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Di, 5. März 2019, 15:30

Software::Distributionen::Debian

Debian 10 bleibt bei der Migration zu /usr

Schon lange war für Debian 10 geplant, den Inhalt der Verzeichnisse /bin, /sbin, /lib und /lib64 nach /usr zu verschieben. Das Technische Komitee lehnte jetzt einen Antrag ab, dies rückgängig zu machen, denn die beobachteten Probleme seien zu unbedeutend, um den Prozess zu stoppen.

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Die Vereinheitlichung von / und /usr, im Englischen auch als UsrMerge bezeichnet, bedeutet, den Inhalt der Verzeichnisse /bin, /sbin, /lib und /lib64 in die entsprechenden Verzeichnisse unter /usr zu verschieben und nur noch symbolische Links z.B. von /bin zu /usr/bin aus Kompatibilitätsgründen zu belassen. Sie wurde von Harald Hoyer und Kay Sievers 2012 oder früher vorgeschlagen und bereits in Fedora 17 implementiert, wo es bis heute Bestand hat.

Die Begründung für diese Maßnahme ist hauptsächlich, dass damit alle wesentlichen unveränderlichen Teile des Betriebssystems unter /usr liegen, was es einfacher macht, diese Partition schreibgeschützt zu mounten und über das Netzwerk oder für Container von mehreren Systemen gemeinsam nutzen zu lassen. Angemerkt wurde dabei, dass Solaris schon 15 Jahre zuvor diesen Weg gegangen war und dass die alten Pfade historisch benötigt wurden, um /usr über ein Netzwerk mounten zu können, wofür heute aber die Initial Ramdisk dient. Andere Szenarien werden praktisch nicht mehr unterstützt.

Debian war mit UsrMerge wesentlich später als Fedora. Die Umstellung wurde für Debian 9 getestet, aber standardmäßig wieder deaktiviert, da sie Probleme verursachte, die in Debian 9.0 nicht alle korrigiert werden konnten. Im Verlauf der Entwicklung von Debian 10 kam die Einstellung Mitte 2018 zurück. Es dauerte fünf Monate, bis das erste ernstzunehmende Problem mit der Änderung entdeckt wurde: Pakete, die in einer Umgebung mit vereinheitlichtem / und /usr erstellt wurden, sind unter Umständen auf Systemen ohne diese Vereinheitlichung nicht lauffähig. Betroffen sind Programme, die beispielsweise ein externes Programm unter /usr/bin aufrufen, wenn dieses auf alten Systemen unter /bin liegt. Dieses Problem wurde dadurch behoben, dass auf den Build-Servern eine Umgebung eingerichtet wurde, die kompatibel mit alten Systemen ist.

Ian Jackson war allerdings der Ansicht, dass dies nur eine Teillösung darstelle, da Pakete, die in anderen Umgebungen erstellt werden, dieselben Probleme verursachen können. Dem halten die Betreuer der Bau-Server Generierrechner entgegen, dass externe Pakete ohnehin nicht unterstützt werden können. Jackson rief das Technische Komitee an, um die Vereinheitlichung komplett rückgängig zu machen. Das Technische Komitee lehnte diesen Antrag jetzt ab und gab einen ausführlichen Überblick über den aktuellen und den angestrebten Stand der Umstellung sowie Vor- und Nachteile. Debian 10 »Buster« wird also wie geplant mit vereinheitlichten Verzeichnissen erscheinen. Bestehende Systeme behalten ihren bisherigen Zustand bei. Die Benutzer können durch die Installation des Paketes usrmerge sich aber dafür entscheiden, die Verzeichnisse zu vereinheitlichen. Die offiziellen Debian-Pakete werden so erstellt, dass sie mit beiden Systemvarianten funktionieren. Bei externen Paketen sind die Entwickler selbst dafür verantwortlich, dass sie korrekt funktionieren.

Für Debian 11 »Bullseye« macht das Technische Komitee die (nicht verbindliche) Vorgabe, die Erstellung von Paketen »sicherer« zu machen. Die Vereinheitlichung von / und /usr wird auch in Debian 11 nicht erzwungen, die Erstellung von Paketen, die mit beiden Systemvarianten funktionieren, soll dann aber auf allen Systemen möglich sein.

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