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Do, 3. August 2006, 13:49

Software::Systemverwaltung

Reiser4 bald im Kernel?

Trotz einiger Kritik an Reiser4 besteht noch Hoffnung, dass das neue Dateisystem bald in den Linux-Kernel aufgenommen werden kann.

Schon seit mehr als zwei Jahren wird die Frage, ob und wann das Dateisystem Reiser4 in den Kernel aufgenommen wird, heiß diskutiert. Seit das Dateisystem als »stabil genug für die normalen Anwender« angepriesen wird, fordern sowohl Hans Reiser als auch diverse Anwender immer wieder, dass Reiser4 endlich in den Kernel aufgenommen wird. Zu Zeit streben sie die Aufnahme von Reiser4 in Version 2.6.19 des Kernels an, die in etwa drei Monaten anstehen dürfte.

Neue Kritik an Reiser4 kommt von Jeff Garzik und Linus Torvalds - doch beide könnten mit ihrer Einschätzung falsch liegen. Viele andere Entwickler haben es aber, zum Teil als Folge der langen Flamewars um Reiser4, abgelehnt, den Code zu begutachten, so dass es zur Zeit an Personen mangelt, die Reiser4 einem Review unterziehen.

Für Jeff Garzik ist die Plugin-Fähigkeit von Reiser4 ein Problem. Damit würde Reiser4 sein eigenes virtuelles Dateisystem (VFS) erzeugen, das an dieser Stelle fehl am Platz sei und besser in das VFS von Linux integriert werden solle. Die Plugins haben einen Einfluss auf das Datenformat, was den grundlegenden Prinzipien eines Dateisystems widerspreche. Es führe zu Kompatibilitäts- und Supportproblemen.

Linus Torvalds schaltete sich ein und kritisierte ebenfalls die Plugins. Solange es diese gebe und als solche behandelt werden, seien er und andere Kernel-Entwickler nicht an Reiser4 interessiert. Es sei zu vermuten, dass diese Plugins dazu missbraucht würden, proprietären Code in den Kernel zu laden und möglicherweise die GPL zu unterlaufen. Ferner zweifelt er daran, dass mit den Plugins die Kernel-Regeln für Sperren korrekt eingehalten werden können (eine Verletzung der Regeln würde zu Instabilität oder Datenkorruption führen).

In der Zwischenzeit hat Andrew Morton, in dessen Testkernel das Dateisystem schon seit längerer Zeit integriert ist, ein fast vollständiges Review durchgeführt. Er sieht zwei fundamentale Probleme mit Reiser4: Die fehlende Unterstützung für erweiterte Attribute, ACLs und direkte Ein/Ausgabe. Ersteres bedeutet, dass z.B. SELinux nicht mit Reiser4 funktioniert. In erster Linie würde es die Distributoren daran hindern, Reiser4 einzusetzen, doch der Aufnahme in den Kernel sollten diese Mängel nicht entgegenstehen.

Die Kritik an der Plugin-Architektur hält Morton für weitgehend substanzlos, da die Plugins eigentlich nur falsch benannt seien. Es handle sich um eine Abstraktionsschicht innerhalb von Reiser4, die das »saubere und sichere« Hinzufügen von Features in späteren Versionen ermöglicht. Hans Reiser dankte Morton für das Review und stellte eine baldige Implementation der direkten Ein/Ausgabe in Aussicht. Erweiterte Attribute und ACLs würden erst später folgen.

Es scheint, als seien in der letzten Version von Reiser4 nahezu alle Kritikpunkte beseitigt worden. Es mag noch ein wenig Säuberungsarbeit nötig sein, wie es Andi Kleen ausdrückte, aber ein wenig Überzeugungsarbeit in Verbindung mit Beseitigung der letzten Probleme könnte eine Aufnahme in Kernel 2.6.19 möglich machen.

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