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Mi, 21. Juli 2010, 09:17

Gemeinschaft

Neue Diskussion um das »Open Core«-Modell

In jüngster Zeit wurde verstärkt Kritik an dem »Open Core«-Geschäftsmodell laut, bei dem ein Unternehmen den Kern eines Produktes unter einer freien Lizenz veröffentlicht, Erweiterungen aber nur kommerziellen Kunden liefert.

Das »Open Core«-Geschäftsmodell etablierte sich als Begriff Ende 2008 bis Anfang 2009 und wurde offenbar von Jaspersoft erfunden, wie Brian Gentle, Geschäftsführer von Jaspersoft, erklärt. Es wird weithin als »neuer Standard bei kommerzieller Software« gefeiert, und die Zahl der Blog-Einträge und Artikel darüber ist nicht mehr zu überschauen. Kritik an Open Core kam schnell auf, so nannte es Sander Marechal das Schlechteste beider Welten und bescheinigte bekannten Produkten eine schlechte Codequalität. Für die FSF und viele andere Kritiker bleibt solche Software letztlich proprietär, Bradley Kuhn nennt sie die neue Shareware. Auch Brian Prentice von Gardner verdammte Ende März das Modell als des Kaisers neue Kleider und kritisiert unter anderem das willkürliche Entfernen von Funktionen aus der freien Version der jeweiligen Produkte. Open-Core-Software besitzt demnach auch keine echte Gemeinschaft, da die vollständige Kontrolle bei einem einzelnen Unternehmen liegt.

Wie sich das auswirken kann, wurde vor einem halben Jahr auch der NASA bewusst. Die Raumfahrtorganisation wollte eine Cloud aus über einer Million Rechnern bauen, auf der 60 Millionen virtuelle Maschinen laufen sollen. Dazu verwendete sie zunächst Eucalyptus, eine Cloud-Verwaltungs-Software, die als freies Projekt im MAYHEM Lab an der Fakultät für Informatik der Universität von Kalifornien in Santa Barbara entwickelt und von der Firma Eucalyptus kommerzialisiert wurde. Der Geschäftsführer von Eucalyptus ist Mårten Mickos, der zuvor MySQL in eine fragwürdige Richtung geführt hatte. Als die NASA erkannte, dass die freie Version von Eucalyptus nicht annähernd ausreichend skalierbar war, versuchte sie Patches beizutragen, um die Software zu verbessern. Diese wurden von Eucalyptus jedoch abgelehnt mit dem Hinweis, dass die Software für solche Größenordnungen nicht gedacht sei. Zwar ist Eucalyptus kompatibel mit Amazon EC2 und ermöglicht Unternehmen damit, ihre virtuellen Server von EC2 in ihr eigenes Rechenzentrum zu holen, aber es ist nicht möglich, eine Cloud mit einer auch nur annähernd mit EC2 vergleichbaren Größe zu verwalten.

Die NASA reagierte, indem sie Eucalyptus fallen ließ und eine eigene, hoch skalierbare Verwaltungssoftware entwickelte. Vor wenigen Tagen wurde diese Software, Nova, im Rahmen des OpenStack-Projektes, vorgestellt. Sie steht unter der freien Lizenz Apache 2.0, und neben der NASA sind 25 Unternehmen an der offenen Entwicklung des Projektes beteiligt.

Schon vor der Vorstellung von OpenStack wurde die Kritik am Open-Code-Modell wieder lauter, so beispielsweise in Open Core ist kein Open Source, das ein Interview mit Mårten Mickos aufgreift. Andere bezeichnen Open Core frei heraus als Fauxpen Source und stimmen in die Meinung der Kritiker ein, dass diese Software die in der Open-Source-Definition geforderten Freiheiten nicht erfüllt und somit proprietär ist.

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