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Mi, 28. September 2005, 12:56

Software::Desktop::KDE

Vorschau auf KDE4

Noch ist KDE 3.5 nicht erschienen, da werden schon die ersten Konturen einer radikal überarbeiteten und erneuerten KDE4-Desktop-Umgebung sichtbar.
Von ThomasS

Schon bevor KDE 3.5 im Oktober endgültig erscheinen wird, arbeiten die KDE-Entwickler bereits im Hintergrund an einem rundum erneuerten KDE4-Desktop. Auf der letzten Entwicklerkonferenz aKademy 2005 wurden die ersten Umrisse eines neu konzipierten KDE4-Desktops sichtbar. Viel Arbeit ist bereits in die Portierung der bestehenden Applikationen auf Qt4 investiert worden, gegenwärtig überarbeitet man die grundlegenden Konzepte und Komponenten von KDE4. Schon jetzt lassen die Vorarbeiten im Ansatz erkennen, dass KDE4 seinen Nutzern viele Änderungen im Management ihres Desktops bieten wird. Ebenso erhofft man sich beim KDE-Projekt, dass der neue Desktop noch stärker externe Entwickler ansprechen wird.

Eine sehr ambitionierte Neuerung betrifft den Entwicklungsprozess von KDE4 selbst, mit dem Projekt Appeal will das KDE-Team neue Wege beschreiten. Schon in einem sehr frühen Stadium arbeiten nun Programmierer, Grafiker, engagierte Nutzer und Usability-Experten in diesem Projekt zusammen, um verschiedene Ideen über die Kommunikation in der Form von Treffen, Mailinglisten, Wikis und web-basierten Foren zu einem in sich stimmigen neuen Konzept zu harmonisieren. Mit dem neuen Desktop-Service Tenor existiert bereits ein aktives Unterprojekt von Appeal, das sich dem Thema der Organisation von Informationen auf dem Desktop verschrieben hat. Mit Beagle hat auch das GNOME-Projekt bereits einen Ansatz zur Suche und Organisation von Informationen auf dem Desktop gewählt, der sich aber nach Ansicht von Scott Wheeler, dem Projektleiter von Tenor, noch zu sehr an dem herkömmlichen Konzept der hierarchischen Strukturierung von Informationen anlehnt. Das Unterprojekt wird nach dem Willen von Wheeler einen neuen Ansatz in der Form einer Engine zur kontextuellen Verknüpfung von Informationen wählen, die den Entwickler von Applikationen Daten zur Verfügung stellt und die Anwenderschnittstellen dynamisch ändern können soll. So sind z.B. im KDE-Kontrollzentrum die verfügbaren Konfigurationsmodule noch hierarchisch angeordnet, zukünftig wird das Kontrollzentrum mit einer speziell Suchfunktion ausgestattet, die über individuelle Suchanfragen die Anwenderschnittstelle auf der Basis von wiederkehrenden Mustern in den Suchergebnissen dynamisch verändern kann.

Greifbare Veränderungen des KDE4-Desktops soll das Design-Projekt Plasma bringen, das mit SuperKaramba den Nutzern die Möglichkeit einer interaktiven Gestaltung ihres Desktops einräumen soll. Plasma ersetzt den bisherigen Komponentenmix des Desktops durch die vier grundlegenden Konzepte: Desktop, Applets, Extenders und Panels. So bekommen Nutzer weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten durch spezielle Python-Erweiterungen der in Textdateien definierten Widgets und Themen, um ihrem Desktop ganz nach eigenem Belieben frei kreieren zu können. Applets sollen das Management von Informationen, wie etwa Uhren, Anwendungsstarter oder Hardeware-Infos erleichtern, mit den sogenannten Extenders kann der Nutzer zusätzliche Informationen per Applets einrichten und anzeigen lassen. Vieles ist im Plasma-Projekt noch im Fluss. Plasma soll vollständig mit KHotNewStuff integriert werden, einem neuen Framework, dass KDE-Programmen das Herunterladen neuer Plugins, Erweiterungen und Daten aus dem Web erleichtern soll.

Obwohl es auf KDE-Apps.org bereits eine Reihe von Programmen externer Entwickler für wissenschaftliche, geschäftliche oder technische Aufgaben gibt, ist die Unterstützung von KDE durch unabhängige Softwarehersteller (ISV) noch gering. Eine Initiative zur Erhöhung des Interesses sieht das KDE-Projekt darin, spezielle Workshops für externe Entwickler anzubieten. Allein die Tatsache, dass viele Entwickler dennoch eher zur Entwicklung reiner Qt-Programme neigen, statt sich auf das KDE-Framework zu stützen, wirft allerdings Fragen auf. Allem Anschein nach scheint das Angebot von Workshops für externe Entwickler auf Open-Source-Konferenzen nicht allein ausschlaggebend für die Wahl der Programmierschnittstelle zu sein. Daher hat Martin Konold, bekannt durch seine Arbeit an Kolab und Kontact, das Projekt RuDI ins Leben gerufen, in dem an einer Kompatibilitätsschicht zwischen KDE und Qt gearbeitet werden soll. Dies ermöglicht einem reinen Qt-Programm, auf einem Rechner mit installierten KDE alle verfügbaren Features der freien Desktop-Umgebung ohne Modifikation zu nutzen. Damit könnte RuDI einige Probleme lösen, die ISVs nach Ansicht des KDE-Projekt bislang von einer Entwicklung für KDE abgehalten haben könnte. Es bietet eine stabile Programmierschnittstelle (API) und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass ISVs ihre Programme statisch gegen KDE-Bibliotheken linken. Darüber hinaus sieht Konold in RuDI auch eine nützliche Initiative, mit der sich GTK- und GNOME-Programme optisch besser in das K-Desktop-Umgebung (oder umgekehrt) integrieren ließen.

Einige der genannten Projekte befinden sich noch in ihren Anfängen, dennoch scheinen die kommenden zwölf Monate bis zum voraussichtlichen Erscheinen von KDE4 sowohl für die Fans und das KDE-Team eine spannende Zeit zu werden und noch viel Raum für Experimente und Neuerungen zu bieten.

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