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Sa, 11. August 2007, 09:59

Unternehmen

SCO-Seifenoper geht zu Ende

Das zuständige Gericht in Utah hat Novell alle Rechte an Unix und UnixWare zugesprochen, wodurch alle Ansprüche von SCO nichtig werden.

Im März 2003 hatte SCO IBM auf eine Milliarde US-Dollar Schadensersatz verklagt. Angeblich hatte IBM seine Verträge mit SCO gebrochen, als es die gemeinsame Entwicklung eines 64-Bit-Betriebssystems einstellte, und illegal Code daraus in den Linux-Kernel einbrachte. Schnell stellte sich heraus, dass SCO nur heiße Luft produzierte. Während der Rechtsstreit um die Verträge noch offen ist, konnte kein illegaler Code im Linux-Kernel gefunden werden. Ein Jahr danach, im Oktober 2004, fahndete SCO jedoch angeblich immer noch nach dem gestohlenen Code.

Gleich nach der Klage wurden auch Vorwürfe laut, dass dies lediglich eine Verzweiflungstat war, die unter anderem den Aktienkurs nach oben treiben sollte - was auch für kurze Zeit gelang. Vielleicht wurde auch auf eine Übernahme durch ein anderes Unternehmen spekuliert, die jedoch ausblieb. Allen Zweifeln zum Trotz haute SCO weiter auf die Pauke und erhöhte nicht nur die Schadensersatzforderungen an IBM auf fünf Milliarden USD, sondern reichte auch Klagen gegen eigene Kunden, DaimlerChrysler und Autozone, ein und forderte weitere Kunden zur Zahlung von Lizenzgebühren auf. Während einige kleinere Kunden zahlten, gingen die Klagen verloren, wie sich auch im ganzen turbulenten Jahr 2004 alles immer mehr gegen SCO wandte. Bereits im Januar 2004 war das Ende abzusehen, als SCO Novell verklagte, da Novell angeblich gegen SCOs Copyright verstoßen habe und das Unternehmen verleumdete. Novell hatte zuvor behauptet, die Rechte an Unix zu besitzen, und SCO sei lizenzpflichtige gegenüber Novell.

Erst Mitte 2005, von SCO war nun kaum noch etwas zu hören und die Prozesse zogen sich hin, führte dies zu Konsequenzen, als sich Novell entschloss, sein Copyright an Unix gegen SCO durchzusetzen. Nach jahrenlangem Hin und Her scheint Novell nun fast am Ziel. Richter Dale Kimball vom Bezirksgericht in Utah gab Novell recht: »Das Gericht entscheidet, dass Novell der Eigentümer des Copyrights an UNIX und UnixWare ist.« Seine Entscheidung (PDF), die 102 Seiten umfasst, gibt Novell auch das Recht, die Ansprüche von SCO gegen IBM und Sequent als nichtig zu erklären.

Sollte das Urteil rechtskräftig werden, muss SCO nach Novells Auffassung alle für Unixware erhaltenen Lizenzgebühren an Novell abführen. Dazu zählen die Zahlungen von Microsoft (16,6 Mio. USD) und Sun (9,3 Mio. USD) sowie einige kleinere, da SCO mindestens seit 2003 keine Zahlungen mehr an Novell geleistet hat. Damit könnte SCO demnächst eine Forderung von 25 Millionen US-Dollar ins Haus stehen, mehr, als das Unternehmen in der letzten Bilanz noch wert war. Damit könnte SCO bankrott gehen, womit Novell sein erklärtes Ziel erreicht hätte.

Im Nachhinein wurde die SCO-Klage als »das Beste, was Linux je passieren konnte«, charakterisiert. Die Klage führte dazu, dass die Herkunft des Codes im Linux-Kernel dokumentiert wurde - jeder Patch muss von mindestens zwei Entwicklern signiert werden. Viele Linux-Distributoren bieten ihren Kunden Schutz vor Klagen Dritter und stellen sie somit von jeglicher Haftung frei. Generell führte die Klage dazu, dass rechtlichen Bedrohungen von freier Software mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde und Maßnahmen getroffen wurden, solchen Gefahren vorzubeugen oder sich besser zur Wehr setzen zu können.

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