Komisch, ich habe mir gerade die oben verlinkte Diskussion auf der Mailingliste angesehen, und wenn die paar people der Großteil der Kernelentwickler sind, haben wir ein Problem.
Meiner Ansicht nach macht dieser Patch und die damit verbundene Nachricht aus dem Sender eine Witzfigur: Entweder ist das Einbinden von proprietären Triebern als Modulen gegen die Lizenz der Urheber -- dann sollte jetzt sofort etwas gegen jede einzelne Verletzung getan werden --, oder es ist es nicht! Dann aber sollte man hinnehmen, daß es das gibt.
Linus Torvalds scheint beispielsweise der Ansicht, daß 'derived works' dann nicht gegeben ist, wenn man nicht speziell für den Kernel entwickelt hat. Er bezieht sozusagen die Motivation der Entwickler mit ein. ("Schön! Mein Treiber war eigentlich für Amiga gedacht gewesen! Da kann er ja binary und proprietär bleiben.")
Eine Position wie die von Greg Kroah-Hartman oder auch Alan Cox ist zu kurz gedacht: Die Menschen sehen, daß ihre 3D Karte oder was auch immer läuft, und vertrauen darauf, daß sie es weiterhin tun wird. Auf dieses Vertrauen hin investieren sie Zeit und Geld.
In fünf oder fünfzehn Jahren anzukommen und zu sagen "Mmhhh, aber, mhhh, das war doch noch nie erlaubt..." oder "Hmm, aber Eure Rechtsanwälte hätten Euch doch sagen müssen, daß es nicht erlaubt war..." ist falsch.
Im Übrigen: Ist es sinnvoll anzunehmen, daß 3D Karten Hersteller keinen Code von anderen lizenziert haben? Wenn sie ihre Treiber unter GPL stellen wollten, müßten Sie wohl einen Teil neu schreiben. Ist wohl auch nicht so wichtig; es hängen ja nur ein paar Arbeitsplätze und Existenzen dran: die Spieleindustrie, Teile der PC Industrie, etc... Hallo? Jemand zu Hause?
(Und im deutschen Recht würde man vielleicht sogar argumentieren, daß die Rechteinhaber ihre Rechte vertan haben, weil sie wissentlich nichts gegen den Mißbrauch unternommen haben).
Deine Auslegung von 'Machtmißbrauch' ist im übrigen zwar nett, aber es kommt wohl auf die Wünsche derer an, die zu einer Handlung gezwungen werden; nicht darauf, wieviel Gutes man damit dem Rest der Menschheit tut. (Und im übrigen bedeutet GPL nicht, daß es in der Summe gut ist -- der Beweis muß erst noch erbracht werden.)
Von Ach von Wegen am Mi, 23. November 2005 um 18:53 #
Hi,
> Entweder ist das Einbinden von proprietären Triebern als Modulen gegen die Lizenz der Urheber -- dann sollte jetzt sofort etwas gegen jede einzelne Verletzung getan werden --, oder es ist es nicht! Dann aber sollte man hinnehmen, daß es das gibt.
Linus Torvalds scheint beispielsweise der Ansicht, daß 'derived works' dann nicht gegeben ist, wenn man nicht speziell für den Kernel entwickelt hat.
Ganz so einfach scheint es ja nun nicht zu sein, zu entscheiden, ob proprietäre Treiber als illegal angesehen werden oder nicht das hast Du ja selbst schon angedeutet; es gibt verschiedene Meinungen. Die Provokation Greg Kroah-Hartmans sehe ich alles andere als lächer lich. Im Gegenteil, sie versucht genau das zu erreichen, was Du forderst: Eine Entscheidung.
> In fünf oder fünfzehn Jahren anzukommen und zu sagen "Mmhhh, aber, mhhh, das war doch noch nie erlaubt..." oder "Hmm, aber Eure Rechtsanwälte hätten Euch doch sagen müssen, daß es nicht erlaubt war..." ist falsch.
