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Mo, 30. November 2015, 14:34

Gesellschaft::Politik/Recht

Spanien: Zaragoza setzt Migration zu freier Software fort

Langsam, aber stetig verläuft die Migration zu freier Software in der spanischen Stadt Zaragoza. Das Motto der noch lange nicht abgeschlossenen Migration lautet »Open Source nutzen, wo möglich«. Das Fernziel ist allerdings die fast vollständige Umstellung auf freie Software.

Mirko Lindner

Zaragoza, die fünftgrößte spanische Stadt, begann bereits 2007 mit einer Migration aller Rechner auf Suse Linux und OpenOffice.org. Der ursprüngliche Plan, bis Ende 2008 zunächst die Office-Software auf OpenOffice.org umzustellen und danach von MS Windows auf Novells SUSE Linux Enterprise Desktop, musste jedoch offenbar angepasst werden, denn 2010 war die Migration immer noch »im Plan«. Zu diesem Zeitpunkt verfügten alle Desktops über die freie Office-Suite und etwa 700 der 2800 liefen mit Linux. Die Administratoren mussten allerdings feststellen, dass es von Seiten der Mitarbeiter teils beträchtlichen Widerstand gegen Änderungen der Desktop-Infrastruktur gab. Auch konnten nicht alle eingesetzten Programme auf Linux migriert werden. Als Abhilfe waren VirtualBox oder Wine vorgesehen.

Über fünf Jahre später gibt es in Zaragoza keinen SUSE Linux Enterprise Desktop mehr, denn inzwischen setzt die Stadt auf AZLinux, das auf Ubuntu beruht. 1200 der 3000 Desktops laufen mit dem freien System. Egal ob Linux oder MS Windows, LibreOffice ist die Standard-Office-Suite und ODF das Standard-Dokumentenformat. Das berichtet Joinup, das Open-Source-Portal der Europäischen Kommission.

Auf der Konferenz Open Source Summit in Paris sprach Eduardo Romero, der Verantwortliche für die Desktop-Migration, über den Stand der Dinge. Freie Software, die von von den städtischen Angestellten genutzt werden kann, ist beispielsweise Mozilla Firefox, Mozilla Thunderbird, Gimp, Scribus, PDFSam, VLC, File Roller, Pinta, Geany, Chromium, Filezilla, Solfege und Pidgin.

Laut Romero geht die Migration nur langsam voran, weil nicht viele Ressourcen dafür bereitgestellt werden. Dennoch wird sie stetig fortgesetzt, bis sie vollständig ist. Wichtig sei, dass die Mitarbeiter richtig geschult werden. Ein besseres Verständnis von Computertechnologie helfe bei der Migration.

Der schwierigste Teil der Migration ist laut Romero die Office-Suite wegen der Verwendung von Makros und der Einbindung in Unternehmensanwendungen. Die Lösung ist in den meisten fällen, die Unternehmensanwendungen zu Webanwendungen zu machen, die mit jedem Browser benutzt werden können. Es bleibt außerdem schwierig, Dokumente mit anderen Institutionen auszutauschen, die entgegen den gesetzlichen Vorgaben immer noch proprietäre Formate statt ODF verwenden.

Nach Meinung von Romero muss man die Benutzer neugierig auf die neue freie Software machen, sonst widersetzen sie sich der Migration. Freie Software sei aber die weitaus bessere Alternative für die öffentliche Verwaltung. Gemeinsames Nutzen und Wiederverwenden sei, was die Verwaltung ausmacht. Was die Verwaltung an Code, Zeit und Wissen investiere, erhalte sie zehnfach zurück. Zudem werde damit die lokale IT-Wirtschaft gefördert.

Auf der Server-Seite hat Zaragoza schon länger fast ausschließlich Linux-Systeme im Einsatz. Etwa hundert Systeme laufen unter CentOS, Suse Linux oder Debian.

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