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Mi, 15. März 2017, 10:28

Gemeinschaft::Personen

Sir Tim Berners-Lee sieht drei Bedrohungen für das Internet

Das Internet feierte am 12. März seinen 28. Geburtstag. Aus diesem Anlass meldet sich der Erfinder des World Wide Web, Sir Tim Berners-Lee zu Wort, um seiner Sorge um das Internet Ausdruck zu verleihen.

Pixabay

In einem offenen Brief führt Sir Tim Berners-Lee drei Bedrohungen an, die er für das Internet sieht. Er betont, seine bei der Gründung gehegten Hoffnungen auf eine offene Plattform, auf der jeder über geografische und kulturelle Grenzen hinaus Informationen austauschen und Chancen ergreifen kann, hätten sich auf vielerlei Art und Weise erfüllt, auch wenn es ein stetiger Kampf sei, diese Offenheit zu erhalten.

In den letzten 12 Monaten ist Berners-Lee jedoch zunehmend über drei neue problematische Trends besorgt, derer sich die Netzgemeinde annehmen muss, um das volle Potenzial des Internets für alle Menschen zu bewahren. Als problematisch sieht er das Ausmaß des Verlusts der Kontrolle über unsere persönlichen Daten, die erschreckende Zunahme von Missinformation im Netz und die fehlende Transparenz bei politischer Werbung.

Ein mittlerweile gängiges Geschäftsmodell im Internet sind freie Dienste und Informationen im Austausch gegen unsere persönlichen Daten als Bezahlung. Berners-Lee beklagt hier fehlende Kontrolle darüber, welche Daten wir freiwillig zur Verfügung stellen wollen und welche wir lieber privat lassen möchten. Hinzu kommt, dass, freiwillig oder gezwungen, Unternehmen immer mehr von unseren privaten Daten mit Regierungen teilen, sodass diese mehr über uns wissen als uns lieb ist. Auch hier sind die Chancen gering, zu erfahren, welche Daten dort gespeichert werden.

In repressiven Regimen führt dies schnell dazu, dass Oppositionelle überwacht und Blogger verhaftet oder getötet werden. Aber auch in Ländern, die vermeintlich das Beste der Bevölkerung im Sinn haben führt laut Berners-Lee die stetige Ausforschung der Privatsphäre dazu, dass das Netz weniger zum Austausch wichtiger Themen wie Gesundheitsproblemen, Sexualität oder Religion benutzt wird.

Für viele Menschen konzentriert sich die Suche nach Nachrichten und Informationen heutzutage auf wenige soziale Medienseiten und Suchmaschinen. Diese Seiten verdienen Geld, wenn wir auf deren Links klicken. Die Auswahl, was uns angeboten wird, basiert auf Algorithmen, die von unseren privaten Daten lernen, die sie ständig anhäufen. Das führt laut Berners-Lee dazu, dass »Fake News« die unsere vermeintlichen Neigungen mit überraschenden, schockierenden oder sonst wie uns ansprechenden Inhalten sich wie ein Lauffeuer verbreiten können.

Als drittes Problem sieht Berners-Lee die rapide Zunahme politischer Propaganda im Internet. Auch hier sorgen Algorithmen dafür das die gesammelten Daten über uns Profile ermöglichen, die bei politischen Kampagnen genutzt werden, um uns personalisierte Anzeigen zu übermitteln. Eine Quelle besagt, dass bei der letzten US-Wahl täglich auf Facebook bis zu 50.000 verschieden gestaltete Anzeigen verteilt wurden. Diese gezielte Werbung ermöglicht es etwa, verschiedene, sich möglicherweise gar widersprechende Informationen an verschiedene Wählergruppen zu verteilen, ohne das uns bei der schieren Menge ein Überblick möglich ist.

Berners-Lee sieht die Komplexität dieser Probleme, sieht aber auch Lösungsansätze. Zusammenarbeit mit Web-Unternehmen müsse dazu führen, dass Datensammlung fair durchgeführt wird und der Anwender Kontrolle zurückerhält. Zudem müssen neue Wege gefunden werden, um Umsätze zu generieren. Der Überwachung durch Regierungen und deren Diensten müsse ein Riegel vorgeschoben werden, auch wenn hierzu die Gerichte bemüht werden müssen. Unternehmen wie Google und Facebook müssen verstärkt zum Kampf gegen Falschmeldungen und Hasskampagnen aufgefordert werden. Die Web Foundation hat eine Strategie entworfen, die diese Ziele über die nächsten fünf Jahre verfolgen soll.

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