Die Diskussion um Binärtreiber im Kernel ist je nicht ganz neu und das Problem ist nicht plötzlich aufgetreten, sondern bekannt. Sie wird nur jetzt, wo Hersteller von Binärtreibern eine stabile API fordern besonders angeheitzt. Tatsächlich ist es nicht nur die Seite der Linux-Entwickler, die hier Forderungen stellt, sondern genauso auch die Hersteller. Sie fordern gerade 2 Dinge, die man eigentlich nicht will und die nur ihnen nutzen: eine stabile API und Binärtreiber. Warum soll man als Entwickler dazu Ja und Amen sagen? Im Übrigen ist es gar nichts Besonderes, dass sich Nutzungsbedingungen ändern und dann neu verhandelt werden müssen. Ob das jetzt Lizenzen sind, die sich ändern oder Patente sind, die zunächst frei gegeben und dann irgendwann doch kostenpflichtig werden.
> Im Übrigen: Ist es sinnvoll anzunehmen, daß 3D Karten Hersteller keinen Code von anderen lizenziert haben?
Die Frage stellt sich nur bedingt, denn die Forderung nach quelloffenen Treibern ist nicht gleichbedeutend mit der Offenlegung des derzeitigen Codes.
> Wenn sie ihre Treiber unter GPL stellen wollten, müßten Sie wohl einen Teil neu schreiben. Ist wohl auch nicht so wichtig; es hängen ja nur ein paar Arbeitsplätze und Existenzen dran: die Spieleindustrie, Teile der PC Industrie, etc... Hallo? Jemand zu Hause?
Davon abgesehen, dass, wie oben angedeutet, die Treiber nicht zwangsweise vom Hersteller kommen müssen sehe ich jetzt keinen Zusammenhang zwischen Mehrarbeit und drohendem Arbeitsplatzverlust.
> Deine Auslegung von 'Machtmißbrauch' ist im übrigen zwar nett, aber es kommt wohl auf die Wünsche derer an, die zu einer Handlung gezwungen werden
Diese Herangehensweise an das Problem ist mir unverständlich. Es existiert in dem Sinne kein Machtmissbrauch, sondern nur ein Entscheidungsproblem: Entweder in den Linux-Markt zu den Bedingungen, die die Lizenz vorschreibt einsteigen, oder nicht. Es existiert kein Zwang und diese Konditionen gelten dann für alle Hersteller, keiner wird bevorzugt oder benachteiligt. Das ist keine linuxspezifische Sache, sondern bei jeder Art von Geschäft so.
Meiner Ansicht nach macht dieser Patch und die damit verbundene Nachricht aus dem Sender eine Witzfigur: Entweder ist das Einbinden von proprietären Triebern als Modulen gegen die Lizenz der Urheber -- dann sollte jetzt sofort etwas gegen jede einzelne Verletzung getan werden --, oder es ist es nicht! Dann aber sollte man hinnehmen, daß es das gibt.
Linus Torvalds scheint beispielsweise der Ansicht, daß 'derived works' dann nicht gegeben ist, wenn man nicht speziell für den Kernel entwickelt hat. Er bezieht sozusagen die Motivation der Entwickler mit ein. ("Schön! Mein Treiber war eigentlich für Amiga gedacht gewesen! Da kann er ja binary und proprietär bleiben.")
Eine Position wie die von Greg Kroah-Hartman oder auch Alan Cox ist zu kurz gedacht: Die Menschen sehen, daß ihre 3D Karte oder was auch immer läuft, und vertrauen darauf, daß sie es weiterhin tun wird. Auf dieses Vertrauen hin investieren sie Zeit und Geld.
In fünf oder fünfzehn Jahren anzukommen und zu sagen "Mmhhh, aber, mhhh, das war doch noch nie erlaubt..." oder "Hmm, aber Eure Rechtsanwälte hätten Euch doch sagen müssen, daß es nicht erlaubt war..." ist falsch.
Im Übrigen: Ist es sinnvoll anzunehmen, daß 3D Karten Hersteller keinen Code von anderen lizenziert haben? Wenn sie ihre Treiber unter GPL stellen wollten, müßten Sie wohl einen Teil neu schreiben. Ist wohl auch nicht so wichtig; es hängen ja nur ein paar Arbeitsplätze und Existenzen dran: die Spieleindustrie, Teile der PC Industrie, etc... Hallo? Jemand zu Hause?
