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Mi, 29. August 2007, 17:37

Software::Büro

Microsoft soll schwedische Ja-Stimmen zu OOXML gekauft haben

Die Serie der »merkwürdigen« Abstimmungen und Vorgehensweisen bei den nationalen Normungsgremien zur Anerkennung von OOXML als Standard reißt nicht ab.

Eine Arbeitsgruppe des schwedischen SIS stimmte am 28. August mit überwältigender Mehrheit für eine ISO-Standardisierung von Microsofts OOXML, nachdem überraschend 23 neue Firmen zu der Abstimmung zugelassen wurden.

Die Arbeitsgruppe WG17 des Schwedischen Standardisierungs-Instituts (SIS), das als Mitglied der ISO die schwedische Stimme im OOXML-Standardisierungs-Prozess abgibt, sprach sich mit 25 Ja-Stimmen, 6 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen deutlich für Microsofts neues Dokumentenformat aus. Zuvor hatte das SIS 23 Firmen, die sich vorher nicht an den Diskussionen über OOXML in dem Gremium beteiligt hatten, die Teilnahme an der Abstimmung gewährt. Einzige Voraussetzung für eine Teilnahme war die Mitgliedschaft im SIS, deren Kosten sich auf 17.000 Schwedische Kronen (1.920 EUR) belaufen.

Fast alle der 23 neu beigetretenen Firmen sind Partner von Microsoft in Schweden und hatten im Vorfeld keinerlei Interesse an den Diskussionen über OOXML gezeigt. Einzig Google hat in der Vergangenheit Position zu dem Office-Format bezogen und sich dabei stets ablehnend geäußert. Unter den neuen Mitgliedern befindet sich auch Hewlett-Packard.

Nach dem überraschenden Erscheinen der Microsoft-Partner in der Arbeitsgruppe wurde den Gegnern einer ISO-Standardisierung von OOXML das Angebot unterbreitet, die Abstimmung ohne Bezahlung des zu erstattenden Beitrages wieder zu verlassen. Die meisten der betroffenen Firmen verließen die Abstimmung daraufhin aus Protest, darunter auch IBM.

All dies legt den Verdacht nahe, dass Microsoft seinen Einfluss genutzt und seine Partner bewogen hat, seinem in die Kritik geratenen Dokumentenformat unter die Arme zu greifen. OSWorld.com will sogar mit Sicherheit wissen, dass Microsoft entsprechende Stimmen gekauft hat. Allen Gold-Partnern in Schweden wurden erhebliche Gelder für Marketing-Kampagnen in Aussicht gestellt, wenn sie Mitglied des Normierungs-Gremiums werden und für OOXML stimmen. Eine entsprechende E-Mail soll der schwedischen Zeitung Computer Sweden vorliegen. Da Microsoft nicht erwartet, dass die Partner technische Argumente wissen, warum sie mit Ja gestimmt haben, wolle es solche Argumente bereitstellen. Microsoft dementierte, Stimmen gekauft zu haben, und nannte die E-Mail »schlecht formuliert«.

Derweil hat Brasilien sich, ebenso wie China und Indien, gegen OOXML ausgesprochen. In der abschließenden Abstimmung der ISO am 2. September hat jedoch jede Mitgliedsorganisation unabhängig davon, welches Land sie vertritt, nur eine Stimme. Die ISO hat derzeit 158 Mitglieder. (Sven Schoenung/NANO/hjb)

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