Software::Entwicklung
Aus GTK+ wird GTK
Die GUI-Bibliothek GTK+ verliert nach über 20 Jahren ihr Plus. Die kommende Version 4 wird daher einfach GTK 4 heißen und auch das Projekt nennt sich ab jetzt nur noch GTK.
gtk.org
Das neue GTK-Versionierungsschema
GTK+ ist ein durch
Gimp und
Gnome bekannt gewordenes Toolkit zur Programmierung grafischer Oberflächen, welches nicht nur plattformübergreifend, sondern dank zahlreicher Sprachbindungen auch sprachübergreifend zur Verfügung steht. Die Bibliothek wurde ursprünglich für Gimp entwickelt und später als separates Projekt fortgeführt. Heutzutage ist die Entwicklung stark an Gnome gekoppelt.
Die Diskussion um Sinn und Unsinn von GTK+ gegenüber GTK wurde seit dem Bestehen der Bibliothek schon oft geführt. Immer wieder führte das deplatziert wirkende Pluszeichen zu Verwirrungen, technischen Schwierigkeiten und unschönen URLs, auch wenn die Webadresse von GTK+, gtk.org, schon immer ohne das Pluszeichen auskam. Wie Gnome-Entwickler Emmanuele Bassi mitteilte, haben die Entwickler sich nun darauf verständigt, das Plus künftig wegzulassen.
GTK entstand als Toolkit speziell für das Bildbearbeitungsprogramm Gimp, das in seiner Anfangszeit das proprietäre Toolkit Motif verwendet hatte. Entsprechend war die erste Version von GTK noch ähnlich wie Motif strukturiert. Als GTK ein Typsystem mit Vererbung erhielt, wurde es von Gimp-Initiator Peter Mattis in GTK+ umbenannt. Dies dürfte laut Matthias Clasen um 1996 passiert sein. Jede im Quellcode veröffentlichte Version des Toolkits hieß daher GTK+, wie sich Owen Taylor erinnert. Dies treffe, anders als Bassi schreibt, unabhängig davon zu, ob GTK+ noch als Bestandteil von Gimp oder später unabhängig veröffentlicht wurde.
Die Umbenennung des Projekts wird nun nach und nach überall vollzogen. So ist beispielsweise der IRC-Kanal bereits zu #gtk umgezogen, aber noch unter dem alten Namen #gtk+ erreichbar. Keine Änderung gibt es an den veröffentlichten Versionen von GTK+ 2 und 3. Erst die kommende Version 4 wird dann GTK 4 heißen. Die Entwicklung von GTK 4 zieht sich bereits seit einiger Zeit hin und dauert offenbar viel länger als gedacht. Ein Nebeneffekt dieses Umstandes ist es allerdings, dass die letzte Version 3.24 von GTK+ sich nicht mehr ändert und dadurch, dass sie noch auf lange Zeit hinaus gepflegt wird, für Entwickler verstärkt attraktiv wird. Zuvor allerdings hatte das Projekt durch Änderungen, die auf Gnome zugeschnitten und teils zwischen den 3.x-Versionen inkompatibel waren, die Entwickler eher vergrault.
Bevor GTK 4 veröffentlicht werden kann, wollen die Entwickler noch eine Reihe von Verbesserungen einbringen oder zumindest in die Wege leiten, so dass es keine inkompatiblen Änderungen innerhalb von GTK 4.x gibt. Wie man einem Bericht vom GTK-Hackfest auf der FOSDEM in Brüssel, ebenfalls von Emmanuele Bassi, entnehmen kann, sind die noch offenen Punkte wohl kaum in einigen Wochen abzuarbeiten, so dass noch kein Termin für die Freigabe von GTK 4.0 genannt werden kann.