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Mo, 22. Oktober 2018, 13:17

Software::Kernel

Linux-Kernel 4.19 freigegeben

Greg Kroah-Hartman hat Version 4.19 des Linux-Kernels freigegeben. Die neue Version bringt Geschwindigkeitsoptimierungen und zahlreiche Verbesserungen in allen Bereichen.

Greg Kroah-Hartman

Wikipedia

Greg Kroah-Hartman

Zehn Wochen nach Linux 4.18 ist nun Linux 4.19 fertiggestellt. Mitten in der Testphase hatte Linux-Initiator Linus Torvalds eine Auszeit angetreten und die weitere Betreuung an Greg Kroah-Hartman abgegeben. Doch schon in dieser Woche wird sich Torvalds auf dem Open Source Summit Europe in Edinburgh wieder zurückmelden und wieder seine angestammte Rolle einnehmen. Das bedeutet, dass er spätestens nach dem Ende der Konferenz die für Linux 4.20 entwickelten Änderungen integrieren wird.

Hartman hatte die Freigabe von Linux 4.19 um eine Woche verschoben, nachdem er Anzeichen dafür sah, dass noch etwas mehr Tests nötig wären. Außerdem wollte er noch die Korrektur eines wichtigeren Fehlers abwarten. In seiner Ankündigung schreibt er, dass es wohl eine gute Entscheidung war, eine Woche abzuwarten. Den Rest der Ankündigung für eine Erläuterung, wie es zur Einführung des Code of Conduct in den Kernel kam, der mit der aktuellen Version allerdings eine Überarbeitung erfahren hat. Dies ist aber ein Thema für eine separate Meldung.

Die Zahl der Änderungen in Linux 4.19 liegt mit 14.000 im höheren Bereich. Die neue Version erreicht nicht Linux 4.9, enthält aber die meisten Änderungen seit Linux 4.15. Die Änderungen verteilen sich wie fast immer: Knapp zwei Drittel fallen in den Treiberbereich, wobei Grafik- und Netzwerktreiber den größten Teil ausmachen. Der Rest verteilt sich vor allem auf Architektur-Updates, Dateisysteme, den Kern des Kernels, Netzwerk, Dokumentation und Werkzeuge.

Zu den Änderungen in Linux 4.19 zählt eine stärker gebündelte Verarbeitung von ankommenden Paketen, die durch verbesserte Cache-Nutzung und weniger Funktionsaufrufe den Netzwerkdurchsatz steigert. Der Prozess-Scheduler soll nun besser in der Lage sein, jedem Prozessor die optimale Taktfrequenz zu geben, die immer einen Kompromiss aus Geschwindigkeitsanforderung, Latenz und Energieverbrauch darstellt. Der alte Tracing-Mechanismus »iprobes«, der schon seit langem durch ftrace ersetzt ist, wurde jetzt entfernt. Für asynchrone Ein- und Ausgabe wurde eine neue Polling-Schnittstelle geschaffen. Sie war bereits in Linux 4.18-rc1 enthalten, wurde aber im weiteren Verlauf wieder entfernt und musste überarbeitet werden. Die minimale GCC-Version zum Compilieren des Kernels ist nun die auch bereits mehrere Jahre alte Version 4.6.

Erstmals wird jetzt das »Cache Pseudo Locking« von Intel-Prozessoren unterstützt, mit dem sich der Cache mit bestimmten Daten laden lässt, auf die dann immer sehr schnell zugegriffen werden kann. Kernel Page Table Isolation (KPTI), die primäre Maßnahme gegen Meltdown, ist jetzt auch für 32 Bit x86-Systeme implementiert. Bei 64 Bit ARM gibt es nun Restartable Sequences und das GCC-Plugin »Stackleak«. Ferner kann der Kernel jetzt so konfiguriert werden, dass er seinen Zufallsgenerator mit der CPU-Instruktion rdrand initialisiert. Die Aktivierung der Option setzt voraus, dass man dem Prozessorhersteller vertraut, keine Hintertüren in rdrand eingebaut zu haben. Eine weitere neue Option soll das unvorhergesehene Überschreiben von Dateien in öffentlichen Verzeichnissen wie /tmp erschweren.

Beim Dateisystem XFS wurden die Mount-Optionen barrier und nobarrier entfernt, die seit Jahren keine Bedeutung mehr hatten und spätestens jetzt aus fstab-Dateien oder Skripten entfernt werden müssen. Das Dateisystem OverlayFS wurde vollständig POSIX-kompatibel gemacht und soll nun auch weniger Speicher benötigen. Neu ist das Enhanced Read-Only Filesystem (EROFS), das bei Live-CDs oder Firmware in Mobilgeräten zum Einsatz kommen kann. Ebenfalls neu ist ein Block I/O Latency Controller, mit dem man eine maximale Latenzzeit für spezifische Control Groups festlegen kann. Die asynchrone bsg-Schnittstelle wurde nun entfernt, wie bereits erläutert. Es gibt weiterhin die synchrone Schnittstelle, während die asynchrone große Designprobleme und wohl keine Nutzer hatte.

Im Netzwerkbereich haben Programme nun die Möglichkeit, Pakete zu einem späteren Zeitpunkt versenden zu lassen. Die Queuing Discipline CAKE, die die Netzwerklatenzen senken soll, wurde in den Kernel integriert. Eine weitere neue Queuing Discipline skbprio sortiert die Pakete nach einer internen Priorität. Sie soll gegen Denial-of-Service-Angriffe zum Einsatz kommen. Als weitere Neuerung wird nun auch der Hardware-beschleunigte Empfang von TLS-verschlüsselten Paketen unterstützt.

Wie bereits berichtet, wurde das GNSS-Subsystem in den Kernel aufgenommen. Darüber hinaus kamen auch wieder Treiber für zahlreiche Chips aller Art hinzu. Eine Liste aller Änderungen kann man dem Git-Repositorium entnehmen. Die Seite Kernelnewbies.org hat eine übersichtliche Zusammenfassung der Änderungen veröffentlicht. Die aktuelle Version von Linux kann von kernel.org und zahlreichen Spiegel-Servern in Form von Patches oder tar-Paketen heruntergeladen werden.

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