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Mi, 2. April 2008, 09:27

Software::Büro

OOXML mit knapper Mehrheit zum ISO-Standard erhoben

Wie sich bereits abzeichnete, hat die Internationale Standardisierungs-Organisation ISO das von Microsoft entwickelte Dokumentenformat OOXML als Standard anerkannt.

Während von der ISO noch keine offizielle Verlautbarung vorliegt, hat die ECMA, die OOXML bereits vorher als Standard anerkannt hatte, das Ergebnis bereits veröffentlicht. Demnach haben 75% der nationalen Standardisierungs-Organisationen, die P-Mitglieder der ISO sind, den Standard befürwortet. Zwei Drittel wären nötig gewesen. Nur 14% aller Mitglieder stimmten dagegen; für eine Ablehnung wären 25% Nein-Stimmen erforderlich gewesen. Über die ECMA war OOXML auch im Fast-Track-Verfahren bei der ISO eingereicht worden. Dies machte es den meisten Teilnehmern unmöglich, die über 6000 Seiten umfassenden Spezifikationen bzw. die 2300 Seiten von Änderungsvorschlägen zu begutachten, da die dafür nötige Zeit fehlte.

Umso erstaunlicher ist, dass überhaupt einige Mitglieder ihre Stimme von Nein oder Enthaltung auf Ja änderten und damit das vorläufige Abstimmungsergebnis vom September 2007 drehten. Denn auch nach einer Tagung Ende Februar, bei der Verbesserungsvorschläge in den Entwurf eingearbeitet wurden, hielten einige Beobachter den Standardvorschlag für qualitativ sehr schlecht.

Das Standardisierungsverfahren war von zahlreichen Unregelmäßigkeiten begleitet. Gegen Microsoft wurde der Vorwurf erhoben, die nationalen Normungsgremien weltweit mit inkompetenten, aber linientreuen Mitgliedern aufgestockt zu haben, indem das Unternehmen seinen Partnern finanzielle Anreize zum Beitritt in die Normungsgremien gab. Dies führte bald danach zu Kollateralschäden wie einer teilweisen Handlungsunfähigkeit der Normungsgremien.

Laut Michiel Leenaars bedeutet die knappe Annahme von OOXML, dass von einer breiten Unterstützung des Standards keine Rede sein kann. Insbesondere sprächen die Nein-Stimmen der bevölkerungsreichen Länder China, Indien, Brasilien, Kanada, Südafrika und Iran Bände. Seine E-Mail enthält auch das genaue Abstimmungsergebnis und die eingereichten Kommentare.

Unterdessen hat Norwegen formalen Protest eingelegt und um die Änderung der eigenen Ja-Stimme in ein Nein ersucht. Auch wenn die Stimme von Norwegen laut Michiel Leenaars nichts am Ergebnis ändern würde, könnten andere Länder diesem Beispiel folgen.

Norwegen führt als Grund für den Protest an, dass es bei der Abstimmung zu ernsthaften Unregelmäßigkeiten gekommen sei. 80% der Stimmberechtigten des norwegischen Standardisierungskomitees waren gegen OOXML, trotzdem sei die Nein-Stimme von Norwegen in ein Ja geändert worden. Das Standardisierungskomitee hat daraufhin eine Rechtfertigung der Ja-Stimme herausgegeben.

Nach der Meinung von Michiel Leenaars wird der Einfluss der Standardisierung auf die Akzeptanz des bereits früher (ohne Unregelmäßigkeiten) zum Standard erhobenen freien Dokumentenformates ODF gering bleiben. Ähnlich äußerte sich Elmar Geese, Vorsitzender des Linux-Verbandes, bereits im August 2007: Es sei ihm wichtig, aufzuzeigen, dass es neben der »Fundamentalopposition« auch andere Wege gebe. In anderen Worten bedeutet die Standardisierung von OOXML noch lange nicht, dass das Format akzeptiert werden muss. Nicht nur für Geese scheint es unmöglich, dass der OOXML-Standard von einem Mitbewerber von Microsoft vollständig implementiert werden kann. Aus diesem Grund trägt OOXML nichts zur Interoperabilität bei.

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Kommentare (Insgesamt: 71 || Alle anzeigen )
Heil Amerika! (lala, Fr, 4. April 2008)
Re: Ich hoffe auf... (Holzhaus, Do, 3. April 2008)
Re[2]: $$$$$$ (ung, Do, 3. April 2008)
Re[5]: Ich könnt kotzen.. (Daniel Baumann, Do, 3. April 2008)
Re[4]: Och nö. (Schlaumeier, Do, 3. April 2008)
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