Open-Source-Projekt Zotero verklagt
Thomson Reuters, Entwickler der proprietären Bibliografie-Software Endnote, hat die Entwickler der freien Endnote-Alternative Zotero wegen angeblichem Re-Engineering verklagt.
Endnote ist eine proprietäre Software, die den Online-Zugriff auf Bibliografie-Datenbanken mit Suche, Organisation der Referenzen und Bilder und PDF-Dateien ermöglicht. Laut Thomson Reuters, dem Entwickler des Programmes, ist Endnote mehrsprachig und ermöglicht, Dateien mit Listen von Literatur-Referenzen und Abbildungen im proprietären Dateiformat.ens zu erstellen. Die Vorlagen sind für über 3500 Zeitschriften und Publikationen vorhanden.
Daniel J. Cohen, Professor an der George Mason University, hat Zotero entwickelt, eine freie Alternative zu Endnote, die von diversen Institutionen gefördert und nach Angaben des Projektes mittlerweile in über 100 Bibliotheken eingesetzt wird. Zotero ist eine Firefox-Erweiterung und kann in der aktuellen Betaversion die Literaturverweise in mehr als 1100 Stilen exportieren.
Die Herausgabe einer früheren Betaversion am 8. Juli nahm Thomson Reuters zum Anlass, den Staat Virginia als Betreiber der George Mason University wegen angeblicher Verletzung seiner Rechte und Bedrohung seines Geschäftsmodells auf Zurückziehung von Zotero und Zahlung von 10 Millionen US-Dollar Schadensersatz zu verklagen. Laut Reuters ist die neue Fähigkeit von Zotero, Stil-Dateien von Endnotes in das offene CSL-Format zu konvertieren, eine Verletzung der Endnote-Lizenz. Zotero habe Reverse-Engineering von Endnote betrieben.
Die Zotero-Entwickler haben sich bisher noch nicht geäußert. Das Programm steht weiterhin zum Download zur Verfügung. Beobachter geben der Klage von Reuters keine Aussicht auf Erfolg. Umgekehrt wird inzwischen auch behauptet, dass einige der Stile von Endnote aus Zotero kopiert wurden, was allerdings aufgrund der BSD-ähnlichen Lizenz erlaubt ist, wenn darauf hingewiesen wird.
