphones, von Offenheit oder Kompatibilität zwischen verschiedenen Herstellern konnte dabei jedoch keine Rede sein.

Im Rückblick betrachtet Harald Welte, der eine Weile an Openmoko mitarbeitete, das Projekt als verrückte Idee, aber auch als sehr interessante Zeit. Verrückt war es zum einen, dass Westeuropäer in Taiwan ein Unternehmen gründeten, zum anderen war die Idee eines auf freier Software beruhenden Systems wohl ihrer Zeit voraus.

Bei OpenMoko kamen einige zu dieser Zeit herausragende Entwickler wie Holger Freyther, Mickey Lauer, Stefan Schmidt, Daniel Willmann, Joachim Steiger, Werner Almesberger und Milosch Meriac zusammen, mit denen Welte teilweise noch in Kontakt steht. Sie lernten eine Menge während des Projekts. Doch Erfolg war ihnen letztlich nicht beschieden. Die ständigen Finanzierungsschwierigkeiten und andere Verzögerungen führten dazu, dass erste Entwicklermuster erst Mitte 2007 zur Verfügung standen und für den Massenmarkt war das FIC Neo1973 erst zu Weihnachten 2007 erhältlich. Die Offenheit, die auch die Hardware einschloss, hatte jedoch ihren Preis, so war das Gerät für die meisten Nutzer viel zu teuer. Das Neo 1973 war letztlich kaum mehr als ein Mustergerät, das einige Einschränkungen, viele Fehler in der Software und eine kaum funktionierende Energieverwaltung besaß.

Einen zweiten Versuch unternahm Openmoko mit dem Nachfolgemodell Neo FreeRunner, das deutlich leistungsfähiger und dabei auch etwas günstiger werden sollte. Doch nun musste es bereits mit Apple- und Android-Geräten konkurrieren und kämpfte mit weiteren Problemen, die auch dieses System zu einem Misserfolg machten. Die 10.000 verkauften Exemplare brachten laut Openmoko gerade genug Geld ein, um die Entwicklung zu bezahlen. Dennoch war Openmoko danach gezwungen, die meisten Mitarbeiter zu entlassen. Die verbliebenen Entwickler widmeten sich einem Wiki-Reader, der genauso floppte.

Fotostrecke: 12 Bilder

FIC Neo1973 Smartphone
OpenMoko FreeRunner
Neo FreeRunner
Modelliertes Gehäuse für OpenMoko GTA04
GTA04 mit Platinenlayout
Für Welte ist es noch bedauerlicher als der ausgebliebene kommerzielle Erfolg, dass kaum nützliche freie Software dabei entstanden ist. Lediglich einige Treiber für Linux und den Bootloader U-Boot blieben für die Nachwelt, dagegen wurden die drei Oberflächen, die nacheinander auf Basis von GTK, Qt und EFL entwickelt wurden, die GSM Modem-Abstraktion gsmd/libgsmd und die Middleware freesmartphone.org eingestellt.

Openmoko lebt noch weiter in von Enthusiasten betriebenen Projekten wie GTA04, Openphoenux und Tinkerphone, und das war wohl letzten Endes sein größter Verdienst. Die heutige Smartphone-Welt wird aber von Geräten dominiert, bei denen man an einen Hersteller gebunden ist. Es gibt weniger Freiheit als je zuvor, wofür Welte mehrere Gründe anführt. So gibt es heute keinen SoC-Hersteller mehr, der seine Hardware-Dokumentation zugänglich macht. Wegen der engeren Integration des Hauptprozessors mit dem Baseband-Prozessor (der den Mobilfunk abwickelt) ist es fast unmöglich, dem unfreien Baseband-Code wenigstens einen freien Anwendungsprozessor zur Seite zu stellen wie im Openmoko. Die freie Version von Android lässt sich auf keinem realen Gerät nutzen und lässt viele Funktionen missen. Eine Ausnahme ist vielleicht das Fairphone 2. Die binären Blobs, die man für ein typisches Smartphone benötigt, übertreffen den freien Anteil der Software beinahe im Umfang.

Wäre Openmoko erfolgreicher gewesen, würde das mobile Ökosystem heute vielleicht anders aussehen. Laut Welte war es eine verpasste Gelegenheit, mobile Software und Hardware offener zu machen.

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