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Mi, 2. August 2017, 15:05

Gemeinschaft::Organisationen

Krita Foundation mit finanziellen Problemen

Aufgrund von Steuernachzahlungen hat die eigentlich als gemeinnützig eingetragene Krita Foundation ihre finanziellen Reserven weitgehend eingebüßt. Die Ursache sind gravierende Fehler bei der Handhabung der Aktivitäten der Stiftung.

Mit den Radian-Pinseln gemaltes Bild in Krita 3.2 Beta

krita.org

Mit den Radian-Pinseln gemaltes Bild in Krita 3.2 Beta

Die Entwicklung des freien Malprogramms Krita wird durch eine Stiftung unterstützt, die Krita Foundation, die 2013 in den Niederlanden gegründet wurde. Als gemeinnützige Organisation war sie von der Steuer befreit. Für die Gründung sowie die anfängliche Buchhaltung wurde ein Steuerberater hinzugezogen, um sicherzustellen, dass die Finanzen den Vorschriften entsprechend verbucht wurden.

Doch bei den nachfolgenden Aktionen wurde offenbar auf jeden guten Rat verzichtet. Als es Anfang des Jahres eine Steuerprüfung gab, wurden zwei Dinge beanstandet: Die Stiftung hatte die Umsatzsteuer für Anschaffungen in voller Höhe zurückgefordert, hätte dies aber nur für den Anteil der Einnahmen, die aus Verkäufen stammen, tun dürfen. Diese machten nur rund 15 Prozent der Gesamteinnahmen aus, der Rest stammte aus Spenden. Die Stiftung bezahlte außerdem Dmitry Kazakov für seine Vollzeitarbeit an Krita, was im Wesentlichen auch der ursprüngliche Sinn der Stiftung war. Doch da die Stiftung auch mit Krita zusammenhängende Dinge verkauft und dies vom Steuerprüfer als gewerbliche Tätigkeit eingestuft wurde, hätte die Stiftung für Kazakovs Arbeit, die in Russland ausgeführt wurde, in den Niederlanden Umsatzsteuer zahlen müssen. Da die Stiftung keine Firma ist, kann sie diese Umsatzsteuer nicht erstattet bekommen.

Im Ergebnis wurde die Stiftung zu einer Nachzahlung von 24.000 Euro aufgefordert. Dies konnte mit Hilfe eines Beraters, der allerdings 4.000 Euro kostete, auf 15.000 Euro reduziert werden. Von den 30.000 Euro, die die Stiftung Ende 2016 zur Verfügung hatte, sind nun aber nur noch 5.400 verblieben. Wie der Krita-Hauptentwickler Boudewijn Rempt schreibt, kosteten die Stiftung Monate und reduzierten die Produktivität erheblich. Da es keine Sicherheit bezüglich der Finanzen mehr gab, konnte auch nicht, wie ursprünglich geplant, im Mai eine neue Spendenkampagne gestartet werden. Glücklicherweise fand das Projekt einen neuen Sponsor, der einige der Arbeiten an Krita bezahlen will.

Eine zusätzliche Komplikation entstand dadurch, dass Boudewijn Rempt bis Mitte 2016 neben Krita auch einen normalen Vollzeit-Job hatte. Durch die anhaltende Doppelbelastung erlitt er Mitte 2016 einen Zusammenbruch, musste seinen Job aufgeben und lebte bis Ende 2016 von seinen Ersparnissen. Seither arbeitet er in Vollzeit für die Krita-Stiftung, die dadurch aber höhere Ausgaben hat.

Der Kardinalfehler der Stiftung war, mit den Verkäufen von Krita-Artikeln wie Schulungsvideos und Büchern sowie Verkäufen im Windows Store und auf Steam eine gewerbliche Tätigkeit auszuüben, die die Gemeinnützigkeit der Stiftung in Frage stellte. Der Fehler wurde teuer bezahlt. Die gewerbliche Tätigkeit wurde in der Folge in eine separate Firma ausgelagert, so dass die Stiftung nun wieder vollständig nicht-gewinnorientiert ist. Die Zahlungen an Dmitry Kazakov sind damit von der Umsatzsteuer in den Niederlanden befreit. Die Arbeit an Krita 3.2 und 4.0 konnte wieder aufgenommen werden und eine neue Spendenkampagne ist für den September geplant. Spenden sind aber auch außerhalb der Kampagne möglich. Die Finanzen der Stiftung 2013 bis 2016 wurden öffentlich gemacht.

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