(Und im deutschen Recht würde man vielleicht sogar argumentieren, daß die Rechteinhaber ihre Rechte vertan haben, weil sie wissentlich nichts gegen den Mißbrauch unternommen haben).
Deine Auslegung von 'Machtmißbrauch' ist im übrigen zwar nett, aber es kommt wohl auf die Wünsche derer an, die zu einer Handlung gezwungen werden; nicht darauf, wieviel Gutes man damit dem Rest der Menschheit tut. (Und im übrigen bedeutet GPL nicht, daß es in der Summe gut ist -- der Beweis muß erst noch erbracht werden.)
> Entweder ist das Einbinden von proprietären Triebern als Modulen gegen die Lizenz der Urheber -- dann sollte jetzt sofort etwas gegen jede einzelne Verletzung getan werden --, oder es ist es nicht! Dann aber sollte man hinnehmen, daß es das gibt.
Linus Torvalds scheint beispielsweise der Ansicht, daß 'derived works' dann nicht gegeben ist, wenn man nicht speziell für den Kernel entwickelt hat.
Ganz so einfach scheint es ja nun nicht zu sein, zu entscheiden, ob proprietäre Treiber als illegal angesehen werden oder nicht das hast Du ja selbst schon angedeutet; es gibt verschiedene Meinungen. Die Provokation Greg Kroah-Hartmans sehe ich alles andere als lächer lich. Im Gegenteil, sie versucht genau das zu erreichen, was Du forderst: Eine Entscheidung.
> In fünf oder fünfzehn Jahren anzukommen und zu sagen "Mmhhh, aber, mhhh, das war doch noch nie erlaubt..." oder "Hmm, aber Eure Rechtsanwälte hätten Euch doch sagen müssen, daß es nicht erlaubt war..." ist falsch.
Die Diskussion um Binärtreiber im Kernel ist je nicht ganz neu und das Problem ist nicht plötzlich aufgetreten, sondern bekannt. Sie wird nur jetzt, wo Hersteller von Binärtreibern eine stabile API fordern besonders angeheitzt. Tatsächlich ist es nicht nur die Seite der Linux-Entwickler, die hier Forderungen stellt, sondern genauso auch die Hersteller. Sie fordern gerade 2 Dinge, die man eigentlich nicht will und die nur ihnen nutzen: eine stabile API und Binärtreiber. Warum soll man als Entwickler dazu Ja und Amen sagen?
Im Übrigen ist es gar nichts Besonderes, dass sich Nutzungsbedingungen ändern und dann neu verhandelt werden müssen. Ob das jetzt Lizenzen sind, die sich ändern oder Patente sind, die zunächst frei gegeben und dann irgendwann doch kostenpflichtig werden.
> Im Übrigen: Ist es sinnvoll anzunehmen, daß 3D Karten Hersteller keinen Code von anderen lizenziert haben?
Die Frage stellt sich nur bedingt, denn die Forderung nach quelloffenen Treibern ist nicht gleichbedeutend mit der Offenlegung des derzeitigen Codes.
> Wenn sie ihre Treiber unter GPL stellen wollten, müßten Sie wohl einen Teil neu schreiben. Ist wohl auch nicht so wichtig; es hängen ja nur ein paar Arbeitsplätze und Existenzen dran: die Spieleindustrie, Teile der PC Industrie, etc... Hallo? Jemand zu Hause?
Davon abgesehen, dass, wie oben angedeutet, die Treiber nicht zwangsweise vom Hersteller kommen müssen sehe ich jetzt keinen Zusammenhang zwischen Mehrarbeit und drohendem Arbeitsplatzverlust.
> Deine Auslegung von 'Machtmißbrauch' ist im übrigen zwar nett, aber es kommt wohl auf die Wünsche derer an, die zu einer Handlung gezwungen werden
Diese Herangehensweise an das Problem ist mir unverständlich. Es existiert in dem Sinne kein Machtmissbrauch, sondern nur ein Entscheidungsproblem: Entweder in den Linux-Markt zu den Bedingungen, die die Lizenz vorschreibt einsteigen, oder nicht. Es existiert kein Zwang und diese Konditionen gelten dann für alle Hersteller, keiner wird bevorzugt oder benachteiligt. Das ist keine linuxspezifische Sache, sondern bei jeder Art von Geschäft so.