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Mi, 22. März 2006, 21:13

Gemeinschaft::Personen

Richard Stallman über die GPLv3

Nach Linus Torvalds kommt nun auch Richard Stallman in einem Email-Interview bei Forbes zu Wort.

Richard Stallman

Richard Stallman

Richard Stallman

Richard M. Stallman (RMS) gründete im Jahr 1984 das GNU-Projekt und im Jahre 1985 die Free Software Foundation (FSF). Seither tritt er unbeirrbar dafür ein, dass Software frei zu nutzen, zu ändern und weiterzugeben sein soll. Seine kompromisslose Haltung hat ihm sowohl Anerkennung als auch Kritik eingebracht.

Eines von Stallmans derzeitigen Projekten ist die Entwicklung einer neuen Version der GPL, der GPLv3. Nachdem der erste Entwurf vorgestellt wurde, gab es viel Zustimmung, aber auch Kritik, unter anderem von Linus Torvalds, dem Schöpfer des Linux-Kernels, der bei der aktuellen Version der GPL bleiben will.

In dem Interview umgeht Stallman, wie man es von ihm kennt, alle unwesentlichen Punkte, um sofort zum Kern der Sache vorzustoßen. Die GPLv3 ist nach seiner Ansicht nicht auf Kollisionskurs mit DRM-Verfechtern, sondern diese sind auf Kollisionskurs mit den Anwendern. Er schreckt nicht vor Wortspielen zurück, indem er die Abkürzungen MPAA und RIAA neu definiert mit »Malicious Power Attacking All« und »Really Intends to Alienate the Audience«. DRM will Änderungen auch in Software verhindern, da es andernfalls umgangen werden kann. Damit ist es mit Stallmans Zielen unvereinbar: »DRM sollte gesetzlich verboten werden.«

Befragt nach den Auswirkungen der GPLv3, sagt Stallman, dass die Auswirkungen für normale Anwender nicht merklich seien. Entwickler seien stärker betroffen. Wenig Sympathie hat Stallman für TiVo, eine Firma, die GPL-lizenzierte Software in ihren Geräten einsetzt, es jedoch sehr schwierig macht, diese zu ändern. Software unter GPLv3 könnte von TiVo nicht in dieser Art verwendet werden.

Dass Linus Torvalds mit dem Entwurf der GPLv3 nicht zufrieden ist, beunruhigt Stallman nicht. Torvalds kontrolliert lediglich den Kernel, der nur einen kleinen Teil eines vollständigen GNU/Linux-Systems darstelle. Stallman hofft aber, dass sich Torvalds später noch anders entscheidet.

RMS hält sich nicht für weniger pragmatisch oder realistisch als andere, wie beispielsweise Open-Source-Vertreter. Der Unterschied liege in den Zielen. Er stelle das Ziel der Freiheit höher als z.B. Bequemlichkeit, Open Source hingegen setzt seiner Ansicht nach zu sehr auf Bequemlichkeit, indem es bei der Freiheit der Benutzer, Software im Quellcode anzusehen und zu modifizieren, Kompromisse eingehe.

Zumindest im Prinzip stellt Stallman seine Ethik, dass Software für jeden frei sein müsse, sogar höher als das Gesetz. Während er es für unethisch hält, unfreie Software zu vertreiben, und für ethisch, unfreie Software zu »befreien«, verbietet das Urheberrecht zur Zeit, so etwas tatsächlich zu tun. Könnte Stallman das Gesetz ändern, so wäre das »Befreien« von Code kein Diebstahl mehr, sondern hätte einen ähnlichen Status wie das Befreien von Sklaven.

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