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Fr, 20. Dezember 2019, 13:19

Gemeinschaft::Organisationen

CERN beginnt mit Abkehr von Microsoft

Vor einem halben Jahr hatte CERN Pilotprojekte begonnen, um das schon zuvor beschlossene Ziel, Microsoft komplett loszuwerden, anzugehen. Als erstes wird nun der Mail- und Groupware-Client Kopano flächendeckend eingesetzt.

Kopano-Webapp bei CERN

CERN

Kopano-Webapp bei CERN

Wie CERN vor einem halben Jahr meldete, war seine Abhängigkeit von proprietärer Software im Laufe der Jahre gestiegen. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass CERN in den meisten Fällen Sonderkonditionen als akademische Institution erhielt, damit war die Software für alle Mitarbeiter problemlos verfügbar und die Lizenzkosten waren relativ gering.

Doch musste CERN auch bereits verspüren, dass die vermeintlich günstigen Konditionen oftmals nur als Köder dienten, um eine Abhängigkeit zum Hersteller zu schaffen. Sobald diese Abhängigkeit zementiert war, fielen plötzlich die günstigen Konditionen weg. Genau das passierte CERN dann auch mit Microsoft. 20 Jahre lang konnte CERN die Microsoft-Software sehr günstig nutzen. Doch im letzten Jahr entzog Microsoft dem CERN diesen Status. Mit dem Ende des laufenden Vertrags im März dieses Jahres sollte CERN jedes Programm einzeln lizenzieren. Dadurch, dass die Software allen Mitarbeitern gleichermaßen zur Verfügung stehen sollte, würden sich die Lizenzkosten verzehnfachen, was nicht finanzierbar war.

Sofort nachdem dies bekannt wurde, zog CERN die Reißleine und gründete das Projekt Microsoft Alternatives (MAlt). Zugleich wurde mit Microsoft ausgehandelt, die Lizenzkostenerhöhung über einem Zeitraum von 10 Jahren zu verteilen. Dadurch muss CERN zunächst nicht viel mehr zahlen als bisher, aber die Migration der Microsoft-Produkte zu freien Alternativen war dennoch beschlossene Sache. Wie seinerzeit München sieht sich auch CERN als Vorreiter und Vorbild, da zahlreiche andere Institutionen jetzt vor demselben Dilemma stehen.

Projekt MAlt hat das Ziel, den CERN-Mitarbeitern dieselbe Funktionalität bereitzustellen wie bisher. Der wichtigste Punkt ist daneben, die Abhängigkeit von Herstellern zu beseitigen, da diese immer ein Risiko darstellen. Zugleich will CERN Herr der eigenen Daten bleiben, was externe Cloud-Dienste sicher ausschließt. Vor allem die am häufigsten benötigten Nutzungen sollen abgedeckt werden.

Nachdem vor einem halben Jahr einige Pilotprojekte gestartet wurden, wurde offenbar das erste Ziel, die Umstellung der Mail-Software, jetzt erreicht. Eine offizielle Mitteilung vom CERN gibt es zwar anscheinend nicht, doch die Dokumentation der Maildienste erklärt nun, dass diese Dienste mit freier Software erbracht werden. Dazu gehören auch Groupware-Funktionen wie Kontakte, Kalender und Aufgaben.

Als bevorzugter Client ist Kopano angegeben, was darauf schließen lässt, dass Server-seitig ebenfalls Kopano verwendet wird. Kopano ist eine freie Groupware, die unter anderem Mail, Chat, Videokonferenzen, Dokumentenverwaltung, Kalender, Kontakte, Aufgaben und Notizen bietet. Der Kopano-Client ist sowohl als Desktop-Anwendung für Linux, MS Windows und MacOS als auch als Webanwendung verfügbar. Die derzeit eingesetzten Mail-Clients funktionieren größtenteils weiterhin. Auch MS Outlook bleibt nutzbar, wird aber nicht mehr unterstützt.

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