Software::Desktop
IBMs Desktop-Umstellung mehr Schein als Sein?
Wie der britische Nachrichtenticker »The Inquirer« meldet, ist von der angekündigten Umstellung aller Firmendesktops auf Linux derzeit fast nichts zu hören.
Dies muß nicht bedeuten, daß die Umstellung abgebrochen wurde, könnte aber auf Schwierigkeiten und Verzögerungen bei der Umstellung hindeuten.
Im November 2003 hatte IBM-Chef Palmisano gefordert, bis zum Ende 2005 alle internen Desktop-Rechner auf Linux umzustellen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte IBM nach eigenen Angaben bereits 15.000 Linux-Rechner intern am Laufen, und monatlich kamen 800 hinzu. Dieses Tempo sollte jedoch beschleunigt werden, zum jetzigen Zeitpunkt sollten eigentlich bereits 40.000 bis 60.000 Rechner mit Linux ausgestattet sein.
Doch danach war praktisch nichts mehr zu dem Thema zu hören, und auf kürzlich gestellte Nachfragen reagierte IBM auffallend reserviert. Die IBM-Sprecherin Nancy Kaplan gab an, daß es nichts Definitives zu der Umstellung zu sagen gebe. Linux werde IBM-intern benutzt und niemand werde daran gehindert, es zu nutzen. Allerdings konnte sie auch nicht sagen, ob die Zahl von 40.000 bereits erreicht wurde. Ihr sei auch nicht bekannt, ob es ein solches Ziel offiziell gegeben habe.
Die Computerwoche bringt als Ursachen für die vermutete Verzögerung mangelnden internen Support und nicht portierbare Applikationen ins Spiel. IBM hat demzufolge einen Standard-Linux-Desktop auf Basis von Red Hat entwickelt, der OpenOffice.org, Mozilla und den Notes-Client enthält. Bezeichnenderweise kann der Notes-Client nur unter Wine ausgeführt werden, da IBM immer noch keine Linux-Portierung entwickelt hat. Auch bei anderen Applikationen, die nur für Windows oder für den MS Internet Explorer geschrieben wurden, hapert es. Vom internen Helpdesk von IBM gibt es nur Support für den Internet Explorer, wer mit einem anderen Browser surft, kommt mit Supportanfragen nicht weit.
So haben angeblich Freiwillige einen IRC-Channel im IBM-Intranet aufgesetzt, um sich auf diese Weise gegenseitig zu helfen. Die Nutzerschaft von Linux ist deshalb weithin auf die Produktentwicklung und Forschung beschränkt, wo die Benutzer versiert genug sind, sich selbst zu helfen.