Login
Newsletter
Werbung

Mo, 6. Januar 2014, 14:24

Software::Entwicklung

Raymond: Emacs soll Git als Versionsverwaltung nutzen

Auf Vorschlag von Eric Raymond wird der Editor Emacs, eines der ältesten und aktivsten GNU-Projekte, vermutlich zu Git als Versionsverwaltungssystem wechseln. Das bisherige Versionsverwaltungssystem Bazaar bezeichnet Raymond als sterbend.

GNU Emacs 24.2

Hans-Joachim Baader

GNU Emacs 24.2

Bazaar ist das Versionsverwaltungssystem der Wahl für GNU. Entstanden ist diese Wahl historisch, da sich GNU-Gründer Richard Stallman zu einem Zeitpunkt, zu dem Git, Mercurial und Bazaar (bzr) ziemlich gleichwertig waren, für letzteres ausgesprochen hatte. Seit dem Jahr 2005, als alle drei fast zeitgleich als freie Alternative zu BitKeeper entstanden, sind sie alle sehr gereift, doch die bemerkenswerteste Entwicklung war die, dass sich Git auf weiter Strecke durchsetzen konnte und die anderen Systeme bei den Benutzerzahlen immer weiter hinter sich ließ.

Der selbsternannte Versionsverwaltungs-Experte Eric Raymond bezeichnete nun Bazaar als sterbend und regte an, die Versionsverwaltung von Emacs auf Git umzustellen. Zugleich bot er an, die Migration in leitender Funktion zu unterstützen. Als Hauptgrund für den Wechsel gab er an, dass Git bei weitem die meisten Benutzer habe. Emacs würde Gefahr laufen, Entwickler zu verlieren, wenn es bei einem System bleibt, das von vielen als veraltet empfunden wird oder zusätzlichen Lernaufwand erfordert. In diesem Sinne habe Git gewonnen; er hätte zwar lieber einen Erfolg von Mercurial gesehen, habe aber nun die Tatsachen akzeptiert.

Die Diskussion, die daraufhin auf der Mailingliste entstand, ist noch nicht abgeschlossen. Richard Stallman äußerte schon kurze Zeit nach Raymond, dass er nicht weiter auf Bazaar bestehe, und machte so im Prinzip den Weg frei. Auf der Mailingliste spricht sich ein Teil der Entwickler für das Beibehalten von bzr aus, ein Teil würde aber Mercurial bevorzugen. Die deutliche Mehrheit scheint jedoch den Wechsel zu Git zu unterstützen.

Bazaar ist im Gegensatz zu dem, was Raymond schreibt, allerdings weder tot noch liegt es im Sterben. Richtig ist aber, dass die weitere Entwicklung kaum noch stattfindet und die Zahl der Nutzer sinkt, so dass das Hauptargument von Raymond berechtigt scheint. Bazaar startete als Gemeinschaftsprojekt, doch als Canonical sich entschied, Bazaar in Launchpad einzusetzen, stellte es die meisten Bazaar-Entwickler ein, weshalb Bazaar heute vielfach als Canonical-Entwicklung angesehen wird. Der Tätigkeitsschwerpunkt der Entwickler änderte sich allerdings mittlerweile, so das Bazaar nur noch gewartet wird, aber keine Weiterentwicklung mehr erfährt.

Erschwerend kam hinzu, dass Canonical ab Ende 2009 von allen Beitragenden die Unterzeichnung einer Lizenzvereinbarung verlangte. Dies führte dazu, dass die Anzahl der Beiträge von externen Entwicklern inzwischen auf Null gesunken ist. Das kann man einer Analyse von Jelmer Vernooij entnehmen, der anfänglich viel zu Bazaar beigetragen hat. Der Text zeigt auch auf, warum Bazaar sich womöglich nicht gegen Git und Mercurial durchsetzen konnte, trotz vergleichbarer Funktionen und Ausgereiftheit. Demnach hatte bzr zuviele Funktionen, von denen einige sehr schwer effizient zu implementieren waren. Dadurch gab es Geschwindigkeitsmängel, die später zwar zum Teil behoben wurden, aber bzr immer noch für große Projekte ungeeignet machen. Vorteile von Bazaar sind unter anderem, dass es in klarem Python geschrieben ist und vieles abstrahiert, so dass es sogar die Repositorien anderer Versionsverwaltungssysteme direkt benutzen kann. Doch das war nicht genug, um gegen Git zu bestehen, das nach Aussagen seines Schöpfers Linus Torvalds nicht einmal ein Versionsverwaltungssystem ist, sondern nur Dateiänderungen aufzeichnet.

Werbung
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung