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Do, 11. Mai 2017, 12:43

Software::Entwicklung

Java 9 ohne vollständiges Jigsaw?

Die Freigabe von Java 9 ist seit einem halben Jahr für den 27. Juli 2017 vorgesehen, gut zehn Monate später als ursprünglich geplant. Doch das neue Modulsystem Jigsaw wurde jetzt von der zuständigen Expertengruppe abgelehnt und muss noch einmal überarbeitet werden. Trotzdem wollte Oracle bisher den Freigabetermin nicht verschieben.

Oracle

Der Hauptgrund für die Verzögerung der Freigabe des neuen Java-SDKs war die Modularisierung der Sprache, Projekt Jigsaw genannt, die zum einen das JDK selbst in Module zerlegen, zum anderen für Anwendungen ein stark verbessertes natives Modulsystem bereitstellen soll. Jigsaw, das als JSR 376 von der Gemeinschaft entwickelt wird, hat bereits einen sehr holprigen Weg hinter sich. Bereits zweimal hatte die zuständige Expertengruppe einen bestehenden Entwurf abgelehnt und eine nochmalige Überarbeitung der Spezifikation erzwungen. Nun stand nach einer öffentlichen Review-Phase von einem Monat Dauer eine erneute abschließende Abstimmung an. Bei einer Annahme des Entwurfs durch die Expertengruppe wäre der Weg frei gewesen für die endgültige Integration in Java 9. Doch es sollte anders kommen. In der am 8. Mai beendeten Abstimmung verwarf eine knappe Mehrheit den Entwurf. Damit ist nach den Regeln des Java Community Process eine erneute Überarbeitung der Spezifikation erforderlich. Wird diese nicht binnen 30 Tagen vorgelegt, ist JSR 376 gestorben. Gleiches droht der Spezifikation, wenn sie bei der nächsten Abstimmung wieder durchfallen sollte.

Mark Reinhold, der Chef der Entwicklungsabteilung der Java Standard Edition bei Oracle und der Verantwortliche für JSR 376, hatte bereits vor einigen Tagen vor dieser Entwicklung gewarnt. Sein Blog-Beitrag war eine Reaktion auf eine Forderung diverser Mitglieder der JSR 376-Expertengruppe, Java 9 zu verschieben, um die zahlreichen nach ihrer Ansicht kritischen Defizite von Jigsaw zu beheben. Andernfalls sei Jigsaw, das für die Modularisierung des JDK selbst gut funktionierte, von anderen Entwicklern nicht zu gebrauchen.

Reinhold zeigte sich in seinem »offenen Brief« an die Expertengruppe enttäuscht von einigen Beteiligten, zugleich aber auch überrascht, da einige Experten, mit deren Zustimmung er gerechnet hatte, jetzt dagegen stimmten. Er war der Meinung, dass die aktuelle Spezifikation ihre Ziele erfüllte. Einige kleinere Probleme seien noch offen, aber die Lösung sei bereits aufgezeigt.

Dass Red Hat gegen den Entwurf stimmte, überraschte Reinhold nicht. Das JBoss/WildFly-Team habe nach anfänglicher Zustimmung den Entwurf systematisch untergraben, wahrscheinlich, um das ausschließlich in JBoss/WildFly verwendete Modulsystem zu erhalten. Die Ablehnung von IBM kam für Reinhold dagegen überraschend. Er kritisiert, dass IBM im JSR weitgehend untätig war und erst nach Aufforderung eine Liste von Kritikpunkten vorlegte, die aber alle bereits bekannt waren.

Laut Reinhold ist JSR 376 zwar nicht perfekt und kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht alle Modularisierungsprobleme der Welt lösen. Doch es sei gut genug, um es mit Java 9 zu publizieren und dann iterativ zu verbessern. Die Mehrheit der Expertengruppe sah dies allerdings anders. Was das für den Freigabetermin und den Funktionsumfang von Java 9 bedeutet, ist noch nicht klar.

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